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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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die Stunde komplett verpennt. »Habe ich geschnarcht?«, frage ich noch mal. Eine Schülerin schüttelt den Kopf.
    »Auweia, wie spät ist es?«
    »Halb zehn.«
    Scheiße, Scheiße, Scheiße, ich sollte doch um 9 Uhr die Erstklässler abholen. »Ey, Leute, sorry, ich muss los. Bitte, bleibt hier, bis es klingelt. Ich muss echt los. Tschüs.«
    Die Erstklässler, die Erstklässler … wo sind die? Mist, Mist, Mist. Und wo bin ich hier eigentlich? Was ist das für eine komische Schule? Die kenne ich gar nicht. Wo sind die Erstklässler?
    Plötzlich bin ich wach. Ich liege in meinem Bett. Schweißgebadet. Es ist 5 Uhr. Nur ein Traum. Physikunterricht, Erstklässler … was für ein Quatsch!
    Drei Stunden später kommt sie wirklich: meine neue Klasse. Achtundzwanzig neue Schüler. 7. Klasse. Mädchen und Jungen. Große und kleine. Dicke und dünne. Ich habe Namensschilder gemacht. Für die Mädchen in pink und für die Jungen in grün. Jeder nimmt sich sein Schild und setzt sich. Es ist total still. Niemand spricht. Drei Schilder bleiben übrig.
    »Wir warten mal noch bis 9 Uhr.« Einige nicken schüchtern.
    Plötzlich steht Fatma in der Tür. Fatma aus meiner alten Klasse. Wie eine Mutter schiebt sie ihren kleinen Bruder in den Raum. »Hallo, Frau Freitag. Das ist Yussuf«, sagt sie leise und umarmt mich. Wie groß sie aussieht und wie erwachsen. Sie will irgendwo ihren Erweiterten Hauptschulabschluss nachmachen. Wir quatschen ein wenig, dann bitte ich sie, mich mal kurz in der Klasse zu vertreten, weil ich nach den fehlenden Schülern suchen will. Im Treppenhaus denke ich plötzlich: Oh Mist, wenn sie denen jetzt lauter Quatsch erzählt? Dass man bei Frau Freitag alles machen kann oder so was. Ich finde keinen meiner vermissten Schüler. Als ich zurück in den Raum komme, steht Fatma immer noch schüchtern an der Tür. Ich entlasse sie in ihr eigenes Leben und wende mich meiner neuen Klasse zu.
    Erwartungsvoll gucken die mich an. Hören mir aufmerksam zu. Ich bin völlig baff. Könnte ich sie doch nur einfrieren. So wie heute sollen sie immer sein. Sie melden sich, wenn sie etwas fragen wollen. Sie hören einander zu. Sie hören mir zu.
    Ich nutze die Gunst der Stunde und knalle ihnen alles Mögliche um die Ohren: Stundenplan, Räume, AGs, Hartz-4-Bescheide, Passfotos, Materiallisten, Buchlisten und so weiter.
    Es läuft echt super. Wenn die doch nur immer so wären … Aber ich mache mir nichts vor – schon morgen werden sie nicht mehr so ruhig sein. Und spätestens am Freitag, wenn sie sich an der neuen Schule ein wenig eingelebt haben, werden sie zeigen, was sie draufhaben. Aber heute kann ich wirklich sagen: Das ist eine sehr nette neue Klasse, die ich da bekommen habe.
    Wer ist hier der Boss?
    »Frau Freitag, kann ich schreiben, also hier bei ›Was ist dein Lieblingsspruch‹ – kann ich da schreiben: ›Deine Mutter ist so dick, dass sie beim Sex …‹«
    »Nein, Anil, so was nicht.«
    »Oder: ›Deine Mutter kackt, wenn sie …‹«
    »Aaaniiil, so was nicht. Und diese ›Deine Mutter‹-Sprüche will ich hier überhaupt nicht hören.«
    »Aber ich finde die so lustig.«
    »Ich aber nicht.«
    Leicht schmollend zieht Anil ab. Die Schüler sollen sich gegenseitig interviewen. Anil will immer die lustigsten Antworten geben. Er will unbedingt der Klassenclown sein. Gestern Abend habe ich mit seinem Betreuer telefoniert. Als Klassenlehrerin muss man ständig solche Gespräche führen. Anil lebt im betreuten Wohnen. Seine Mutter ist noch sehr jung und kann sich nicht genug um ihn kümmern, deshalb ist er fünf Tage in der Woche in dieser Einrichtung.
    »Ja, es gefällt dem Anil sehr gut in der Schule. Er sagt, er sei der Lustigste der Klasse und er habe schon sehr viele Freunde.«
    Anil ist sehr dünn und ständig in Bewegung. Eine Tasse schwarzer Kaffee. Personifiziertes Koffein. Sein Finger ist immer in der Luft. Er fragt und fragt und fragt. Allerdings passen die Fragen nie zum Thema. Anil kommt gerne in die Schule.
    »Ich war schon um 7 Uhr da.«
    »Aber Anil, wir fangen doch erst um 9 Uhr an.«
    »Na, besser zu früh als zu spät.«
    Die Jungs müssen aufs Klo. Das Klo ist während der Unterrichtszeit abgeschlossen.
    »Okay, kommt, ich gehe mit euch runter und schließe euch auf.« Wie ruhig die sich hier im Treppenhaus verhalten. Aber plötzlich legt Hamid seine Hände um Anils Hals. »Hey!«, schreie ich sofort. »Hör auf damit!« Hamid weicht zurück. Ich schicke die anderen Jungs vor und nehme Anil und

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