Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Kleine Zehen. Drähte waren an ihrer Brust befestigt, die runden Klebepads mit Teddybären bedruckt.
» Mein Gott, ist die winzig.«
» Neun Wochen vor der Zeit. Das ist heutzutage gar nix. Ehe du dich’s versiehst, wird sie Zigaretten klauen und in dunklen Gassen Bacardi Breezer in sich reinschütten.« Steel richtete sich auf und gab Logan einen Klaps auf den Rücken – so fest, dass er zusammenzuckte. » Wer hätte gedacht, dass dein Schwanz noch mal für was gut sein würde, eh?«
» Letzter Aufruf für Flug SZ 515 nach Plymouth. Wir bitten alle Passagiere, sich zu Gate 6 zu begeben. Ihre Maschine ist jetzt abflugbereit.«
Detective Superintendent Graeme Danby rückt einen weiteren Schritt in der Schlange vor. Von wegen » Fast Bag Drop«. Was bringt es, alles online zu buchen, wenn man dann eine geschlagene halbe Stunde am Check-in warten muss?
Er verlagert sein Gewicht nach links, um sein lahmes Bein zu entlasten, und späht an den beiden Prolls in ihren Nike-Trainingsanzügen vorbei. So, wie die aussehen, besteht deren einziges Training darin, zur Tür zu watscheln, um dem Pizzaservice aufzumachen, nich’ wahr?
Graeme sieht auf seine Uhr. Zwanzig vor drei. Noch reichlich Zeit.
Er schlurft noch einen Schritt weiter und beißt die Zähne zusammen, obwohl er schon ein Dutzend Schmerztabletten intus hat.
Sollte eigentlich Business-Class fliegen und sich das ganze Schlangestehen einfach sparen. Aber es ist doch ein Haufen Geld. Alte Gewohnheiten lassen sich eben schwer ablegen. Selbst mit vier Komma sechs Millionen, aufgeteilt auf verschiedene Offshore-Bankkonten. Diese Julie-Schlampe und ihre Schläger wollten es aus ihm rausprügeln; wollten, dass er gesteht, das Geld genommen zu haben, aber er hat den Mund gehalten, nich’ wahr?
Vier Komma sechs Millionen sind ein paar gebrochene Rippen wert.
Jetzt sind Mr. und Mrs. Sportskanone mit ihrem überladenen Gepäckwagen dran.
Graeme sieht wieder auf seine Uhr.
Ist doch immer so, wenn er mal irgendwohin fliegt. Besonders, wenn er einen Anschlussflug erreichen muss. Von Newcastle nach Charles de Gaulle, dann von Charles de Gaulle nach Shanghai, dann von Shanghai nach Auckland. Über dreißig Stunden sitzen in der Economy-Class.
Er versucht, nicht daran zu denken. Schlimm genug, dass er überhaupt fliegen muss – dafür hat er ja die Schlaftabletten. Beim Umsteigen in Paris zwei Stück einwerfen und elf Stunden später im Fernen Osten aufwachen. Valerie und die Kinder holen ihn in Auckland am Flughafen ab. Tränenreiches Wiedersehen. Und wenn sie nicht gestorben sind …
Das Duo im Trainingsanzug streitet sich darum, wer die Pässe hat. Idioten. Sollten eben ein paar gefälschte auf Lager haben, wie wär’s?
Man weiß ja nie, wann man vielleicht mal schnell das Land verlassen muss, ohne dass diese Arschlöcher von der Serious Organized Crime Agency es mitkriegen, nicht wahr?
Gute Vorbereitung ist alles.
» Erster Aufruf für Flug BA 1333 nach London Heathrow. Wir bitten alle Passagiere, sich zu Gate Nr. 2 zu begeben und ihre Bordkarten bereitzuhalten.«
Jemand tippt ihm auf die Schulter, aber Graeme dreht sich nicht um. » Sie können gefälligst warten, bis Sie dran sind, wie alle anderen auch –«
» Aber Mr. Danby, redet man so mit einem alten Freund?« Eine tiefe Reibeisenstimme an seinem Ohr, begleitet von einer Wolke Pfefferminzatem.
Graeme hält den Blick auf die beiden Fettsäcke vor sich gerichtet. » Alfie. Ich dachte, Sie sitzen sechs Jahre in Holme ab?«
» Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie Interesse zeigen, Mr. Danby. Aber ich bin vorzeitig entlassen worden, nicht wahr? Gute Führung.«
Der Pfefferminzgeruch wird stärker, und Graemes Magen krampft sich zusammen.
» Mr. Cunningham lässt fragen, ob Sie mit ihm einen Drink nehmen, Mr. Danby. Er möchte sich mit Ihnen über eine seiner Lieferungen unterhalten, die Sie … abgefangen haben.«
Er schluckt. Bemüht sich, sein Frühstück bei sich zu behalten. » Liebend gerne, Alfie, aber ich möchte meine Maschine nicht verpassen, nich’ wahr?«
Etwas Hartes bohrt sich in seinen Rücken. » Zusage erbeten, Mr. Danby. Wir wollen doch nicht, dass Mr. Cunningham auch noch Ihre Frau und die Kinder einladen muss, oder?«
Und das würde er tun, auch wenn er sie vom anderen Ende der Welt holen müsste.
Verdammte Scheiße.
Er war so dicht dran.
Mit gesenktem Kopf nimmt Graeme den Griff seines Rollkoffers in die Hand und verlässt die Schlange, um Alfie zu folgen.
Was bleibt ihm
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