Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
ohnehin nicht weit, und so setzten wir uns nachts meistens einfach hin und rührten uns nicht. Will kletterte dann auf einen Baum, eine Werbetafel, einen Strommasten oder etwas Ähnliches, um in sicherer Entfernung von uns schlafen zu können.
Als wir unser Ziel erreichten, hatten die Männer und Hunde uns in zwei Gruppen von jeweils etwa zehn Personen geteilt. Aufgrund von Miltons Beschreibung hoffte ich, dass meine Gruppe nicht ins Gefängnis gehen würde. Einige der anderen hatten unterwegs bereits nach mir geschlagen und mich angeknurrt. Wir gelangten bald an ein Tor in einem mächtigen Zaun, der sich scheinbar über mehrere Meilen um ein großes Gebäude zog. Ich nahm an, dass es sich dabei um das Gefängnis handelte. Auf dem Gelände hinter dem Zaun schienen Tausende Menschen wie ich untergebracht zu sein, die auch nicht sprechen konnten. Sie pressten sich gegen den Zaun, irrten umher oder saßen auf dem Boden. Der Mann namens Milton schloss das Tor auf, und die andere zehnköpfige Gruppe trat hindurch. Milton schloss das Tor wieder, drehte sich zu unserer Gruppe um und führte uns weg.
Wir gingen weiter, zunächst über einen Highway, auf dem zahlreiche leere Autos und Trucks standen, dann über Felder, bis wir schließlich einen weiteren hohen Zaun erreichten. Milton schloss das Tor des Zaunes auf, ließ uns ein und verschloss es hinter uns wieder. Anfangs versuchten wir, gegen den Zaun zu drücken, aber schon nach einer Weile erkannte ich, dass das wenig Sinn hatte. Hier war es netter als im Gefängnis – immerhin war es nicht so voll. Aber es gefiel mir nach wie vor nicht, eingesperrt zu sein. Ich fragte mich, ob dies vielleicht einfach ein netteres Gefängnis war, da ich ja nicht so viele Menschen angegriffen und gegessen hatte wie einige der anderen.
Vor allem wollte ich aber einfach nur irgendetwas tun, und so begann ich, mich in den kleinen Gebäuden auf dem eingezäunten Gelände umzusehen. Die Gebäude waren niedrig und eng und hatten alle diese Türen, die sich nach oben rollen lassen, wie Garagentore, nur dass sich hier auf der langen Seite jedes kleinen Gebäudes eine Menge solcher Türen befand. Als wir damals hier ankamen, stand über den Gebäuden ein großes Schild mit der Aufschrift »KLEINLAGERRÄUME«, aber ein Sturm wehte es einige Zeit später fort. Die Rolltüren waren allesamt verschlossen. Ich schätze, ich habe irgendwann den Überblick verloren, an welchen ich mich schon versucht hatte und an welchen nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nach ein paar Tagen alle Türen durchprobiert hatte. Ich hatte gehofft, in den Gebäuden etwas zu finden, auch wenn ich nicht wusste, was ich erwartete oder was ich eigentlich wollte. Ich wusste nur, dass ich noch etwas anderes tun wollte, außer mit den anderen herumzusitzen, und hoffte, es hinter den Türen dieser Gebäude zu finden.
Außerdem erinnere ich mich noch sehr genau daran, dass es an jenem Tag, an dem mir klar wurde, dass ich dort festsaß und keine der Türen würde öffnen können, regnete. Ich saß unter dem kleinen Vordach neben einer der Rolltüren. Auch wenn es mir nicht wirklich etwas ausmacht, nass zu werden, habe ich die vage Erinnerung, dass das eigentlich etwas ist, das mir nicht behagen sollte. »Vage Erinnerung«? Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass dies ohnehin die einzige Art von Erinnerung ist, die ich habe, aber in jenem Moment erinnerte ich mich plötzlich sehr lebendig an etwas, das man »Weinen« nennt, und genau das hätte ich auch am liebsten getan. Im selben Moment, in dem ich mich daran erinnerte, wurde mir jedoch klar, dass es für mich noch viel tiefer verloren war als das Sprechen, und so seufzte ich nur und saß einfach da, während es dunkel und kalt wurde und der Regen in der Nacht trommelte.
Am nächsten Tag ging die Sonne an einem wunderschönen, klaren, warmen Morgen auf. Ich stand auf und versuchte mich erneut an den Türen, auch für den Fall, dass ich eine vergessen hatte, aber hauptsächlich, um etwas zu tun zu haben. Ich hörte ein Geräusch hinter mir, und als ich mich umdrehte, sah ich den jüngeren Mann, Will. Er beobachtete mich. Ich rüttelte am Türknauf, während ich ihn anschaute, und versuchte so, ihm mitzuteilen, dass ich die Tür öffnen wollte.
Er schüttelte den Kopf und lächelte finster. »Da drin ist niemand, den du fressen könntest, Kumpel, das sind nur die alten Sachen von irgendjemand. Setz dich wieder hin und entspann dich.«
Ich schüttelte den Kopf und
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