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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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den Ohren. Schorsch grunzte und suchte sich schwanzwedelnd eine neue Position im Fußbereich. Max hatte Mühe, am Hund vorbei die Beine auszustrecken. Dann legte er die Decke über sie beide und kuschelte die Füße in das seidige Hundefell. Die Wärme breitete sich angenehm aus. Max stauchte die Kissen in seinem Rücken, stöberte Tagebuch und Stift hervor und setzte seine Schreibarbeit fort.
    Eben gerade hat Chiara angerufen. Soweit ich es verstanden habe, kommt sie vorzeitig zurück. Also muss der Besuch bei ihrem Vater in Sizilien ein ziemlicher Reinfall gewesen sein. So viel Zoff hatte sie mit ihrer Mutter, damit sie ihn endlich mal kennenlernen und besuchen durfte! Franca, Chiaras Mutter, hatte wohl schon geahnt, dass es Chiara nicht gefallen würde. Nach vielem Hin und Her haben die von Bentheims es ihr schließlich erlaubt, alleine zu ihrem Vater zu fliegen, während sie mit Michelle in Thailand Urlaub machen. Schwesterherz Michelle machte einen ziemlichen Aufstand. Sie wollte dann auch nicht mit den Eltern in Urlaub fahren und lieber bei ihrem Pferd bleiben. Aber mit elf hat man da schlechte Karten. Ich freu mich auf Chiara. Bin mal gespannt, was sie sagt, wenn ich ihr erzähle, wie für mich das Jahr angefangen hat. Ihre Meinung ist mir wichtig, denn im Umgang mit Leuten, die nicht die eigenen Eltern sind, aber so tun, hat sie ja nun mal wenigstens teilweise Erfahrung und -
    Schon wieder klingelte es. Diesmal unten an der Haustür. Schorsch sprang auf und kläffte schwanzwedelnd. Max drängte den Hund zur Seite und schloss ihn trotz Protestgebell im Zimmer ein. Max befand sich heute alleine im Haus. Die Großmutter war mit ihrem Sohn in die Stadt gefahren, um Einkäufe zu erledigen. Sie hofften auf den Preissturz nach Weihnachten. Daher musste sich Max dazu aufraffen, selbst zu öffnen. Zunächst schlich er sich in die Küche und lugte durch einen Spalt in der Gardine, um sich zu vergewissern, wer dort vor der Tür stand. Jonas! Einen Moment war Max unschlüssig, dann griff er sich schnell eine Jacke von der Garderobe, zog sie über seinen Schlafanzug und öffnete die Tür.
    Jonas schaute lachend auf Max’ Beine und die nackten Füße. »Hey, Mann, es ist gleich zwei. Kommst du eben erst aus den Federn?«
    Max verzog unwillig das Gesicht. »Nee, Mann, hab nur gechillt. Was willlst du?«
    Jonas brachte die Arme in Stellung wie ein Boxer, führte einige Bewegungen in der Luft aus und hüpfte tänzelnd auf der Fußmatte hin und her. »Action! Ich will was für meinen Body tun. Hey, raff dich auf und mach mit! Bist doch sonst nicht so lahm.«
    Max gähnte. »Was schlägst du vor?«
    »Mucki-Bude, Wellenbad, Radfahren, Jogging, Basketball auf dem Schulhof«, ratterte Jonas herunter.
    »Jogging«, wählte Max.
    Jonas runzelte die Stirn. »Da hast du dir die gruftigste Alternative ausgesucht. Und das bei diesem Schmuddel-Knatsch-Wetter! Ich fände besser, wir würden …«
    Max unterbrach ihn: »Aber das ist das Einzige, wo Schorsch mitkommen kann.«
    Jonas stöhnte. »Muss das sein?«
    »Ja«, kam es unmissverständlich. Max wandte sich zur Tür. »Warte, ich zieh mich nur um!«
    Wenige Minuten später stand er in Laufkleidung wieder neben Jonas. Schorsch wuselte erwartungsvoll um seine Beine. »Wo lang?«, fragte Max.
    »Durch die Klapperwiese in die Felder und dann zu mir nach Hause«, schlug Jonas vor.
    Max lief los und fragte: »Funktioniert dein Laptop?«
    Jonas schloss zu ihm auf und nickte. »Ich hab heut eigentlich keinen Bock mehr auf Games, ich mach seit Weihnachten nichts anderes.« Er hielt die Arme, als habe er ein Maschinengewehr im Anschlag und ahmte Schussgeräusche nach. »Uschg, uschg, uschg, ägägägägä, tziu, tziu, tziu. Wam!«
    »Ist ja gut«, brummte Max. »Ich wollte was recherchieren.«
    Jonas schrie auf: »Am Ende für die Schule? Ich fass es nicht! Geht’s noch?« Max antwortete nicht und lief in leichtfüßigen Sätzen, während Jonas keuchend hinterherstampfte. »Habt ihr immer noch kein Internet?«
    »Nein.«
    »Wie gruftig ist denn das?«
    Eine Stunde später ließ Jonas sich japsend auf die kleine Bank neben seiner Haustür sacken. »Mann, du hast ja vielleicht einen Zahn drauf! Du trainierst heimlich!«
    Max grinste und deutete auf den hechelnden Schorsch. »Habt ihr mal ’ne Schüssel Wasser für ihn?«
    Jonas erhob sich und kramte in seiner Hosentasche nach den Wohnungsschlüsseln. »Vor allem hol ich dir erst einmal einen Putzlappen, damit du ihm die Pfoten sauber machst.

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