Das große Doppelspiel
Das Buch
Frühjahr 1944. Mit einem ebenso kühnen wie aberwitzigen
Auftrag landet eine junge Frau eines Nachts an der normanni schen
Küste. Sie soll nicht nur in die Haut und die Rolle ihrer
Schwester schlüpfen, sondern unter Einsatz ihres Lebens und ihrer
Liebe zu dem entscheidenden Mann ein gigantisches Doppelspiel
inszenieren, um die eigene Operation zu tarnen und den Gegner in eine
tödliche Falle zu locken. Vom Gelin gen des Coups hängt
es ab, ob der Verlauf des Zweiten Welt kriegs für die
Alliierten eine günstige Wende nimmt …
Von Jack Higgins sind bei BASTEI-LÜBBE erschienen:
10 379 Solo
10 844 Exocet
10 194 Der Adler ist gelandet
11 270 Die Teufelsrose
11 423 Die Stunde des Jägers
11 630 Nacht der Füchse
Einzig berechtigte Übersetzung
aus dem Englischen
von Jürgen Bavendam
epub-Konvertierung by Manni
BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH
Band 11951
1.+2. Auflage Mai 1993
Titel der Originalausgabe: Cold Harbour
© 1990 by Jack Higgins
Gesamtdeutsche Rechte beim Scherz Verlag, Bern, München, Wien
Lizenzausgabe: Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach
Printed in Germany Mai 1993
Einbandgestaltung: Manfred Peters
Satz: KCS GmbH, Buchholz/Hamburg
Druck und Bindung: Ebner Ulm
ISBN 3-404-11951-7
1
Überall ringsum, im Mondschein deutlich zu sehen,
trieben menschliche Körper, einige in Schwimmwesten, andere nicht.
Weit hinten brannte das Meer, da auslaufendes Öl sich
entzün det hatte, und als Martin Hare auf den Wellenkamm
gehoben wurde, sah er den Zerstörer, dessen Bug schon unter Wasser
war. Eine dumpfe Explosion ertönte, das Heck hob sich, und das
Schiff begann, in die Tiefe zu gleiten. Hare trieb, von der
Schwimmweste getragen, in das Tal der Welle, und dann bran dete
eine andere über ihn hinweg, und er verlor halb das Be
wußtsein, war sich nur noch des stechenden Schmerzes von dem
Granatsplitter in seiner Brust bewußt.
Das Meer strömte sehr schnell durch die Enge
zwischen den Inseln, mit einer Geschwindigkeit von wenigstens sechs
oder sieben Knoten. Es schien ihn gepackt zu halten und mit einem
unglaublichen Tempo mitzutragen. Hinter ihm verklangen die Schreie der
Ertrinkenden in der Nacht. Wieder wurde er auf eine Welle gehoben,
verharrte einen Moment lang, vom Salz halb geblendet, schoß dann
sehr schnell hinunter und sauste auf ein Rettungsfloß zu.
Er langte nach einem der Seilgriffe und sah hoch. Dort
kau erte ein japanischer Offizier in Uniform. Sie starrten
einander einen langen Moment an, und dann versuchte Hare, sich hin
aufzuziehen. Aber er hatte keine Kraft mehr.
Der Japaner kroch wortlos auf den Rand der
Rettungsinsel, packte Hare an der Schwimmweste und zerrte ihn hinauf.
In diesem Augenblick drehte sich das Floß, von einem Strudel
ergriffen, wie ein Kreisel, und der Japaner stürzte kopfüber
ins Meer.
In Sekundenschnelle war er zehn Meter weit fort. Sein Ge
sicht war dem Mond zugewandt. Er begann, zur Rettungsinsel
zurückzuschwimmen, und dann sah Hare, wie hinter ihm eine
Haifischflosse durch den weißen Gischt zwischen den Wellen
schnitt. Der Japaner schrie nicht einmal auf, er warf nur die Arme hoch
und verschwand. Und es war Hare, der schrie – wie jedesmal.
Gleichzeitig fuhr er schweißgebadet im Bett hoch.
Die diensthabende Schwester war McPherson, eine
resolute Frau von fünfzig, die keinen Spaß verstand; eine
Witwe mit zwei Söhnen, die sich bei der Marineinfanterie zwischen
den Inseln durchkämpften. Sie kam ins Zimmer und blieb, die
Hände in die Hüften gestemmt, neben seinem Bett stehen und
sah auf ihn hinunter.
»Wieder der Traum?«
Hare schwang die Beine über den Bettrand und
griff nach seinem Bademantel. »Ja. Welcher Arzt hat heute abend
Dienst?«
»Commander Lawrence, aber er wird Ihnen wenig
nützen. Noch ein paar Tabletten, damit Sie noch ein paar Stunden
so schlafen, wie Sie schon den ganzen Nachmittag geschlafen
haben.«
»Wie spät ist es?«
»Sieben. Warum duschen Sie nicht schnell, und
ich lege Ih nen ihre schöne neue Uniform zurecht. Sie
können zum Dinner herunterkommen. Es wird Ihnen guttun.«
»Ich glaube nicht.«
Er sah in den Spiegel und fuhr sich mit
der Hand durch das zerzauste schwarze Haar, das einige graue
Strähnen aufwies, was mit sechsundvierzig ja auch nicht
ungewöhnlich war. Das Gesicht war recht attraktiv, nur sehr
blaß von mehreren Mona ten Krankenhausaufenthalt. Aber in
den Augen zeigte sich so etwas wie Mangel an Hoffnung, sie waren
ausdruckslos.
Er öffnete eine Schublade des
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