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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Seine Knöchel brannten auch, vermutlich von den Disteln. Er war, wie er zu spät
bemerkt hatte, durch ein Distelfeld gelaufen. In der Nähe des Hauses war niemand. Moffat und
Steele warteten neben Knox' Auto.
»Ist er ein guter Schwimmer?«, fragte Rebus Steele.
»Beggar?« Steele massierte seine Handgelenke. »Der kann überhaupt nicht schwimmen. Wir haben das
in der Schule gelernt, aber seine Mutter hat ihm immer eine Entschuldigung geschrieben.«
»Warum?«
Steele zuckte die Achseln. »Sie hatte Angst, dass er Fußpilz kriegen würde. Wie geht's Ihrem
Kopf, Inspector?«
»Ich werd wohl eine Weile keinen neuen Haarschnitt brauchen.«
»Was ist mit Jack?«, fragte Moffat.
»Der braucht auch keinen mehr.«
Am nächsten Morgen suchten sie nach Gregor Jacks Leiche. Allerdings ohne Rebus. Der war im
Krankenhaus und fühlte sich schmutzig und unrasiert - außer am Kopf.
»Wenn Sie Probleme wegen der kahlen Stellen haben«, erklärte ihm einer der Oberärzte, »können Sie
ja, bis die Haare nachgewachsen sind, ein Toupet tragen. Oder einen Hut. Ihre Kopfhaut wird
sowieso empfindlich sein, also meiden Sie die Sonne.«
»Sonne? Welche Sonne?«
Doch in der Zeit, in der er krankgeschrieben war, gab es tatsächlich Sonne, und zwar reichlich.
Er blieb drinnen, hielt sich im Souterrain auf, las ein Buch nach dem anderen und wagte sich
immer nur kurz hinaus, um im Royal Infirmary seine Verbände wechseln zu lassen.
»Das könnte ich doch für dich machen«, hatte Patience ihm erklärt.
»Man sollte nie Arbeit und Vergnügen mischen«, lautete Rebus' rätselhafte Antwort. Im Krankenhaus
gab es nämlich eine Schwester, die Gefallen an ihm gefunden hatte, und er an ihr... Ach, daraus
würde eh nichts; es war nur ein kleiner Flirt. Er würde Patience auf gar keinen Fall
wehtun.
Holmes kam ihn besuchen und brachte immer viele Dosen mit kohlensäurehaltigen Getränken mit.
»Hiya, Glatzkopf«, wurde zur gewohnten Begrüßung, selbst als aus dem Skinhead ein Stoppelkopf
geworden war und auch dieser sich allmählich auswuchs.
»Was gibt's Neues?«
Abgesehen davon, dass man Gregor Jacks Leiche immer noch nicht gefunden hatte, war die große
Neuigkeit, dass der Farmer vom Alkohol losgekommen war, seit bei irgendeiner Veranstaltung mit
einem baptistischen Erweckungsprediger »der Herr über ihn gekommen war«.
»Von jetzt an nur noch Messwein«, sagte Holmes.
»Übrigens« - er deutete auf Rebus' Kopf - »eine Zeit lang hab ich gedacht, Sie würden vielleicht
zum Buddhismus übertreten.«
»Kann alles noch kommen«, sagte Rebus, »kann alles noch kommen.«
Die Medien bissen sich an der Jack-Geschichte fest, klammerten sich an die Idee, dass er noch am
Leben sein könnte. Darüber dachte auch Rebus manchmal nach.
Außerdem fragte er sich immer noch, warum Jack Elizabeth umgebracht hatte. Ronald Steele konnte
ihm in diesem Punkt nicht weiterhelfen. Anscheinend hatte Jack die ganze Zeit, die er ihn
gefangen hielt, kaum mit ihm gesprochen... So lautete jedenfalls Steeles Version der Dinge. Was
auch immer gesagt worden sein mochte, es würde niemand erfahren.
Damit blieb Rebus nichts außer diversen Szenarien und Spekulationen. Er spielte die Szene immer
wieder im Kopf durch - Jack kommt in der Parkbucht an und streitet sich mit Elizabeth. Vielleicht
hat sie ihm gesagt, sie wolle sich scheiden lassen. Vielleicht ging es bei dem Streit aber auch
um die Bordellgeschichte. Oder vielleicht um was ganz anderes. Von Steele war nur zu erfahren,
dass sie, als er wegfuhr, auf ihren Mann wartete.
»Ich hatte überlegt, ob ich warten und mich ihm stellen sollte...«
»Aber?«
Steele zuckte die Achseln. »Zu feige. Das Problem ist nicht, etwas Falsches zu tun,
Inspector, das Problem ist, auch dazu zu stehen. Sind Sie nicht auch der Meinung?«
»Aber wenn Sie geblieben wären...?«
Steele nickte. »Ich weiß. Vielleicht hätte Liz dann zu Jack gesagt, er solle sich zum Teufel
scheren, und wäre bei mir geblieben. Vielleicht wären sie beide noch am Leben.«
Wenn Steele nicht aus der Parkbucht abgehauen wäre... wenn Gail Jack gar nicht erst
in den Norden gekommen wäre... Was dann? Rebus hatte keinen Zweifel: Die Dinge hätten einen
anderen Verlauf genommen, aber nicht unbedingt einen weniger schmerzlichen. Feuer und Eis und
Leichen im Keller. Er wünschte, er hätte die Möglichkeit gehabt, Elizabeth Jack kennen zu lernen,
sie wenigstens einmal zu erleben, obwohl er das Gefühl hatte, sie wären nicht miteinander

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