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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Hand.«
    Sie kramte weiter in dem Täschchen und zog einen kleinen schwarzen Lederbeutel heraus. Sie entnahm ihm vier Fünfhunderteuroscheine und legte sie vor mich hin. »Es ist nicht so, dass Sie mir was schenken sollen.«

    »Es geht nicht um das Geld«, sagte ich knapp. »Stecken Sie es wieder ein. Das, was Sie an Hintergründen wissen wollen, werden Sie selbst herausfinden. Das Geld legen Sie besser für Rollis Kinder zurück. Sie fühlen sich mies. Das kann ich gut verstehen. Gibt es denn keinen Geistlichen im Dorf, mit dem Sie reden können?«

    »O nein. Da kriege ich doch nur zu hören, dass unser Herr das alles so gerichtet hat und dass ich Demut üben soll. Ich hatte eine Freundin, die Eva-Maria, die ist nun schon ein paar Jahre tot. Die ist mal zu ihrem Pfarrer gegangen, weil ihr Mann jeden Tag was … was von ihr wollte. Einfach so und nicht mit Liebe. Da hat der Pfarrer gesagt: Gute Frau, der Herrgott hat das so eingerichtet. Wenn dein Mann das jeden Tag haben will, dann musst du demütig schweigen und ihm das geben. Daran ist sie gestorben. Und, stellen Sie sich mal vor, die Eva-Maria war damals schon über fünfzig! Wo kommen wir denn da hin?«

    »Das ist eigentlich ein nicht erlaubter Vergleich«, sagte ich sanft, hatte aber keine Hoffnung, dass sie das akzeptierte.

    »Ha!«, rief sie prompt. »Ich weiß schon, auch ich soll mich in Demut üben. Will ich aber nicht. Einen eigenen Pfarrer haben wir ja sowieso nicht mehr. Man kennt den ja nicht mehr so gut. Na ja, der Kaplan vielleicht. Das nennt sich jetzt eine Seelsorgeeinheit.«

    »Was wollen Sie eigentlich?«

    »Ich will, dass Anna wieder vernünftig wird und Rolli zurückholt. Und dass dieser Bliesheim mitsamt seiner Clique verschwindet. Für immer und ewig. Und dass Kinsi wieder auftaucht und …«

    »Das alles können Sie vielleicht auch allein schaffen. Treten Sie allen Beteiligten einmal kräftig in den Arsch und vergessen Sie nicht, den Schuh stecken zu lassen. Vielleicht klappt das ja. Privates Kuddelmuddel ist nicht meine Sache. Ihr Geld müssen Sie wieder einstecken.«

    Sie nickte betrübt, raffte die Scheine zusammen, steckte sie in den kleinen Beutel und den wiederum in die Handtasche.
    »Ich habe es versucht«, sagte sie trocken mit einem breiten Mund. »Nichts für ungut.«

    Ich brachte sie zur Tür und sah ihr nach, wie sie davonging. Eine alte, mutige und würdevolle Frau mit viel Kummer und einem Bauch voller Wut.

    Sie hatte mich nachdenklich gemacht, ich trödelte herum und dachte darüber nach, wie die alten Eifler wohl mit den neuen gesellschaftlichen Regeln zurechtkommen mochten, die im Grunde keine Regeln waren, nur die stille Übereinkunft, alle alten Regeln brechen zu können.

    Im Teich waren drei oder vier Wolken aus Fadenalgen aufgestiegen, um zu blühen.
    Ich fischte sie ab und erinnerte mich an meinen Vater, der mich einmal zu einer Pfütze auf einem Feldweg geführt hatte, um mir zu erklären: »Sieh dir diese Fadenalgen an. Man muss sich fragen, wo sie herkommen. Im Sommer wird die Pfütze verschwinden. Die Algen liegen dann vollkommen trocken und nicht mehr erkennbar im Erdreich, sind weg. Aber sie verschwinden nur scheinbar, sie sind wieder da, wenn es regnet.« In der Regel hatte er hinzugefügt: »Die meisten Menschen wissen nichts davon. Gar nichts. Woher auch? Aber es ist wie ein Wunder.«
    So war er, mein Alter.

     
    Als Oma Ohler mich anrief und triumphierend schnaufte: »Jetzt isser wieder da! Aber er hat sich aufgehängt«, war es mittags ein Uhr, die Sonne hatte sich durchgesetzt.

    »Wer hat sich aufgehängt?«

    »Na, Kinsi«, entgegnete sie trocken. »Sie können sagen, was Sie wollen, irgendwie passt das nicht.«

    »Wo hat er sich denn aufgehängt?«

    »In der Scheune vom alten Karl. Der verkauft Heu und Stroh an die Betriebe in Belgien und Holland. Und er lagert das in einer Scheune, eigentlich eher eine Halle. Da soll sich Kinsi aufgehängt haben, so sagen die Leute. Jedenfalls ist er tot. Ich wollte nur Bescheid sagen.« Der letzte Satz war ein feiner Stich gegen den überheblichen Journalisten, der sich angemaßt hatte, nichts zu glauben und nichts wichtig zu nehmen.

    »Das ist gar nicht nett«, sagte ich. »Ist die Polizei schon da?«

    »O ja. Jetzt warten sie auf einen Arzt oder so. Na ja, wir werden ja sehen, was dabei rauskommt.«

    »Danke für die Information«, intonierte ich lahm.

    Ich wusste, dass es überhaupt keinen Sinn machen würde, mit mir zu diskutieren. Ich bin

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