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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Oder warum übernachtest du auf dem Sofa?» Sie sah ihn amüsiert an.
    «Ich wollte dich nicht wecken», erwiderte Steenhoff. Er befahl dem Golden Retriever, sich zu setzen, und klopfte auf den Platz zu seinen Füßen. Enttäuscht, dass das Spiel schon zu Ende war, hockte sich Ben vors Sofa.
    Ira nahm auf der Sofakante Platz und reichte Steenhoff den Kaffee. «Ich habe mir schon Sorgen gemacht, als ich heute Morgen aufwachte, und Ben war nicht da.»
    «Und ich dachte schon, du hättest mich vermisst», brummte Steenhoff.
    Plötzlich stutzte Ira. Ihre Fröhlichkeit war wie weggewischt, als sie die rot geschwollene Narbe über der Augenbraue ihres Mannes sah. «Was ist passiert, Frank?»
    «Jemand hat mir mit einem Stiefel ins Gesicht getreten.» Als er Iras entsetzten Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich hinzuzufügen: «Halb so schlimm. Ist nur eine kleine Platzwunde. Der Schlag auf den Hinterkopf tat mehr weh.»
    Erst jetzt sah Ira, dass Steenhoffs linker Arm mit blauen Flecken übersät war. Sie stand mit einem Ruck auf und ging einen Schritt zurück. Fassungslos musterte sie ihren Mann. «Bis du in eine Schlägerei geraten?»
    «Hauptsächlich bin ich verprügelt worden. Ich hatte leider kaum Gelegenheit zurückzuschlagen.»
    Er berichtete Ira, was passiert war. Als sein Blick auf ihre Armbanduhr fiel, brach er mitten in der Erzählung ab. «Ich muss gleich wieder los. Wir haben in einer Stunde Besprechung.»
    Ira seufzte. «Erst sagst du das Konzert ab, auf das wir uns beide so gefreut haben, dann bleibst du die ganze Nacht weg, und jetzt musst du schon wieder los.»
    «Wenn der Fall gelöst ist, nehme ich mir ein paar Tage frei. Versprochen. Ich habe noch einen Haufen Überstunden», versprach Steenhoff, während er in Richtung Bad lief. Nach drei Schritten drehte er unvermittelt um. Er nahm Ira hastig in den Arm. «Dann fahren wir ein paar Tage weg. Mit ganz viel Zeit, okay?»
    Ira erwiderte nichts, aber ihr war die Enttäuschung anzusehen.
    Als Steenhoff aus dem Bad zurückkam, trank er den Rest seines Kaffees aus und verschlang mit drei Bissen ein frisches Brötchen, das seine Frau morgens gekauft hatte. Ira hatte es sich mit ihrem Frühstück und einer Zeitung in einem alten Ohrensessel gemütlich gemacht. Obwohl er sie bat, sitzen zu bleiben, stand sie auf und begleitete ihn zur Tür. Ben trottete hinter ihnen her und ließ den Schwanz hängen. Er mochte es nicht, wenn sie sich trennten. Am zufriedensten war er, wenn auch Marie im Haus war und alle zusammen im Wohnzimmer saßen.
    Als Steenhoff vom Hof fuhr, winkte ihm Ira nach. Benwar an ihr hochgesprungen. Sie hielt seine Pfoten fest, sodass es aussah, als würde der Hund sie umarmen.
    Steenhoff nahm sich vor, bald einen Überraschungsabend für Ira zu organisieren. Vielleicht Kino oder mal ins Theater. Er ahnte jedoch, dass es wohl bei dem guten Vorsatz bleiben würde. Er konnte froh sein, dass Ira ihre eigene Arbeit und viele Interessen hatte. Sie beschwerte sich zwar manchmal, dass er so wenig Zeit hatte, aber zum Glück hatte sie Freundinnen, mit denen sie regelmäßig in Konzerte oder zum Sport ging.
     
    Im Präsidium wurde Steenhoff schon erwartet. Er wollte gerade ins Besprechungszimmer gehen, als ihn die Sekretärin abfing. Marianne Schwenning wirkte angespannt. «Du hast Besuch», sagte sie leise. «Mutter und Sohn warten schon eine halbe Stunde auf dich. Die Frau wirkt sehr aufgelö   …»
    «Sind Sie, bitte schön, Herr Steenhoff?»
    Erst jetzt sah Steenhoff, dass im Flur hinter der Sekretärin eine elegant gekleidete Frau stand. Ihr Sohn lümmelte sich auf der Holzbank. Er hatte seine Beine weit in den Raum gestreckt und die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben. Neugierig sah er Steenhoff an.
    «Die sind viel zu früh da», sagte Steenhoff so leise, dass ihn nur die Sekretärin verstehen konnte. «Sag Navideh Bescheid, dass sie ins Vernehmungszimmer kommen soll. Die Besprechung verschieben wir um eine weitere Stunde.»
     
    Stefanie Wagenknecht war nicht aufgelöst, wie Marianne Schwenning gemeint hatte, sondern wütend. Kaum hatten sie das Vernehmungszimmer betreten, da ging sie schon zum Angriff über.
    «Was ist das für eine Art, eine Familie morgens um 7   Uhrrauszuklingeln und den Sohn zum Verhör zu beordern? Lennart hätte heute eine Mathearbeit geschrieben. Der Junge hat für die Arbeit tagelang gelernt, und Sie erwarten, dass er ohne Erklärung alles stehen- und liegenlässt! Ihre Kollegin hatte auf keine unserer Fragen

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