Dunkles Feuer
Arme nach ihr aus, und sie kam zu ihm und schmiegte sich an seine Brust. »Er liebt dich«, sagte Frederik sanft. »Und du wärst nicht so allein. Außerdem«, er lächelte leicht, »liebst du ihn doch auch.«
»Aber nicht so wie dich.«
»Julie, das zwischen uns ist sehr selten und einzigartig. Manche Menschen finden es nie. Und die wenigsten zweimal in ihrem Leben. Ich habe mehrere Jahrhunderte dafür gebraucht.«
»Aber ...«
»Schhht, es muss ja nicht gleich geschehen. Aber denk' bitte darüber nach.«
Peter schaute von seiner Arbeit in einem Seitenflügel des Gebäudes auf und ließ seinen Blick aus dem Fenster über die Fassade des Gebäudes schweifen. In wenigen Tagen würden sie von hier verschwinden. Er spürte, wie ihm das Herz bei diesem Gedanken leichter wurde. Und wenn sie erstmal weg waren, würde das Leben wieder seinen gewohnten Lauf nehmen, und zwischen Julie und ihm würde es hoffentlich auch wie früher werden, ohne die Entfremdung, die in letzter Zeit zwischen ihnen entstanden war.
Plötzlich bemerkte er eine Bewegung hinter einem der Fenster. Es wurde geöffnet, und ein Mann in einem dunklen Anzug trat heran. Auch wenn es noch andere Männer in dem Gebäude gegeben hätte, Peter hätte sofort gewusst, wer das war. So unverkennbar war die starke Aura, die diese Gestalt umgab. Peter trat seinerseits ans Fenster und beobachtete, von einem der schweren Samtvorhänge verborgen, das Geschehen.
Sein Herz machte einen Sprung, als er Julie zu dem offenen Fenster treten sah. Die Geschichte, die Walter ihm erzählt hatte, lief blitzschnell vor seinem Auge ab. Eine wilde Angst packte ihn, als der Mann anfing, eindringlich auf die widerstrebende Julie einzureden.
Peter rannte los, wie noch nie zuvor in seinem Leben, und betete, dass er rechtzeitig eintreffen würde, um das Schlimmste zu verhindern.
Gerade als Julie wieder an ihre Arbeit gehen wollte, platzte Peter in das Zimmer hinein. Er war völlig außer Atem, und in seinen Zügen mischte sich grenzenlose Panik mit einer fast ebenso großen Wut. Da er Julie und Frederik ertappt hatte, gab es kein Leugnen mehr, und so blieb Frederik neugierig stehen, um zu erfahren, was Peter wohl als nächstes tun würde.
»Nimm deine dreckigen Finger von ihr!« keuchte Peter und streckte seine Hand nach Julie aus. »Julie, Kleines, geh' weg von ihm, er ist gefährlich. Komm her, zu mir. Gib mir deine Hand.«
Seine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr, als Julie leicht den Kopf schüttelte, und näher an Frederik heran rückte. »Peter, du verstehst das nicht.«
Peter, halb wahnsinnig vor Angst davor, was Frederik Julie alles antun könnte, fehlte die Geduld, mit ihr darüber zu diskutieren, wer was nicht verstand. Am liebsten hätte er sich mit einem wütenden Schrei auf Frederik gestürzt.
Im nächsten Augenblick hätte Peter diesen doch sehr verlockenden Plan in die Realität umgesetzt, wenn dieser ihm überraschenderweise nicht jeglichen Wind aus den Segeln genommen hätte. Frederik wandte sich zu Julie und meinte schlicht: »Ich lasse euch beide jetzt lieber allein. Du und Peter, ihr beide habt viel zu besprechen, und es wird Zeit, dass ihr das endlich tut.« Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Nasenspitze und verschwand.
Verwirrt blickte Peter auf die Stelle, wo bis vor kurzem noch Frederik gestanden hatte, bis ihn Julies Stimme in die Gegenwart zurückholte.
»Frederik hat Recht, Peter. Wir müssen wirklich miteinander reden. Komm her, setz' dich.« Sie deutete auf ein kleines Sofa, auf das sie sich selbst niedersetzte. Gehorsam folgte Peter ihr. Für kurze Zeit hatte er den Faden verloren, doch es dauerte nicht lange, seine Gedanken zu ordnen.
»Julie weißt du überhaupt, wer das gerade war?« Eindringlich sah er sie an.
»Aber, ja.« Julie lächelte traurig. »Das ist Frederik, der Earl of Fenwick. Oder zumindest das, was von ihm noch übrig ist.«
»Dann weißt du auch ...«
»Ich weiß alles über ihn, Peter.«
»Das bezweifle ich aber stark«, konnte Peter sich einfach nicht verkneifen.
»Ich weiß alles, was ich wissen muss«, entgegnete Julie aufgebracht.
»Und das wäre?« fragend zog Peter eine Augenbraue hoch.
»Dass ich ihn liebe«, sagte Julie schlicht.
Peter biss die Zähne zusammen. Das Gespräch verlief nicht gerade sehr viel versprechend. Er hätte doch schon früher mit Julie sprechen sollen. Jetzt nahm er all seinen Mut zusammen.
»Das ist keine Liebe, Julie, das ist Verblendung. Er hat dich in sein Netz eingefangen, dich betört, um dich
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