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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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unter ihren Anstrengungen bebten. Beim ersten Mal hatte er sich noch darüber lustig gemacht, aber schon bald war es zu einer echten Plage geworden.
    Jetzt war sie in einer Heilanstalt, und er hätte es voraussehen müssen. Der Haushalt hatte sie aufgerieben, der ewige Abwasch, die Kinder, Einkaufslisten und dreckige Unterwäsche im Korb. Zumindest war dies Walters Theorie. Er glaubte, Lydia lehne sich gegen ihr Hausfrauendasein auf, nachdem sie vier Jahre Französisch und Geschichte im Nebenfach studiert und zwei weitere Jahre als attraktive junge Frau in Chicago verbracht hatte, mit einem Freundeskreis, Verabredungen, einem Job in der City und – so vermutete er – einer Reihe von festen Freunden. Alles sprach dafür. Immerhin hatte auch er Mädchen, an die er wehmütig zurückdachte. Auch er kannte Tage, an denen er sich und sein Leben nicht ausstehen konnte, zu Hause wie im Büro. Wer wollte Lydia vorwerfen, dass sie sich einfach hatte gehenlassen? Ihm könnte das genauso gut passieren. Im Augenblick jedoch stellte Lydias Krankheit vor allem eine handfeste Notlage dar. Er allein musste jetzt mit allem jonglieren. Es war nicht Lydias Fehler, aber er musste sich um alles kümmern, und er hatte auch nur zwei Hände.
    Gerade deshalb war das Au-pair, Diane Burroughs, ein Gottesgeschenk. Genau im richtigen Moment war dieses verblüffende Mädchen, mit Schneid und guter Laune, zupackend, lebhaft und immer zu Späßen aufgelegt, auf Walters Türschwelle gelandet. Was für ein Wunder! Da war diese hübsche junge Britin in einer Schürze, die das Essen kochte, die Betten machte und bügelte, auf die charmanteste Art, und dabei banale Popmusik hörte. Walter wusste praktisch nichts von ihr, aber er wollte unbedingt alles erfahren. Es war wie bei seinen ersten Schwärmereien an der Highschool, das rumorende Gefühl im Magen, das Bedürfnis, geradewegs auf sein Ziel loszugehen, wenn da nichtauch eine lähmende Beklommenheit gewesen wäre. Wann immer er sich sicher wähnte, schnüffelte er in ihren Sachen, zuerst im Bad, das sie mit den Kindern teilte, wo er neben Glanzshampoo und Minitampons einen Tiegel mit Kokosöl entdeckte. Er fragte sich, wozu und warum sie dieses Öl brauchte und ob Diane – wie nannten die Briten das? – gerne herummachte. Benutzten sie diesen Ausdruck?
    Wenn er eines sicher wusste, dann, dass Diane Fernsehen liebte. Sobald die Kinder abends mit ihren Kuscheltieren unter der Bettdecke lagen, ihre Gutenachtgeschichte gehört hatten und eingeschlafen waren, ging Diane ins Wohnzimmer und sah beispielsweise die Sitcom The Many Loves of Dobie Gillis . Wenn er nachmittags um halb fünf zu Hause anrief, erzählte sie ihm begeistert, die Kinder sähen die Tanzshow American Bandstand . Samstags morgens knuddelte sie im Baumwollpyjama mit Barry und Tina vor dem Fernseher und sah Comics wie The Alvin Show und Top Cat . War etwas dagegen einzuwenden? Machte es sie weniger anziehend? Man konnte Diane nichts übelnehmen – sie war über jeden Tadel erhaben. Jeder Vorwurf prallte an ihrem unvergleichlichen jugendlichen Körper ab. Walter versuchte, mit den Augen zu rollen und Überlegenheit zu demonstrieren, aber es war vergebens, weil er sich ihr nicht überlegen fühlte. Er fühlte sich älter, ja, aber nicht überlegen. Am Ende der ersten Woche zahlte er Diane nach reiflicher Überlegung den ihr zustehenden Tribut: einen großzügigen Bonus in bar, versehen mit der Notiz: »Ich schätze mich glücklich, Diane. Sie haben es sich verdient.«
    Manchmal lauschte er spätabends – erwartungsvoll und ebenso armselig – ihren sich nähernden Schritten auf dem Flur, wenn sie aus dem Badezimmer der Kinder kam und in Richtung seines Zimmers lief. Aber jedes Mal bog sie zuletzt nach links anstatt nach rechts ab, zog die Tür mit einem rücksichtsvollen leisen Klick hinter sich zu und legte sich mit gedämpften, unspektakulären Geräuschen zu Bett. Walter horchte in diesen Momenten nicht nur, sondern er stellte sich Szenen vor, in denen Kokosöl vorkam und Diane Burroughs einen … pinkfarbenen Babydoll aus Chiffon mit Spaghettiträgern trug? Nein. Ihre unschuldige weiße Baumwollunterwäsche? Ja. Wenn ihre Bettfedern auch nur das leiseste Geräusch von sich gaben, sprang er sofortdarauf an und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Vielleicht gab sie endlich ihrem Verlangen nach … vielleicht würde sie jeden Moment … Aber er wusste genau, wie lächerlich das war. Lächerlich und armselig. Obendrein

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