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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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Woche in die Schule gehen kann?
    Obwohl.
    Ich hätte sterben können … Das ist eigentlich viel cooler als Kalifornien. Oder noch besser:
    Meine Nahtoderfahrung in Kalifornien!
    (Wäre auch eine gute Überschrift für einen Aufsatz. Oder für einen Artikel in der Schülerzeitung. Ach nee, Henks Cousin ist ja mit im Schülerzeitungsteam, das kann ich vergessen.)
    Aber wenigstens habe ich jetzt was zu erzählen.
    Falls mich einer fragt.
    Nicht, dass mich normalerweise jemand fragen würde. Außer natürlich Arthur. Arthur fährt mit seinen Eltern meistens im Wohnwagen weg. Er hat noch drei Brüder, und dann wird irgendwo gezeltet. Dieses Jahr wollten sie nach Usedom. Na ja, und Anselm fragt wahrscheinlich auch. Anselm ist eigentlich nicht so richtig mein Kumpel, aber er hängt dauernd bei Arthur und mir rum. Wahrscheinlich, weil er sonst bei niemandem rumhängen kann. Wir sind die Einzigen, die ihn nicht wegschicken. Und wir lassen ihn bei uns rumhängen, weil wir zu dritt nach mehr Spaß aussehen als zu zweit. Glaub ich jedenfalls, dass wir dann nach mehr Spaß aussehen. Außerdem ist Anselm furchtbar schlau, und wir können manchmal beiihm abschreiben. Seine Eltern sind total reich, aber sie machen nie richtigen Urlaub. Sie fahren immer nur nach London oder New York oder irgendwohin in eine Stadt, wo sie dann ins Theater gehen oder so was. Sie fahren nie in die Berge oder ans Meer.
    Jedenfalls, morgen darf ich nach Hause, sagt der Arzt. Ich muss bestimmt nie mehr zurück auf diesen stinkenden, Fliegen verseuchten Biobauernhof!

Montag, 22.8., 11:43 Uhr
    Vorhin war die Krankenschwester da. Zum Fiebermessen, Blutdruckmessen, Bettaufschütteln. Dann kam ein Krankenpfleger. Er hat mir Frühstück gebracht und später wieder abgeräumt. Ich musste nichts machen! Und ich durfte so lange duschen, wie ich wollte. Keiner hat gemeckert von wegen Wasserverschwendung. So stell ich mir Urlaub vor. Hier bleib ich!

Montag, 22.8., 12:55 Uhr
    Ich muss sofort weg hier.
    Gerade gab es Mittagessen: Gemüseauflauf. Ich so: »’tschuldigung, Sie haben mir nur die Beilage gebracht. Wo ist denn der Rest?«
    Er so: »Nee, du bist für vegetarisch eingeteilt.«
    Ich so: »Das ist falsch! Ich will für Fleisch eingeteilt sein!«
    Er so: »Dann musst du mit deinen Eltern reden, die haben das so angekreuzt.«
    Ich so: »Aber der Arzt hat gesagt, Obst und Gemüse sind blöd für mich!«
    Er so: »Nur, wenn es roh ist. Und das da stand länger im Ofen, als meine Schicht dauert.«
    Ich ruf also Papa auf dem Handy an. Die beiden sind immer noch auf dem Biobauernhof und haben ganz offensichtlich eine prima Zeit beim Programmpunkt »Heilkräuter in der Natur – ein Spaziergang durch die Wildwiesen«.
    Papa sagt nur: »Wir hatten vegetarische Woche für dich vereinbart, und du warst einverstanden!«
    »Ja aber doch nicht im Krankenhaus!«
    »Eine Woche ist eine Woche.«
    »Wann haben wir das eigentlich vereinbart?«, will ich wissen. »Mich hat schon keiner gefragt, ob ich auf diesen Drecksbiobauernhof mitwill!«
    Papa so: »Wir haben da an Ostern drüber gesprochen, und du warst einverstanden.«
    An Ostern?
    Jetzt fällt es mir wieder ein. Wir kamen gerade von der Hochzeit von meiner Tante Sabine, das ist die Schwester von Mama. Sie ist ein paar Jahre jünger als Mama, aberdas ist ja auch schon ziemlich alt. Ich wusste gar nicht, dass man in dem Alter noch heiratet, aber Mama meinte, es heiraten auch Leute, die schon sechzig oder siebzig sind.
    »Die kriegen dann aber keine Kinder mehr«, sagte ich.
    »Nein, das nicht.«
    »Gut. Sex in dem Alter geht auch gar nicht.«
    »Doch«, sagte Mama.
    »Nee!«, sagte ich.
    »Doch«, sagte Mama.
    »Geht gar nicht! Habt ihr etwa noch Sex?«, fragte ich.
    »Ja, und wir sind übrigens noch unter sechzig«, sagte Papa.
    »Pfui«, sagte ich. »Ich will aber keine Geschwister, hört ihr?«
    »Keine Sorge, die sind nicht geplant«, sagte Mama.
    »Aber wir könnten noch, wenn wir wollten«, sagte Papa. »Rein biologisch.«
    »Nee!«, sagte ich. »Ich will keine!«
    »Wie meinst du das, wir könnten noch?«, sagte Mama zu Papa.
    »Du bist doch viel zu alt«, sagte ich.
    »Mama ist dreiundvierzig, da kann man noch Kinder kriegen«, sagte Papa.
    »Fragt mich auch mal wer?«, fragte Mama.
    »Boa, seid ihr eklig«, sagte ich. »Arthurs Eltern haben keinen Sex mehr.«
    »Arthurs Eltern haben ihr Kontingent an Sex in den vergangenen zwanzig Jahren auch schon für drei Leben aufgebraucht«, sagte Mama.
    »Julia!«, sagte

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