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Durch den Schnee: Erzählungen aus Kolyma 1 (German Edition)

Durch den Schnee: Erzählungen aus Kolyma 1 (German Edition)

Titel: Durch den Schnee: Erzählungen aus Kolyma 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warlam Schalamow
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Baracke, die da nehmen sie dir ab, entreißen sie dir.« Und Bojko zeigte mit dem Finger in den weißen Nebel. »Und in der Baracke stehlen sie sie dir auch. In der ersten Nacht.«
    Du selbst wirst sie mir vorbeischicken, dachte ich.
    »Einverstanden, gib mir Geld.«
    »Da siehst du, wie ich bin«, Bojko zählte das Geld ab. »Ich betrüg dich nicht wie die anderen. Hundert hab ich gesagt — hundert geb ich dir.« Bojko hatte Angst, zu viel gezahlt zu haben.
    Ich faltete die schmutzigen Scheine auf ein Viertel, ein Achtel und steckte sie in die Hosentasche. Die Dörrpflaumen schüttete ich von der Kiste in die Steppjacke — ihre Taschen waren längst herausgerissen für Tabaksbeutel.
    Ich kaufe Butter! Ein Kilo Butter! Und esse sie zum Brot, zur Suppe, zur Grütze! Und Zucker! Und eine Tasche werde ich irgendwo auftreiben — einen Beutel mit Schnur. Das unerläßliche Attribut jedes anständigen
frajers
. Die Ganoven laufen nicht mit Beuteln herum.
    Ich kehrte in die Baracke zurück. Alle lagen auf den Pritschen, nur Jefremow saß, die Hände auf dem lauwarmen Ofen, er hielt sein Gesicht in die schwindende Wärme und fürchtete sich aufzurichten, sich vom Ofen loszureißen.
    »Wieso heizt du nicht an?«
    Der Barackendienst kam.
    »Jefremow ist dran! Der Brigadier hat gesagt: soll er es hernehmen, wo er will, aber Holz muß da sein. Ich laß dich sowieso nicht schlafen. Geh, ehe es zu spät ist.«
    Jefremow schlüpfte durch die Tür nach draußen.
    »Wo ist denn dein Paket?«
    »Sie haben sich geirrt...«
    Ich rannte zum Laden. Schaparenko, der Verkaufsstellenleiter, hatte noch offen. Der Laden war leer.
    »Schaparenko, gib mir Brot und Butter.«
    »Du ruinierst mich.«
    »Hier, nimm, was du brauchst.«
    »Siehst du, wieviel Geld ich habe?«, sagte Schaparenko. »Was kann so ein Docht wie du schon zahlen? Nimm Brot und Butter und mach dich davon.«
    Um Zucker zu bitten hatte ich vergessen. Ein Kilo Butter. Ein Kilo Brot. Ich gehe zu Semjon Schejnin. Schejnin war der ehemalige Referent von Kirow, der damals noch nicht erschossen war. Früher hatten wir zusammen gearbeitet, in derselben Brigade, doch das Schicksal hatte uns getrennt.
    Schejnin war in der Baracke.
    »Komm, wir essen. Butter und Brot.«
    Schejnins hungrige Augen funkelten.
    »Ich hole Kochendwasser...«
    »Wir brauchen kein Kochendwasser!«
    »Warte, gleich...« Und war verschwunden.
    Sofort zog mir jemand etwas Schweres über den Kopf, und als ich hochfuhr, zu mir kam, war die Tasche weg. Alle waren auf ihren Plätzen geblieben und schauten mich schadenfroh an. Das war Unterhaltung der besten Sorte. In solchen Fällen freute man sich doppelt: erstens geht es jemandem schlecht, und zweitens trifft es nicht dich. Das ist kein Neid, nein...
    Ich weinte nicht. Ich hatte knapp überlebt. Dreißig Jahre sind vergangen, und ich erinnere mich genau an die halbdunkle Baracke, die frohen Gesichter meiner Kameraden, das feuchte Holzscheit auf dem Boden und Schejnins blasse Wangen.
    Ich lief noch einmal zur Verkaufsstelle. Ich fragte nicht mehr nach Butter und verlangte keinen Zucker. Ich bat um Brot, kehrte in die Baracke zurück, taute etwas Schnee und setzte die Dörrpflaumen auf.
    Die Baracke schlief schon: stöhnte, röchelte und hustete. Zu dritt kochten wir am Ofen jeder seins: Sinzow brühte die vom Mittagessen zurückbehaltene Brotrinde auf, um sie klebrig und heiß zu essen und dann gierig das nach Regen und Brot duftende heiße Schneewasser zu trinken. Gubarjew, der Glückspilz und Schlaumeier, hatte in seinem Kochgeschirr gefrorene Kohlblätter zerstampft. Der Kohl duftete wie der beste ukrainische Borschtsch! Und ich kochte die Dörrpflaumen aus dem Paket. Wir alle konnten nicht anders, als in das fremde Geschirr zu schauen.
    Durch einen Fußtritt sprang die Barackentür auf. Aus einer Wolke von Frostdampf traten zwei Militärs. Der eine, etwas jünger, war Lagerchef Kowalenko, der andere, etwas älter, Bergwerkschef Rjabow. Rjabow trug Fliegerstiefel — meine Stiefel! Nur mühsam begriff ich, daß das nicht stimmte, daß es Rjabows eigene Stiefel waren.
    Kowalenko stürzte sich auf den Ofen und schwenkte die mitgebrachte Hacke.
    »Schon wieder Kochgeschirr! Jetzt zeig ich euch euer Kochgeschirr! Ich zeig euch, wie man Dreck macht!«
    Kowalenko leerte die Gefäße mit Suppe, Brotrinde, Kohlblättern und Dörrpflaumen aus und durchstieß den Boden jedes Geschirrs mit der Hacke.
    Rjabow wärmte sich die Hände am Ofenrohr.
    »Wenn es Kochgeschirr

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