Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Sie erinnern sich auch an unser kleines privates Abkommen?“
Wieder neigte Justin den Kopf. „Ich habe es fest in meinem Gedächtnis verankert. Soll ich es hersagen?“
„Ja, ja, ich möchte sichergehen, dass Sie nichts vergessen haben.“
„Genauso wenig, wie man einen schmerzenden Zahn vergessen kann.“ Dabei lächelte Justin strahlend. „Im Gegenzug für eine Summe Geldes, die man durchaus als eines Königreiches wert bezeichnen könnte und die direkt in die Privatschatulle Eurer Königlichen Hoheit floss …“
„Erwähnen Sie das nie!“
„Ich bitte um Verzeihung. Wobei es genau genommen fünfzigtausend Pfund waren“, fuhr Justin fort; langsam begann ihm die Sache tatsächlich Spaß zu machen, „… gewährte Eure Königliche Hoheit, seinen Vertrauten als George der Gütige bekannt, meiner armseligen Person, und das aus reiner Großzügigkeit, für die er im ganzen Reich geschätzt wird, und ohne einen Gedanken an persönliche Bereicherung, Pardon für das Vergehen, aus purer Notwehr geschossen zu haben, als der Narr, den zum Duell zu fordern ich gezwungen war, schon bei ‚zwei‘ seine Pistole abfeuerte. Ein Fehler, der für ihn tödlich endete und für mich verhängnisvoll, da ich aus England fliehen musste, um nicht festgenommen und gehängt zu werden.“
„Schon besser, wenn Sie auch zu erwähnen vergaßen, dass Duelle längst verboten waren, gleich, wie sie ausgehen“, erklärte der Prinz selbstgefällig.
„Wie nachlässig von mir. Sollen wir Robbie Farber ausbuddeln und ihn für sein Verbrechen anklagen?“
„Sie sind impertinent. Weiter!“
Justin hatte nicht das geringste Interesse, weiterzusprechen, weswegen er sich zumindest bemühte, eine weitere Spitze gegen den Prinzen in seinen Ausführungen unterzubringen. „Ich, Baron Justin Wilde, voller Dankbarkeit, wieder auf dem Grund und Boden zu stehen, auf dem meine illustren Vorfahren schon hausten, bevor die Ihren, Sir, die unverdrossen Deutsch sprachen und Kohl futterten, je davon vernommen hatten, und nach acht langen, schmerzlichen Jahren des Exils wieder im Besitz meines Vermögens – eines Großteils davon zumindest – erkläre, im Gegenzug für die große, edle Geste seiner Königlichen Hoheit, seiner Hoheit ergebener, eifriger Diener zu sein, jederzeit willig, Euch zu dienen, wenn es sich als notwendig erweist. So lautet die Vereinbarung bis zu dem Zeitpunkt, wenn Euer Königliche Hoheit meinen, dass es genug der Buße sei.“
„Ich kann Kohl nicht ausstehen, daher ignoriere ich diese weitere Beleidigung. Aber ich möchte nicht vernachlässigen zu erwähnen, dass meine Geduld sich gefährlich dem Ende zuneigt.“ Prinny drohte mit dem Zeigefinger. „Aber davon abgesehen klang das ganz gut, Wilde. Sie sind ein fescher Teufel, das will ich zugeben, aber für einen Moment haben Sie ganz schön die Zähne zusammengebissen. Sind Sie etwa nicht eifrig und gehorsam?“
„Ich bin hier“, sagte Justin lakonisch und zog seine Schnupftabakdose hervor. Der Spaß war ihm vergangen; eigentlich fühlte er sich nur noch angeödet, was immer gefährlich war. Geschickt öffnete er die Dose aus gehämmertem Gold mit einer Hand, nahm eine winzige Prise und schnupfte. „Wenn Sie Eifer und Gehorsam wünschen, möchten Eure Königliche Hoheit vielleicht ein Geschenk von mir annehmen – einen Welpen aus dem letzten Wurf meiner Lieblingshündin.“
„Verdammt, das war eine Glanzleistung, Wilde. Diese Lässigkeit! Sie müssen mir zeigen, wie das geht. Sie haben nicht mal geniest.“
„Niesen ist so declassée“, murmelte Justin und steckte die Dose wieder ein. „Die winzige Prise macht es, Sir, und natürlich hat mir mein Schmied die Nasenlöcher mit Blei ausgegossen.“
„Fast könnte ich es glauben. Aber genug gescherzt. Um drei werde ich im Palast erwartet, von meinem Vater, der bitte heute hoffentlich gerade nicht tobt oder sabbert. Wilde, ich werde Sie zu einem sehr glücklichen Mann machen!“
„Wie interessant, Euer Hoheit. Wo es mir doch so vorkommt, als wäre ich schon glücklich. Eure Hoheit möchten mich also überglücklich machen?“
Prinny zog sich die Decke höher über seinen umfangreichen Bauch. „Zuzeiten denke ich, ich sollte Ihnen die Zunge herausschneiden. Ein Jammer, dass wir heutzutage alle so zivilisiert sind. Eine gut gepflegte Folterkammer war oft des Königs einziger Freund. Wie isst man ohne Zunge, frage ich mich?“
„In sehr kleinen Bissen vermutlich“, meinte Justin und betrachtete sein
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