Ein Antrag nach Mitternacht
Duke, ganz gleich, was er trägt.“
„Da haben Sie recht“, musste Francesca ihr zustimmen. Selbst in einer blauen Jacke und einer hellbraunen Hose hätte Rochford jeden Mann in einem förmlichen schwarzen Anzug in den Schatten gestellt. Es war seine Art, wie er auftrat, die ihn von jedem anderen unterschied.
„Und er sieht schrecklich gut aus“, redete Harriet weiter. „Wie Luzifer persönlich, habe ich gedacht. Wegen der schwarzen Haare und der schwarzen Augen. Finden Sie nicht auch, Lady Haughston?“
„Ja, er ist ein sehr gut aussehender Mann.“
„Und dazu ein Duke … Ganz bestimmt ist er es überhaupt nicht gewöhnt, jemandem wie mir zuzuhören.“
„Aber er ist nicht im Mindesten arrogant“, versicherte Francesca ihr. „Er behandelt jeden mit Respekt. Ich habe gesehen, wie anständig er mit seinen Mietern und den Dienern redet. Er ist nett und höflich. Sie müssen nur Ihren Vater fragen.“
„Papa hält ihn für einen bewundernswerten Gentleman. Das hat er mir gesagt, als er an jenem Tag von Tattersall’s zurückkehrte. Es war der Duke, der Papa empfohlen hat, Sie aufzusuchen.“
„Tatsächlich?“ Francesca drehte sich erschrocken zu ihr um. „Das hatte er gar nicht erwähnt.“
„Oh, ja. Papa konnte gar nicht fassen, wie großzügig er ist, vor allem da er ihn gerade erst kennengelernt hatte.“
„Der Duke ist sehr großzügig, und er ist ein guter Menschenkenner. Ich bin mir sicher, er hat Ihrem Vater sofort angemerkt, dass er seiner Freundschaft würdig ist.“
Trotz ihrer Beteuerungen gegenüber Harriet erstaunte es Francesca, dass der Duke Sir Alan zu ihr geschickt hatte. Sir Alan musste den mangelnden Erfolg seiner Tochter angesprochen haben, auch wenn das ihrer Meinung nach ein recht ungewöhnliches Thema für zwei Gentlemen bei Tattersall’s war. Aber selbst wenn sie diese Angelegenheit dort beredet hatten, überraschte es Francesca, dass der Duke überhaupt auf die Idee gekommen war, den Mann zu ihr zu schicken.
Natürlich war sie ihm dafür dankbar, doch sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Rochford sich besonders viel Mühe machte, um ihr bei ihren Unternehmungen zu helfen.
Nein, das konnte nicht der Fall sein, weil er nichts über ihre missliche finanzielle Lage wusste. Niemandem war davon etwas bekannt. Über Jahre hinweg hatte sie alles getan, um ihre dauernde Geldknappheit zu überspielen. Und selbst wenn Rochford irgendwie erahnen sollte, dass sie sich immer am Rande der Armut bewegte und sie ihre besonderen Fertigkeiten einsetzte, um diese Bedrohung abzuwenden, gab es für ihn keinen Grund, ihr helfen zu wollen.
Nein, dieser Gedanke war absurd. Sir Alan hatte ihre Unterhaltung auf dieses Thema gelenkt, und Rochford musste erwähnt haben, was sie für seinen Cousin Gideon geleistet hatte. So einfach musste das gewesen sein.
Um nicht länger das ein wenig beunruhigende Thema Rochford behandeln zu müssen, fragte Francesca: „Was hoffen Sie in dieser Saison zu erreichen?“
„Ich weiß nicht genau, wie Sie das meinen.“ Harriet überlegte kurz. „Ich möchte mich vergnügen. Und ich möchte, dass Papa glücklich ist. Er wünscht sich so sehr, dass ich eine gute Saison verbringe.“
„Hoffen Sie auch, einen Ehemann zu finden?“ Sir Alan hatte ihr zwar gesagt, dass eine Heirat nicht das Ziel ihrer gemeinsamen Bemühungen sein sollte, doch Francesca war nicht restlos davon überzeugt, dass der Vater so genau wusste, was sich seine Tochter erhoffte.
Harriets Wangen verfärbten sich rot. „Oh, nein, nein, Lady Haughston. Ich will gar nicht … das heißt … na ja, ich glaube nicht, dass mich ein Lord oder jemand von der Art eines Lords heiraten würde. Außerdem möchte ich nicht in London leben, und ich will auch nicht am gesellschaftlichen Trubel teilhaben. Ich bin ein Mädchen vom Land. Ich mag es, die Leute zu besuchen, die ich dort kenne. Es gefällt mir, Obstkörbe zu Papas Mietern zu bringen, wenn sie krank sind. Das ist das Leben, das ich führe. Dafür bin ich geschaffen. Ich habe nicht den Wunsch, Papa zu verlassen. Und …“ Sie zögerte und errötete spürbar noch stärker. „Da ist ein Junge … der Sohn des Gutsherrn. Sie leben nicht weit von uns entfernt. Ich weiß, Papa kann ihn leiden, auch wenn er mir sagt, ich könnte nach etwas Höherem streben.“
„Ah, ich verstehe.“ Francesca nickte gemächlich. „Aber das möchten Sie gar nicht.“
Harriets Miene hellte sich auf, als sie sah, dass Francesca ihren Wunsch
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