Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
und die Telefonzelle wieder verlassen hatte, fühlte sie sich elend und entsetzlich hilflos. Niemals zuvor war sie so einsam gewesen, wie ausgerechnet in diesen schlimmsten Stunden ihres, trotz der jungen Jahre, schon so turbulenten Lebens.
Sie hatte niemanden bei dem sie sich anlehnen und ausweinen konnte. Ihr wurde erstmals richtig bewusst, wie sehr sie sich mit den Drogen isoliert hatte.
Ihren Eltern konnte sie sich nicht anvertrauen, die hatten für ihre Lebensweise nie Verständnis aufgebracht. Freundinnen hatte sie auch schon seit langem nicht mehr.
Der einzige, der ihr noch nahestand war Robert.
„Ich hätte ihn niemals so abscheulich betrügen dürfen. Nun hab ich die Quittung bekommen, er hat sich ohne mein Wissen krank gemeldet.“
Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Bisher hatte sie ihn immer für aufrichtig gehalten. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass er sie belügen könnte. Jeder andere, aber nicht Robert. Da war sie sich ganz sicher. Sie hätte ihn eher wegen seiner Aufrichtigkeit verspottet, als ihm eine Lüge zugetraut.
Sie fragte sich, ob sie ihn unterschätzt hatte und er sie vielleicht doch durchschaute.
„Was veranlasst ihn, mir etwas so wichtiges zu verheimlichen?“
Die Frage marterte ihr Hirn immer und immer wieder.
Eigentlich gab sie ihm mit ihrem Verhalten genug Anlässe ihr zu mistrauen.
Als sie in der Firma angerufen hatte, war sie leider zu verdutzt, um seinen Vorgesetzten zu fragen, wann Robert zu welchem Arzt gegangen war.
In der Wohnung ist er jedenfalls nicht, denn auch dort hatte sie angerufen. Auch wenn sie nicht wusste bei welchem Arzt er in Behandlung ist, so wusste sie doch, dass keiner von den infrage kommenden, am frühen Nachmittag Sprechstunde hatte.
„Ich muss ihn finden und alles beichten; endlich ehrlich sein. Vielleicht ist er noch bereit, mit mir gemeinsam ein neues Leben zu beginnen.“
Sie saß zusammen gesunken auf der Bank und versuchte die Bilder und den Blutgeruch aus dem Keller, nicht mehr in den Kopf kommen zu lassen.
„Dazu brauche ich Robert, ich muss mit ihm wieder eins werden. Aber wo soll ich ihn suchen, wenn er weder in der Firma, noch zu Hause ist? Sie versuchte vergebens gegen ihre Tränen anzukämpfen.
„Robert, ich brauche dich, bitte hilf mir. Ich weiß nicht was ich ohne dich machen soll.“
Plötzlich blitzte und donnerte es so gewaltig, dass sie verstört zusammenzuckte und aus ihren Gedanken gerissen wurde. Durch das Gewitter wurde ihr bewusst, dass der Regen sehr viel heftiger geworden war und sie schon bis auf die Haut durchnässt hatte. Sie eilte zur nächsten Straße und stellte sich erst einmal in einem Hauseingang unter.
„Ich sollte vielleicht in das Café gehen, von dem er mir neulich erzählte. Wie er sagte, geht er da schon seit Jahren regelmäßig hin, um dort vor und auch nach der Arbeit seinen Kaffee zu trinken.“
Sie erinnerte sich daran, dass es ganz in der Nähe sein musste. Trotz ihres gewaltigen Respekts vor Blitz und Donner machte sie sich auf den Weg zum Café.
Vor Nässe klebte die fremde Kleidung schon so an ihrer Haut, dass ihr Anblick für jeden Mann ausgesprochen reizvoll war, auch ohne dafür viel Phantasie aufbringen zu müssen. Sie selbst war so mit dem beschäftigt, was noch auf sie zukommen würde, dass sie sich um ihr Äußeres weder Gedanken machte, noch überhaupt bemerkte, dass ihre Kleidung durch den Regen praktisch transparent geworden war.
Die Hoffnung, sie könnte Robert tatsächlich dort im Café antreffen und er immer noch zu ihr halten würde, trieb sie weiter durch das Unwetter. Sie bereute jetzt, dass sie sich im Keller nicht auch andere Schuhe angezogen hatte. Ihre eigenen hatten hohe Absätze und eigneten sich deshalb nicht, um damit durch den Regen zu laufen. Weil ihre Schuhe von Hassans Blut verschont geblieben waren, sah sie keine Notwendigkeit sie zu tauschen. Jetzt aber zog sie sie aus und nahm sie in die Hand.
„Die zwei Häuserecken werde ich nun auch noch heil überstehen“, versuchte sie sich selbst Mut zu zusprechen und lief so schnell in Richtung Café, wie es der nasse, rutschige Boden zuließ.
Sie hätte den unscheinbaren, kleinen Laden beinahe verpasst. Aus den Augenwinkeln sah sie im letzten Moment die Gestalten in dem trüben Licht hinter dem Fenster und bremste ihren Lauf vorsichtig, um nicht auszurutschen. Sie sah zum Schild über dem Eingang auf und wusste, dass sie hier richtig war. Einer der Männer hielt
Weitere Kostenlose Bücher