Dunkles Spiel der Leidenschaft
waren fordernd
und besitzergreifend. Sie war klein, hatte eine gute Figur, dunkles, üppiges
Haar und riesige Augen. Er beobachtete, wie sie sich bewegte, wie sie beim
Gehen die Hüften schwang. Dayan erschien sie unglaublich schön. Und sie war ein
Mensch. Er wusste, dass es für ihn als Karpatianer nicht ausgeschlossen war,
eine Menschenfrau zur Gefährtin zu bekommen, aber er hatte nie daran gedacht,
dass seine andere Hälfte ein Mensch sein könnte.
Ihre Blicke kreuzten sich, und sie starrte ihn
entgeistert an. Ihr perfekter Mund formte sich zu einem O, als sie ihn erkannte,
und sie drehte sich zu der großen Blondine um, die sie begleitete. Die andere
Frau lachte und umarmte sie, bevor sie sich durch die Menge zu einem Tisch in
einer dunklen Ecke des Lokals drängte. Dayan hörte das leise Murmeln ihrer
Stimme, und seine Welt veränderte sich mit einem
Schlag. War der Club für ihn vorher nur in Grauschattierungen zu sehen gewesen,
erstrahlte er jetzt in leuchtenden Farben.
Gefühle stürmten auf ihn ein, so schnell und so
intensiv und in so großer Zahl, dass er sie nicht sondieren konnte. Er konnte
nur regungslos dasitzen und seine Finger über seine Gitarre gleiten lassen. Er
konnte sie tatsächlich spüren. Seine geliebte Gitarre. Das Gefühl war so
überwältigend, dass Tränen unter seinen Lidern brannten. Dayan war fast wie
gelähmt von den verschiedenartigen äußeren Reizen, die in ihm zum Leben
erwachten. Musik, Hunger, Farben, Lust. Es war wie ein Vulkanausbruch in
seinem Inneren, glühend heiß und verzehrend. Und da war auch Eifersucht,
dunkle, bedrohliche Eifersucht. Ihm wurde bewusst, dass es ihm nicht gefiel,
wie sich Männer um ihren Tisch drängten und sich zu ihr vorbeugten, um mit ihr
zu reden.
Dieser Gedanke weckte sofort das Tier in ihm, und er
musste es unterwerfen. In diesem Zustand war er sehr gefährlich. Die Musik
strömte aus ihm heraus und durch ihn hindurch, war Ausdruck leidenschaftlicher
Gefühle, die ihn nahezu erstickten. Er war wie geblendet von all den Farben und
holte tief Luft, um sich zu beruhigen; er rang um Selbstbeherrschung und
schaffte es. Was stimmte nicht mit ihrem Herzen?
Er hielt den Kopf über die Gitarre gesenkt, aber seine
ausdruckslosen schwarzen Augen fixierten seine Beute, die einzige Frau, die
für ihn von Bedeutung war. Er spielte für sie, öffnete ihr sein Herz und ließ
die Schönheit seiner Musik zu ihr sprechen. Er wollte, dass sie den Dichter in
ihm sah, nicht das Raubtier. Nicht die Dunkelheit. Und die ganze Zeit, während
er spielte, lauschte er auf das Gespräch, das sie führte, lauschte dem Klang
ihrer Stimme.
»Ich fasse es nicht, dass er es wirklich ist, Lisa!
Das ist Dayan von den Dark Troubadours. Er ist praktisch ein Gott unter den
Musikern. Ich habe noch nie jemanden so spielen gehört wie ihn. Was um alles in
der Welt macht er bei dieser Band?« Das war ihre Stimme, sanft und weiblich.
Sie klang beinahe ehrfürchtig. Ihre Finger trommelten den Rhythmus seines
Gitarrenriffs auf der Tischplatte.
Lisa beugte sich vor, um im Lärm in der Bar verstanden
zu werden. »Ich habe gehört, dass er irgendwo in der Nähe Urlaub macht.
Wahrscheinlich hat er sich ganz spontan zu diesem Auftritt entschlossen,
Corinne. Ich weiß, wie sehr du Musik liebst, und wollte dich überraschen.«
Das war also ihr Name. Corinne. Sogar ihr Name passte zu der Musik in seinem Inneren. Dayan
lauschte schamlos, um so viel wie möglich über sie zu erfahren. Sie hörte
seiner Musik zu, und ihr Körper sprach wie von selbst auf den Rhythmus an, aber
im Gegensatz zu den anderen Frauen in der Bar starrte sie ihn nicht völlig
verzückt an. Nicht so, wie er es gern gehabt hätte.
»Aber woher hast du das gewusst? Er ist nicht irgendjemand,
Lisa. Er ist ein Genie! Woher hast du gewusst, dass er heute Abend hier spielen
würde?«
»Bruce - du erinnerst dich doch an Bruce, Corinne?
also, er arbeitet für meinen Fotografen. Bruce weiß, dass du total auf Musik
stehst. Er kam auf einen Drink hier rein und rief mich an, um mir zu erzählen,
dass ein Mitglied der Dark Troubadours heute Abend hier auftritt. Bruce sagte,
der Mann da an der Bar ist angeblich ein Freund des Leadgitarristen und
begleitet die Dark Troubadours auf ihren Tourneen.« Lisa zeigte auf Cullen.
»Alle hoffen, das bedeutet, dass die Troubadours bald wieder auftreten.«
»Na schön, sie spielen lieber in kleinen, intimen
Clubs, aber wer hätte gedacht, dass einer von ihnen hier auftreten
Weitere Kostenlose Bücher