Dunkles Feuer
gemeiner Mörder.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe versucht, Daniel umzubringen, weil ich Angst hatte, dass du dich in ihn anstatt in mich verlieben könntest. Und das hätte meinen Meisterplan durcheinander gebracht. Doch nun ist alles ohnehin aufgeflogen, also kann ich es ruhig zugeben.« Frederiks Stimme hatte sich völlig verändert. Jegliche Wärme war aus ihr verschwunden.
Entgeistert und verwirrt starrte Julie ihn an. Wie konnte er sich innerhalb nur weniger Sekunden in ein derartiges Monstrum verwandelt haben, das ein grausiges Verbrechen, ohne mit der Wimper zu zucken, gesteht? Sie fühlte sich, als wäre sie einem Nervenzusammenbruch nahe. Hilfe suchend blickte sie von Peter zu Frederik, als ihr plötzlich auffiel, dass Frederik den Atem angehalten hatte.
»Fast hättest du mich überzeugt, aber darauf falle ich nicht rein.«
»Das ist die Wahrheit, Julie. Ich kann es beweisen«, schrie Peter.
Julie konnte es nicht fassen, wie tief Peter gesunken war. »Es war ein Unfall, Peter. Du hast es mir selbst oft genug gesagt. Wenn du tatsächlich Beweise gehabt hättest, hättest du es mir doch gewiss längst gesagt.«
Sie trat einen Schritt auf Frederik zu.
»Julie, nein, ich will dein Opfer nicht.« Frederik kümmerte es nicht, dass ihm Tränen über das Gesicht strömten.
»Es ist kein Opfer. Es ist ein Tausch. Ich tausche ein einsames Leben ohne die Hoffnung, dich zumindest im nächsten Leben wieder zu sehen, gegen eine Ewigkeit mit dir. Ich weiß, dass ich den leichteren Weg von uns beiden wähle, doch ich tue das, damit wir zumindest nach dem Tod zusammen sein können.« Sie lächelte schwach. »Ich habe nie viel über den Tod nachgedacht oder an eine Existenz danach geglaubt. Doch du hast meine Weltsicht verändert, und jetzt weiß ich, dass dies ein Aufwiedersehen mit Euch beiden ist und kein Lebewohl.«
Sie streckte eine Hand nach Peter aus, die er mit seinen beiden Händen ergriff, als wollte er sie dadurch in seiner Welt festhalten. »Ich liebe Euch beide, jeden auf seine Art, vergesst das nicht. Wir sehen uns.« Sie zwinkerte Peter verschwörerisch zu und nahm ihre Hand wieder fort. Dann machte sie einen Schritt auf Frederik zu. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Peter sich sprungbereit machte.
»Vergiss es, Peter. Du kannst mich nicht aufhalten. Es geht hier nur um den Willen, nicht darum, wo sich mein Körper befindet.«
Peter und Frederik mussten beide hilflos zusehen, wie Julie ihre Arme auf Frederiks Schultern legte und ihm tief in die Augen sah. Er versuchte ihre Hände abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Für einen Augenblick waren Julie und er erneut miteinander verbunden. Er sah die Liebe in ihren Augen, und sie beide durchlebten einen Moment des reinsten Glücks, als ihre Seelen sich berührten. Doch viel zu bald trennte sich Julies Geist von seinem. Ihr Gesicht, ihre ganze Gestalt schien von innen heraus zu leuchten. Während dieses Leuchten auf Frederiks Gestalt überging, sank Julies Körper mit einem letzten Lächeln langsam zu Boden.
Noch bevor Frederik das Geschehen wirklich fassen konnte, lag Peter bereits auf den Knien neben Julie und hielt ihre leblose Gestalt eng umschlungen. Sein Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub. »Es tut mir so Leid, Julie, ich habe versprochen, dich immer zu beschützen, und ich habe versagt. Es tut mir so Leid, mein Kleines.«
Erst als Frederik sich ebenfalls neben Julie niederkniete, schien Peter sich an seine Existenz zu erinnern. »Fass' sie nicht an, du Mörder!« schrie er, als Frederik Julie berühren wollte.
Mit einem wütenden Schrei, der mehr an das Heulen eines wilden Tieres erinnerte, sprang Peter auf und legte seine Hände um Frederik Kehle. Gemeinsam prallten die Männer gegen die Wand.
»Das habe ich nicht gewollt. Bei Gott, das habe ich niemals gewollt ...«, keuchte Frederik. »Oh, Julie.«
Peter schloss seine Finger noch fester um Frederiks Hals.
Er wehrte sich nicht.
Peter konnte nichts an nichts anderes mehr denken, als daran, dieses Monstrum für Julies Tod bezahlen zu lassen, für den Tod seiner kleinen Julie. Er wusste nicht, wie er den Schmerz ertragen sollte.
Und in Frederiks sich langsam verschleiernden Augen las er den gleichen Schmerz.
Abrupt ließ er ihn los und starrte entgeistert auf seine Hände, die beinahe die eines Mörders geworden wären.
»Nein«, flüsterte er heiser, als er sich wieder Julie zuwandte. »Sie hat ihr Leben für dich gegeben«, seine Hand
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