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Ein anderes Leben

Ein anderes Leben

Titel: Ein anderes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Enquist
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. Es sind Notjahre. Man tauscht die letzten Besitzgüter gegen Mehl. Einen Eimer, ein Fischnetz, einen Krug, ein Fell, vier Sensenstiele; bekommt dafür 12 Pfund Mehl . Kleine lustige Anekdoten, die er übergehen kann; das Protokoll der Dorfversammlung im Mai 1868 berichtet, dass der Bauer Erik Andersson in Hjoggböle zwei Jungen in den Wald schickte, um Baumrinde zum Brotbacken zu sammeln. Als die Jungen auf dem Heimweg waren, überquerten sie eine Kuhweide, die Kühe, die hungrig waren, sahen da die Jungen und ihre Baumrindenlast, stürmten auf sie zu und fraßen die Rinde auf. Die ausgehungerten Jungen konnten sich nicht verteidigen, und in den Wald zurückzugehen hatten sie nicht mehr die Kraft. Wurde Unterstützung zugesagt, 2 Pfund Mehl von der besseren Sorte, 2 Pfund von der schlechteren.
    Glückliches Ende. Sie mussten jedoch ohne Rinde nach Hause gehen.
    Wurde in Sjön, Hjoggböle, ein Armenhaus gebaut, bestehend aus einer Stube; wurde den Wohnungslosen übergeben . Anscheinend sind viele von ihnen Soldatenwitwen mit Kindern. Das Steinfundament des Armenhauses noch Mitte der fünfziger Jahre zu sehen. Er geht häufig dorthin, es liegt neben einer der Schutzwehren, die er als Siebenjähriger gegen die von deutschen Panzern unterstützten Infanterieangriffe plant. Das Steinfundament lag hinter dem Anwesen von Anselm Andersson; als der Fußballplatz Furuvallen dort angelegt wurde, verschwand dieses historische Denkmal.
    Die lutherische Moral schon jetzt, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, hoch. Er kann sie wiedererkennen. Beschloss die Dorfversammlung auf ihrem Treffen am 1. Mai , gemäß Paragraph 8, eine Strafe von 25 Kronen festzulegen für denjenigen im Dorf, der sein Haus als Spielstube zur Verfügung stellt; die Bußzahlung soll den Armen im Dorf zukommen .
    Spielstube bedeutet Tanzlokal.
    Ein Olof Enqvist ist jedoch noch nicht unter den Hilfsbedürftigen – im Gegenteil: Als das Haus und die Mühle in Forsen im Mai 1883 mitsamt dem Inventar versteigert werden, ersteht er das Haus für vier Kronen und fünf Öre. Vielleicht reißt er es ab und behält das Holz?
    Ein Onkel des Großvaters. Er schreibt den Namen mit qv.
    Unterhalb des grünen Hauses lag das Hobelwerk.
    Er kann sich nicht erinnern, als Kind das Hobelwerk je in Betrieb gesehen zu haben. Es wurde irgendwann gegen Ende der dreißiger Jahre stillgelegt. Er versucht sich zu erinnern, aber es gelingt ihm nicht.
    Das kleine Haus, das Sägenhaus, stand ja noch die vierziger Jahre über unten am Bach. Ein sehr niedriges Haus mit durchhängendem First. War es nicht nach vorn, zur Straße und zum Milchbock hin, offen? Er kann sich an keine Tür erinnern.
    Schwer vorstellbar, wie die Hobelwerkstatt betrieben wurde. War am Ausgang des Sees eine Art Wasserfall gewesen, gab es einen Niveauunterschied zum Bach hin, stand dort ein Schaufelrad? Er findet ein Archiv, das Auskunft gibt: Der Motor, der das Hobelwerk antrieb, war ein 7 PS Glühkopfmotor Baujahr 1920, Modell 15. Natürlich war Wasserkraft nicht notwendig. Aber warum stand es dann gerade dort?
    Hat man vielleicht das Holz auf dem Wasserweg herantransportiert?
    Das Hobelwerk lag am Abfluss des Sees, und nur hundert Meter vom grünen Haus entfernt. Er ist als Kind überzeugt davon, dass er auf diese Weise eigentlich im Zentrum von Schweden, benannt Sjön, Hjoggböle, geboren ist. Der Beweis dafür: Man legt das Bethaus und den Milchbock und den Bach und die Brücke über den Bach und vor allem das Hobelwerk, das also nur noch als historisches Denkmal existiert und deshalb auf der Karte mit einem eigenen Symbol bezeichnet werden muss, zusammen. Man durfte jedoch nicht hochmütig werden, weil man in der Mitte des Reichs geboren war, eher hatte man eine Verantwortung für die Menschen am Rand. Also die südlich von Jörn. Oder die Menschen in Schonen.
    Es lagen noch massenweise Späne herum, obwohl das Hobelwerk nicht mehr da war. Es gab einen ziemlich großen platten Haufen von alten nassen Spänen. Dort konnte man Angelwürmer suchen.
    Hatte das Sägenhaus nicht eine Luke im Fußboden? Direkt hinunter in den Bach? Er ist fest entschlossen, das Rätsel des Hobelwerks mittels Untersuchungen ein für allemal zu lösen. Er weiß nicht mehr, wem das Hobelwerk gehörte. Vielleicht Sehlstedts.
    Einem von ihnen. Vielleicht dem, der unten am Fußend getraang hatte.
    Das Dorf ist uralt, seit dem Mittelalter hat es existiert.
    Als 1543 Gustav Vasas Grundbuch erstellt wurde, gab es im Dorf fünf

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