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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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der Spatz, der es Ihnen gepfiffen hat?«
    »Informanten sind namenlos«, erklärte er heiter. »Die aktuelle Redaktion ist schon unterwegs. Die Kollegen vom Fernsehen übrigens auch. Ich wünsche einen guten Resttag.«
    Der nächste Anrufer war Kalle Adamek von Radio RPR. Er begann: »Hallo, Alter. Ich habe die Geschichte schon, ich will nur fragen, was du davon hältst.«
    »Das weiß ich noch nicht. Das Mädchen Natalie wurde umgebracht. Es war eine Art Hinrichtung. Genick gebrochen und Kopfschuss, doppelt gemoppelt sozusagen. Sven Hardbeck knallte mit seinem Golf gegen Beton. Das kann Selbstmord gewesen sein, muss aber nicht. Hast du andere Informationen?«
    »Nein. Aber wenn das das Ende einer Liebe war, dann ist das eine Riesengeschichte. Und wahrscheinlich gibt es dann einen dritten Mann, der die ganze Geschichte kennt.«
    »Da könntest du Recht haben.«
    »Kannst du mir den Tatort beschreiben? Diesen Fundort der Toten?«
    »Ich glaube, das ist tatsächlich nur der Fundort. Natalie wurde dorthin gebracht, ordentlich hingelegt.« Ich beschrieb ihm, wie die wilde Müllkippe in Mannebach aussah, und er bedankte sich, stellte aber noch eine Frage.
    »Die beiden haben doch zusammen Abitur gemacht. Im vorigen Sommer. Und ich weiß, dass es an dem Gymnasium einen Pauker gibt, der besonders gut mit den Jugendlichen umgehen kann. Ich habe den schon mal interviewt, der tritt immer als Spezialist für Jugendfragen auf, komme aber nicht auf seinen Namen. Weißt du, wen ich meine?«
    »Ach, stimmt. Das ist der Oberstudienrat Detlev Fiedler.«
    »Richtig, so war der Name. Mach es gut, mein Alter, bis demnächst.«
    Was würde mein alter Freund Rodenstock mir nun raten, was zu tun sei? Ich dachte angestrengt darüber nach. Zuerst einmal würde er klarstellen: Es gibt keine Mörder, es gibt nur Menschen, die zu Mördern werden. Dann vielleicht mahnen: Geh immer zurück an den Anfang. Was weißt du? Was weißt du wirklich, was steht außer Frage? – Also gut: Natalie (19) tot, zweifelsfrei ermordet. Die Leiche nackt. Ein Schmuckstück aus dem Bauchnabel gerissen. Brutal. Liebesgeschichte. Liebesgeschichte? Wissen wir nicht. Sven (19), Mitschüler, Mit-Abiturient, rast gegen eine Betonwand. Tot. War das vor oder nach Natalies Tod? Wissen wir nicht. Was musst du unter diesen Umständen als Erstes in Erfahrung bringen? Antworten finden auf eine Frage, die ich beiden stellen würde: Wann hast du dein elterliches Haus verlassen und was hast du den Tag über getrieben? Eine simple Frage.
    Geh zurück zum Anfang, pflegte Rodenstock zu sagen. Und sei niemals ungeduldig. Aber ich war ungeduldig. Rodenstock, du könntest dich längst gemeldet haben! Sonst meldest du dich dauernd, wieso ...? Ich kam mir plötzlich schäbig vor.
    Ich wählte seine Handynummer.
    Er meldete sich sofort, düster und hohl: »Ja, bitte?«
    »Ich bin's, Siggi. Wie geht es Emma?«
    »Nicht gut. Sie schläft. Ich hocke hier an ihrem Bett in diesem fürchterlichen Krankenhaus, in dem alle Bediensteten ständig den Eindruck zu machen versuchen, sie hätten alles im Griff. Warte mal, ich gehe auf den Flur.« Es gab irgendwelche Geräusche, dann sagte er: »Jetzt können wir reden. Sie haben ihre Bauchspeicheldrüse in Verdacht. Die Ärzte sagen mit Falten im Gesicht: Da stimmt was nicht. Sie haben eine Biopsie gemacht, Entnahme von Lebendgewebe, du weißt schon. Es ist dieser ganze Kokolores, der dem Patienten Angst macht, nichts als Angst.«
    »Es besteht also Krebsverdacht?«
    »Ja«, bestätigte er. »Emma wird ... sie wird immer weniger. Scheiße, ich kann nichts machen.« Plötzlich weinte er unverhohlen, schnauzte sich laut wie eine Trompete. »Und ich muß ihr gegenüber auch noch immer so tun, als hätte sie nicht mehr als einen quersitzenden Furz.«
    »Das mußt du nicht. Sie ist doch eine kluge Frau.«
    »Genau das ist ihr Problem, genau das.«
    »Wie lange wird es dauern, bis man sicher weiß, was ist?«
    »Drei Tage. Aber sie muss nicht so lange hier bleiben. Sie kann nach Hause und dort warten. Baumeister, ich weiß nicht ... wenn das schief geht, werde ich mich auch verabschieden. Kennst du den Brief, den Raymond Chandler an seinen englischen Verleger geschrieben hat, als seine Frau gestorben ist? Er schrieb: ›Sie war das Licht meines Lebens. ‹ Das ist es! Emma ist das Licht meines Lebens. Sobald Emma wach ist, fahren wir nach Hause und warten.«
    »Warten ist nicht gut«, sagte ich. Ich hatte einen Kloß im Hals, ich liebte Emma auf eine hilflose

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