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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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das fragen», fügte sie schnell hinzu. «Es ist wichtig für die Ermittlungen.»
    Gespannt beobachteten Steenhoff und Petersen den Jungen. Stefanie Wagenknecht ließ ihren Sohn keine Sekunde aus den Augen.
    «Nilgün war ja ein auffällig hübsches Mädchen   …», versuchte Steenhoff dem Jungen eine Brücke zu bauen.
    «Ja, sie war cool», bestätigte Lennart zögernd.
    Navideh gab sich einen Ruck. «Frau Wagenknecht, es wäre gut, wenn wir Ihren Sohn an dieser Stelle für fünf Minuten allein befragen könnten.»
    Die Frau sah sie überrascht an und öffnete den Mund, um zu protestieren. Doch dann stand sie überraschend auf und ging zur Tür. Stefanie Wagenknecht hatte den Griff schon in der Hand, als sie sich noch einmal umdrehte. «Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn dieses Thema besprochen ist», sagte sie kühl.
    Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus, als Stefanie Wagenknecht verschwunden war.
    «Dann erzähl mal», wandte sich Navideh aufmunternd an Lennart. «Wenn wir darüber mehr wissen, können wir dir sagen, warum wir nicht wollten, dass du heute Morgen zur Schule gehst.»
    Lennart strich eine Strähne seiner halblangen braunen Haare aus dem Gesicht. Steenhoff sah, dass er mit sich rang.
    «Ich   … ich fand Nilgün echt süß. Also deswegen war es mir auch eigentlich egal, ob ich gegen sie gewinne oder verliere. Und ich dachte, dass es ihr auch so ging.» Er stockte und fuhr dann widerwillig fort. «Nach dem letzten Spiel in dem Café hab ich sie geküsst.»
    «Und dann?»
    «Nilgün war plötzlich sauer und ist, ohne zu zahlen, aus dem Café gelaufen.»
    «Hat sie vorher noch etwas gesagt?»
    Lennart schüttelte den Kopf «Nicht wirklich. Nur so einen Quatsch, dass ich ihre Ehre verletzt hätte oder so was Ähnliches.»
    «Hat euch jemand gesehen?», wollte Steenhoff wissen.
    «Keine Ahnung. In dem Café sind oft Schüler. Aber ich habe nicht auf sie geachtet.»
    «Mehr war da nicht?»
    «Nein.»
    «Sicher?»
    «Ja. Leider.» Lennart sah die Kommissare direkt an. Steenhoff wusste, dass der Junge die Wahrheit sagte.
    «Und warum sollte ich nun heute Morgen nicht zur Schule gehen?», erkundigte Lennart sich neugierig.
    Steenhoff stand auf, öffnete die Tür und gab Stefanie Wagenknecht, die auf dem Flur wartete, ein Zeichen, wieder hereinzukommen. Anschließend berichtete er Mutter und Sohn, dass ein Bruder von Nilgün mit einem Messer bewaffnet nachts vor der Tür der Familie gestanden hatte. «Wir gehen davon aus, dass er Lennart ein Verhältnis mit seiner getöteten Schwester unterstellt. Möglicherweise ist er auch überzeugt, dass Lennart etwas mit dem Tod von Nilgün zu tun hatte.»
    Stefanie Wagenknecht und ihr Sohn waren schockiert. «Und wie lange bleibt der Bruder in Haft?», fragte die Mutter aufgebracht.
    «Er ist auf freiem Fuß. Wir haben nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn festzunehmen», antwortete Steenhoff ruhig.
    «Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir können Lennart doch nicht zu Hause einschließen, nur damit dieser Verrückte ihm nichts antut!» Stefanie Wagenknecht wurderot vor Zorn. «Wenn Sie nichts unternehmen, gehen wir an die Presse. Das ist ein Skandal. Wir warten doch nicht, bis dieser Türke unseren Sohn mit dem Messer absticht!»
    Steenhoff holte tief Luft. Er hätte das Messer nicht erwähnen sollen. Die Frau reagierte zu Recht alarmiert auf die Neuigkeiten. Angestrengt suchte er nach einer Formulierung, um der Mutter ihre Angst zu nehmen.
    «Rechtlich können wir nichts gegen ihn unternehmen», unterbrach er ihren Redefluss. «Bislang wissen wir nur, dass er vergangene Nacht vor Ihrem Haus stand. Er selbst schweigt dazu. Als er mir begegnet ist, war er schon wieder auf dem Rückweg, ohne jemanden bedroht zu haben oder bei Ihnen eingebrochen zu sein.» Steenhoff sah Stefanie Wagenknecht fest an. «Wir werden ihn uns heute Mittag nochmal vorknöpfen. Ich kann Ihnen garantieren, dass er danach nicht mehr wagen wird, sich Lennart zu nähern. Vermutlich ist er in seiner Trauer um seine getötete Schwester einfach nur durcheinander.»
    Navideh Petersen bezweifelte, dass sich Osman so leicht beeindrucken ließ. Aber sie sagte nichts. Sie konnten Lennart nicht unter ständigen Polizeischutz stellen. Aber wenn sie recht hätten und Osman durch Nilgüns Liebesaffäre und ihre Schwangerschaft die Familienehre in Gefahr sah, dann war vor allem Roman gefährdet. Früher oder später würden Osman und Murat herausfinden, dass es Roman war, mit dem ihre Schwester

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