Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
Vom Netzwerk:
neben dem Schweinestall, über dem mein Minizimmer ist. Aber es war niemand da, der Kuhstall war ganz leer. Leer! Nicht mal eine Kuh zu sehen. Dann dachte ich: Vielleicht bin ich im falschen Stall? Ich rannte zum Schweinestall, nur um sicherzugehen. Im Schweinestall waren ein paar Schweine. Also war das wirklich der Schweinestall und nicht der Kuhstall, und der Kuhstall war der richtige Kuhstall, nur eben ohne Kühe. Dann fiel mir ein, dass hinter den Ställen ja noch Wiesen sind. Ich rannte also um die Ställe rum, und da standen dann meine Eltern, der Bauer und noch ein paar Leute, die auch gerade hier diesen Folterurlaub machen.
    »Edvard, wir hatten dir doch gesagt, dass es um fünf losgeht!«, sagte Mama.
    »Ich hab verpennt! Ich konnte bis ganz lang um vier oder so nicht schlafen, weil überall fette Fliegen in meinem Zimmer waren!«
    »Du hast das Melken verpasst«, sagte Papa.
    »Wir sind ja noch ein paar Tage hier«, sagte ich.
    »Aber wir haben für jeden Tag ein anderes Programm. Morgen ist zum Beispiel ›Säen und Ernten nach dem Mondkalender‹ dran.«
    »Wir haben für jeden Tag ein anderes Programm? Ich dachte, wir haben Urlaub! Das ist ja wie in der Schule«, sagte ich und nieste.
    »Jetzt sei mal still, der Herr Rauchfleisch erklärt uns gerade was.«
    »Wer?«
    »Der Bauer!«
    »Der heißt wie?«
    »Rauchfleisch.«
    »Wir machen eine vegetarische Woche bei Biobauer Rauchfleisch? Wie seid ihr denn drauf?«
    »Edvard, bitte!«
    Also stand ich rum und sah zu, wie Biobauer Rauchfleisch seine Kühe streichelte und uns erzählte, was sie so fressen und den ganzen Tag machen. Viel habe ich nicht mitbekommen, weil ich ununterbrochen niesen musste. Er sagte dann irgendwann: »Der Junge macht die Kühe ganz nervös, was ist mit ihm?«
    Und Mama sagte: »Die Klimaanlage.«
    Der Bauer verdrehte die Augen. »Früher konnte man im Zug einfach mal das Fenster aufmachen. Heute versauen sie die Umwelt mit ihren Drecksklimaanlagen.«
    »Nicht die im Zug, die im Auto«, sagte ich und schnäuzte mich.
    »Sie sind mit dem Auto gekommen?«, fragte der Bauer. »Normalerweise achten alle unsere Gäste auf ihre CO 2-Bilanz!«
    Da kapierte ich, warum unser Wagen im nächsten Ort geparkt war.
    »Das ist ein Missverständnis«, sagte Mama schnell.
    »Ich brauch was gegen den Schnupfen«, keuchte ich und rieb mir energisch die Augen. Die juckten nämlich ganz furchtbar.
    »Vitamine«, sagte der Bauer. »Geh rein ins Haus, meine Frau macht dir was, das hilft.«
    Es war zwar erst morgens um sechs, aber irgendwie war hier schon jeder wach. Ich rannte also in die Küche und sagte der Bäuerin, was ihr Mann gesagt hatte. Sie machtemir einen Saft aus geriebenen Karotten und Äpfeln, und das Nächste, was ich weiß, ist, dass alles schwarz wurde. Tja, und dann werde ich hier im Krankenhaus wach.
    »Ihr Sohn hatte einen Allergieschock«, höre ich den Arzt sagen, als ich zu mir komme.
    »Wir haben doch alles getan, damit er keine Allergien entwickelt!«, sagt Papa. »Keine Konservierungsstoffe, kein Plastikspielzeug, kein Weichspüler, die Kleidung nur aus Biobaumwolle, eine vorbildliche CO 2-Bilanz …«
    »Na ja«, sagt Mama. »Die könnte besser sein.«
    »Tja«, sagt der Arzt. »Aber ihr Sohn hat jetzt Allergien.«
    »Oh.«
    »Der wird mal kein Naturbursche, Ihr Junge«, lacht der Arzt. »Isst er denn viel Obst und Gemüse?«
    Mama seufzt. »So gut wie nie.«
    »Und wenn sie ihn mal dazu bringen, es zu essen?«
    »Dann jammert er.«
    »Hat er schon mal gesagt, er bekäme davon so ein komisches Gefühl im Mund?«
    Mama und Papa betrachten ihre Fußspitzen. »Wir dachten, er tut nur so, weil er es nicht mag«, gibt Papa endlich zu.
    »Aha. Verstehe. Wahrscheinlich hat er es schon eine Weile. Dann dachten Sie bestimmt auch, er ist sehr oft erkältet.«
    »Ja«, sagt Papa.
    »Und ein bisschen empfindlich gegen Zugluft.«
    »Schon«, gibt Mama zu.
    »Wir behalten ihn noch einen Tag hier und geben ihm Medikamente mit. Machen Sie gleich einen Termin bei Ihrem Hausarzt für die Allergietests, wenn der Junge sich wieder erholt hat.«
    »Herr Doktor«, sagt Mama und klingt ganz komisch. »Hätte er … also, ich meine … wie schlimm …«
    »Ob er hätte sterben können?«
    »Ja.«
    »Grundsätzlich ja. Wenn der Kreislauf versagt und keine Hilfe in der Nähe ist, kann das passieren.« Der Arzt nickt und verschwindet.
    Ich hätte sterben können! Warum haben sie mich gerettet? Waruuuuum? Kapiert denn keiner, dass ich unmöglich nächste

Weitere Kostenlose Bücher