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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Verbrennens und Ertrinkens. Zunächst spürte ich es nur in meinem Mund, aber dann, und das war noch schlimmer, auch in meinem Rachen, so als übergebe man sich rückwärts, wobei mir erst später aufging, dass ich gar nicht genau wusste, wie es sich anfühlte, wenn man sich übergeben musste. Ich weiß nur noch, dass es sehr unangenehm war und brannte. Was jedoch noch schlimmer war: Es schien mich nur noch hungriger zu machen, nachdem ich es geschluckt hatte. Mein Magen – oder was davon übrig war – war die ganze Zeit über nur noch ein dumpfes, schmerzhaftes Drücken in der Mitte meines Körpers gewesen, aber beinahe im selben Moment, als ich schluckte, schien er sich förmlich umzudrehen, und sein beharrliches Verlangen erfüllte mich vollkommen, so als könnten meine Gliedmaßen und mein Kopf ebenfalls Hunger verspüren – es war, als ob sich jeder einzelne Teil von mir vor Verlangen wand, drehte oder aufschrie.
    Von irgendwoher traf mich plötzlich die Erinnerung, dass es sich genauso anfühlte, wenn man Salzwasser trank, und dass viele Menschen, wenn sie sich auf dem Meer verirrten, starben, weil sie Meerwasser tranken: Je mehr sie tranken, desto durstiger wurden sie, bis es sie schließlich umbrachte. Ist es nicht komisch, dass ich mich plötzlich daran erinnerte? Und woher? Ich war erst ein paar Tage zuvor erwacht und wusste genau, dass ich seither nirgendwo etwas von dieser einen konkreten Tatsache gehört hatte. Ich bin mir auch heute noch nicht sicher. Aber in diesem Moment wurde mir klar, dass ich besser nichts mehr essen sollte, weil es alles nur noch schlimmer machte.
    Deshalb wollte ich auch den jungen Mann nicht angreifen und drängte mich nicht wie die anderen zu ihm nach vorne. Obwohl ich mich ein Stück zurückhängen ließ, konnte ich die beiden trotzdem reden hören.
    »Soll ich dir dabei helfen, den Haufen hier zum Gefängnis zu schaffen, Milton?«, fragte der jüngere Mann.
    Das gefiel mir überhaupt nicht, denn ich wusste, was das Wort »Gefängnis« bedeutete. Die anderen reagierten nicht auf die Beschreibung des Ortes, zu dem wir unterwegs waren, sondern grapschten nur weiter nach dem jüngeren Mann. Ich ließ hingegen meinen Kopf hängen, da ich mich sehr gut daran erinnerte, was ich der Frau in der Stadt angetan, dass ich sie teilweise gegessen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich es verdiente, ins Gefängnis zu gehen, auch wenn es mich überraschte, dass es so lange gedauert hatte, bis man uns erwischte. Ich nahm nicht an, dass all die Leute um mich herum dabei gewesen waren, als wir die Frau und die anderen gegessen hatten, aber vielleicht hatten sie andere Menschen gegessen oder andere schlimme Dinge getan, sodass man uns nun alle gemeinsam bestrafte.
    Die Leute um mich herum schienen nicht zu verstehen, was die beiden sagten, und liefen einfach nur hin und her, während der Mann namens Milton versuchte, sie zusammenzuhalten. »Bleib hinter mir, Will«, sagte er zu dem jungen Mann. »Wir nehmen ein paar von ihnen mit ins Gefängnis, aber dort wird es allmählich zu voll. Ich würde gerne einige von ihnen zu diesem eingezäunten Gelände führen, das wir vor einer Weile gefunden haben.«
    Der jüngere Mann namens Will erwiderte: »Da passen aber nicht viele rein.«
    »Nein, aber Jack meint, es sei nicht in der Nähe von irgendetwas Wichtigem, und er hat es auf der Karte markiert, damit niemand aus Versehen darüber stolpert. Und es entspannt das Problem mit der Überfüllung ein bisschen. Mach dir keine Sorgen, Will, wir werden noch andere Orte finden. Wir müssen.
    Ich habe sie beobachtet. Sie kämpfen manchmal gegeneinander, und ein paar von den Größeren, die gewalttätiger oder aggressiver sind, verletzen die Kleineren. Sie verletzen sogar die Frauen und Kinder unter ihnen. Das ist nicht richtig. Sie fressen sie natürlich nicht, und das macht es eigentlich noch schlimmer, so als täten sie es nur aus Grausamkeit oder Wut, und ich hatte immer gehofft, dass sie wenigstens dazu nicht fähig sind. Manchmal verletzen sie die Schwächeren so sehr, dass die sich gar nicht mehr bewegen können, und dann müssen du oder ich sie von ihrem Elend erlösen. Das ist nicht richtig. Ich würde die weniger Aggressiven gerne woanders unterbringen.«
    Will zuckte mit den Schultern. »Na schön.«
    Also marschierten wir weiter. Wir brauchten mehrere Tage. Nachts wanderten manchmal ein paar von uns davon, aber Milton holte sie am nächsten Morgen wieder zurück. In der Dunkelheit kamen sie

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