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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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viel heute Abend. Bist du erkältet?«, fragt Mama.
    »Bestimmt von der Klimaanlage«, sagt Papa.
    »David, ich hab dir gleich gesagt, du darfst sie nicht so niedrig einstellen.«
    »Mir geht’s gut«, sage ich und niese noch mal. »Ich leg mich einfach ins Bett. Muss ja eh gleich wieder aufstehen.«
    »Es ist sieben!«, sagt Papa. »Wir wollen doch noch einen Abendspaziergang ans Meer machen!«
    »Das Meer ist sauweit weg«, sage ich.
    »Anderthalb Kilometer«, sagt Papa. »Lieber mit dem Fahrrad?«
    »Ich bin heute schon Fahrrad gefahren!«
    »Wir könnten uns den Sonnenuntergang ansehen. Wie die Sonne im Meer versinkt. Das ist bestimmt hübsch.«
    »Du kannst ein paar Stunden warten und der Sonne dabei zusehen, wie sie aufgeht«, sage ich. »Das ist ein Ost strand.«
    Papa konnte noch nie Karten lesen.
    »Lass ihn, er braucht seine Freiräume. Er wird bald fünfzehn«, sagt Mama.
    »Er wird in sieben Monaten fünfzehn«, sagt Papa.
    »Das ist in etwas mehr als einem halben Jahr«, fasse ich zusammen.
    »Also ist er noch nicht mal vierzehneinhalb«, klärt Papa uns auf.
    »Aber er ist auch keine zehn mehr und braucht Freiräume«, sagt Mama, und ich nicke. Ich will auf gar keinen Fall kilometerweit ans Meer hecheln. Ich habe heute schon einmal geschwitzt, das muss für die ganze Woche reichen. Ich hasse es zu schwitzen.
    Sie gehen alleine. Ich sitze in dem winzigen Zimmerchen direkt über dem Schweinestall und hacke in mein Netbook. Wenigstens haben sie hier WLAN . Der Bauernhof hat auch eine gar nicht mal so schlechte Homepage, obwohl der Bauer sie selbst gestaltet hat. Behauptet er jedenfalls im Impressum.
    Ich hab ja vor allem wegen Constanze das Netbook mitgenommen. Sie ist auf Facebook. Ich bin auch auf Facebook, aber mit einem anderen Namen und natürlich nicht mit einem Foto von mir. Ich habe ein lizenzfreies Foto von einer Bildagentur gekauft, darauf ist ein Typ um die sechzehn, der ziemlich cool aussieht. Ich nenne mich Jason Miles und tue so, als wäre ich ein amerikanischer Austauschschüler. Constanze hat innerhalb von einer Minute die Freundschaftsanfrage bestätigt. Als ich noch unter meinem eigenen Namen auf Facebook war, hat sie mich ein halbes Jahr lang ignoriert. Sie schreibt Jason immer mal wieder was auf die Pinnwand oder postet sogar Fotos von sich. Es ist die einzige Möglichkeit für mich, Constanze richtig gut kennenzulernen. Ich weiß dank Jason alles über sie, weil Jason ja auch ihre Fotos ansehen und ihre Einträge lesen darf. Sie war zum Beispiel am Anfang der Ferien mit ihren Eltern drei Wochen inSüdfrankreich. Sie hat Jason erzählt, was sie alles gegessen hat und dass sie zum Abendessen manchmal ein bisschen Wein getrunken hat und dass sie jeden Tag im Mittelmeer gebadet hat. Sie hat Jason sogar eine Nachricht mit einem Foto von sich im Bikini geschickt. Als Jason schreibe ich ihr nette Sachen zurück, in einem wackeligen Deutsch natürlich, Jason ist ja Amerikaner. Sie korrigiert das dann und sagt, dass sie meine Fehler »total süß« findet. Und damit ich weiß, was Constanze den ganzen Tag macht, muss ich als Jason auf Facebook rumhängen.
    War gar nicht so leicht, die Identität aufzubauen. Ich habe einem Haufen amerikanischer Highschool-Kids Freundschaftsanfragen geschickt, und zum Glück hat ungefähr die Hälfte die Anfrage angenommen. Ich musste ja so tun, als hätte ich lauter Freunde in den USA . Constanze wollte alles über meine Familie wissen, und ob sie Fotos sehen kann, und da kam mir die Idee, noch mehr Bilder zu kaufen und neue Facebook-Profile für Jasons Familie anzulegen: Er hat jetzt einen älteren Bruder, eine kleine Schwester, eine Cousine und eine Tante auf Facebook. Das war vor drei Monaten, und in der Zeit saß ich jede Nacht am Computer, um die Profile zu faken und immer wieder Statusmeldungen in halbwegs richtigem Englisch reinzuknallen. Ich hab sie dann irgendwann einfach von anderen Amerikanern kopiert, damit sie sich authentisch lesen. Mein Englischlehrer wunderte sich gewaltig, dass ich zum Ende des Schuljahres hin plötzlich so gut Englisch konnte. Aber Constanze ist zum Glück nichts aufgefallen.
    Heute war sie mit ihren Freundinnen im Schwimmbad, Eis essen und abends zum Musikmachen verabredet. Constanze singt ja, genau wie ihre Mutter. Ihre Mutter singt an der Oper, mein Vater kennt sie, weil er daGeneralmusikdirektor ist. Trotzdem lädt mich Constanze nie ein und redet nicht wirklich mit mir. Nur, wenn ich Jason bin.
    Wahrscheinlich muss ich

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