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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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versehentlich und selbstmörderisch ein Theater in Trümmer gelegt und Teile des Publikums plattgewalzt hatte. Er war auch für gewisse Behauptungen berüchtigt, die in einzelnen Berichten über die Katastrophe auftauchten. Mehrere vertrauenswürdige Zeugen erinnerten sich, kurz vor Ende des zweiten Akts einen Gestank nach fauligem Metall oder rostigem Fleisch wahrgenommen zu haben. Andere hatten einen Eishauch gespürt, der durch das Theater wehte. Und ein (nicht besonders vertrauenswürdiger) Marquis beharrte vor seinen Freunden darauf, er habe auf seiner Flucht graue Tentakel hinter dem Bühnenportal herausglitschen sehen, dick wie dorische Säulen. Es verbreitete sich das Gerücht – nun, dass sich ein bereits erwähntes deutsches Sprichwort hier wörtlicher anwenden ließ, als ein aufgeklärter Historiker zuzugeben bereit wäre. Immerhin hatte Lavicini vor seinem Tod den Spitznamen »der Zauberer« getragen.
    Was daran auch immer wahr sein mochte, so war es jedenfalls bei Lavicinis Teleportationsunfall gewesen. Loesers Teleportationsunfall war halb so schlimm. Es gab keine Todesopfer. Das Allientheater wurde nicht zertrümmert. Klugweil kugelte sich nur ein paar Arme aus.
    Aber das ließ sich erst später mit Sicherheit sagen. Als Loeser und Blumstein herbeieilten, konnten sie nur sehen, dass Klugweil halb aus den Gurten hing; die Gliedmaßen waren verdreht, das Gesicht bleich, und die Augen traten ihm aus den Höhlen. Im Ganzen erinnerte der Anblick Loeser an einen Satz großer, blasser, peinsam falsch in einen Sportlertanga gestopfter männlicher Geschlechtsteile.
    »Warum um Himmels willen musstest du es ›Teleportationsvorrichtung‹ nennen, du letztklassiges Arschloch?«, zischte Blumstein Loeser zu, als sie sich abmühten, den Schauspieler aus dem Gewirr zu befreien. »Das habe ich kommen sehen.«
    »Das ist völlig irrational«, sagte Loeser. »Es wäre auf jeden Fall schiefgegangen, die Bezeichnung spielt keine Rolle.« Dem Kopfstoß nach zu urteilen, den er sich daraufhin vom pendelnden Klugweil einfing, war dies keine wirklich zufriedenstellende Antwort.
    Zwei Stunden später betrat Loeser die Wild-West-Bar im Haus Vaterland am Potsdamer Platz und traf dort seinen besten Freund, der schon auf ihn wartete.
    »Was ist mit deiner Nase passiert?«, fragte Achleitner.
    »Um deine Frage zu beantworten«, sagte Loeser unbestimmt, »ich glaube nicht, dass Klugweil uns heute Abend wirklich Koks besorgt.« Er zündete sich eine Zigarette an und blickte sich angeekelt um. Das Haus Vaterland, eröffnet im Jahr zuvor von einem zwielichtigen Unternehmer namens Kempinski, war ein Vergnügungspalast, ein Babylon des Kitsches voller Lokale, Kinos, Bühnen, Spielhallen, Restaurants und Ballsäle, alle landestypischen Räume (italienisch, spanisch, österreichisch, ungarisch und so weiter, aber nicht britisch oder französisch, wegen Versailles) aufwändig gestaltet, mit eigener Musik, eigens kostümiertem Personal und eigener Speisekarte. Oben in der Wild-West-Bar hatte sich eine schlecht gelaunte Negerjazzkapelle für ihren Auftritt Cowboyhüte aufgesetzt, was einen Eindruck davon vermittelte, wie verbissen man im Haus Vaterland um kulturelle Vielfalt bemüht war, während man unten ein »Rheinpanorama« mit künstlichem Blitz, Donner und Regen wie in einer von Lavicinis Opern erleben konnte. Es war, als hätten Neuankömmlinge in irgendeinem aus der Mode gekommenen Teil der Hölle eine beliebige Topografie aus kleinen lokalen Ghettos aufgebaut, alle einem Mutterland nachgebildet, an das sie sich nach den tausend Jahren im Fegefeuer nur noch halb erinnerten. Alles war voller Touristen aus der Provinz, die immerzu herumschlenderten und stehen blieben und sich umdrehten und weiterschlenderten und wieder stehen blieben, ohne jeden erkennbaren Grund, wie nach einer mürbe gewordenen Exerzierordnung, und es war so laut wie auf hundert Kinderspielplätzen. Aber Achleitner wollte unbedingt hierher, das empfand er als eine gute Übung für die Zukunft. Loeser, sagte er, denke vielleicht, das ganze 20. Jahrhundert werde wie ein Gemälde von George Grosz aussehen, alles voller fetter, monokeltragender Soldaten, zahnloser Flittchen und düsteren Kopfsteinpflasters, aber dieses Bild der Finsternis und des Verfalls, dieses gruftige Berlin sei auf seine Weise genauso künstlich und romantisiert wie das Werk eines x-beliebigen Aquarellmalers vom Lande. Aber als Loeser Kempinski die weise Voraussicht absprach, antwortete Achleitner

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