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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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sollte die nächsten Tage abends besser zu Hause bleiben oder zumindest nicht allein unterwegs sein», sagte Steenhoff bestimmt. «Außerdem werden wir gleich mit Nilgüns Eltern sprechen und ihnen deutlich machen, dass ihre Familie auseinanderzubrechen droht, wenn Osman den Rachegedanken nicht sofort fallenlässt. Dann ist nicht nur ihre Tochter tot, sondern auch der jüngste Sohn bald im Knast.»
    Cornelia Rodewaldt brachte Steenhoff zur Tür. «Sie müssen meinen Mann entschuldigen. Er hat sich seit seiner Jugend immer für Minderheiten und Ausländer eingesetzt. Und jetzt so etwas   …»
    Sie biss die Lippen aufeinander und kämpfte zum ersten Mal gegen die Tränen an.
    Roman stand hinter seiner Mutter. Matt lehnte er sich an den Türrahmen. Erst jetzt fiel Steenhoff auf, wie blass der Junge war. Seine Augenlider waren stark gerötet. Er hatte viel geweint. Steenhoff fluchte innerlich. Fast hätte er vergessen, die wichtigste Frage zu stellen. Er schob die verdutzte Cornelia Rodewaldt mit einem entschuldigenden Blick ein paar Zentimeter beiseite und wandte sich an den Jungen: «Wann hast du eigentlich Nilgün zuletzt gesehen?»
    «Äh   … am Freitag in der Schule», erklärte Roman. «Ansonsten haben wir uns immer montags bei mir verabredet.»
    «Und am vergangenen Montag?»
    «Da ist sie nicht gekommen, obwohl sie mir noch eine SMS geschrieben hatte, dass sie nachmittags kommen würde.»
    «Doch sie war da.» Klaus Rodewaldt kam langsam die Treppe herunter. Roman sah ihn überrascht an.
    Sein Vater wirkte zerknirscht. «Entschuldigung, ich hatte das völlig vergessen. Ich hätte es Ihnen schon bei Ihrem letzten Besuch sagen müssen. Nilgün war am Montag für ein paar Minuten hier. Ich hatte sie hereingebeten, damit sie auf Roman warten kann, und ihr einen Tee angeboten. Der Junge sollte nur kurz meine Frau mit dem Taxi vom Arzt abholen. Nilgün hatte sich aber kaum gesetzt, als sie plötzlich aufsprang und schon wieder los wollte. Ich glaube, sie hatte kurz zuvor eine SMS erhalten. Sie sagte, sie werde sich später noch bei Roman melden, deswegen habe ich auch nichts ausgerichtet.»
    «Warum hast du mir das nicht erzählt?», fuhr ihn Roman wütend an.
    «Tut mir leid, Roman. Ich habe es an dem Montag einfach nicht für wichtig gehalten. Außerdem wollte sie sich bei dir melden. Und Mama hat, wie du weißt, an dem Abend noch so schlimme Schmerzen bekommen, dass ich mit anderen Dingen beschäftigt war.»
    «Wie hat Nilgün an dem Nachmittag auf Sie gewirkt?», hakte Steenhoff nach.
    «Normal. Vielleicht etwas unsicher, weil Roman nicht da war und ich sie hereingebeten habe. Aber wie gesagt, eigentlich ganz normal.»
    «Und nachdem sie die Nachricht gelesen hatte?»
    Klaus Rodewaldt dachte nach. «Eilig. Und vielleicht etwas nervös. Aber ehrlich gesagt habe ich mir keine weiterenGedanken darüber gemacht. Ich meine, ich habe manchmal schon Probleme, mich in meinen eigenen Sohn hineinzuversetzen. Junge Frauen, fürchte ich, sind mir ein noch größeres Rätsel.»
    Steenhoff ließ sich von Roman Nilgüns Handynummer geben. Dann verabschiedete er sich von der Familie und ging zum Dienstauto zurück. Er rief Wessel an und bat ihn, die Verbindungsdaten von Nilgüns Handy überprüfen zu lassen. Mit Hilfe der Funkzellenpeilung konnten sie vielleicht herausfinden, wo und wann ihr Handy zuletzt eingeschaltet war.
    Steenhoff spürte seine Müdigkeit und das überwältigende Bedürfnis, sich hinzulegen. Vielleicht würde ihm ein kurzer Spaziergang einen klaren Kopf verschaffen. Die gepflegte Wohngegend lud dazu ein. Er schaute auf die Uhr und nahm sich vor, sich nur ein wenig die Beine zu vertreten.
    Während er lief, ging er den Fall noch einmal in Gedanken durch. Warum musste Nilgün sterben? Und warum hatte jemand ihren Leichnam ausgerechnet auf den Wiesen hinter dem U-Boot -Bunker am anderen Ende Bremens abgelegt? Die Unfalltheorie erschien ihm immer unwahrscheinlicher. Schließlich hatte das Mädchen zahlreiche Hämatome am Körper und vor allem am Handgelenk. Nilgün hatte gegen Geld Schach gespielt. Gab es noch andere unbekannte Seiten an ihr, die sie womöglich in Gefahr gebracht hatten?
    Ein Auto hupte und riss Steenhoff aus seinen Gedanken. Erneut schaute er auf seine Uhr. Petersen war gerade in der Schule, um Saliha zu befragen. Und Wessel war mit Fabian Block unterwegs, um einige von Nilgüns Freundinnen aufzusuchen. Er hatte noch Zeit, sich auf einen Parkplatz am Bürgerpark zu stellen. ‹Ich brauche

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