Ein Antrag nach Mitternacht
mich.“
„Nein, Sinclair!“, rief sie erschrocken und vergaß ihre Verlegenheit. „So ist das nicht!“
„Wirklich nicht?“ Er lächelte sie an. „Wenigstens konnte ich Ihnen ein ‚Sinclair‘ entlocken.“
Es gelang ihr nicht, seinem Blick länger standzuhalten. Warum brachte er sie heute nur so schnell aus der Fassung? So, wie sie sich verhielt, hätte man meinen können, dass sie noch ein Schulmädchen war. „So heißen Sie schließlich auch“, gab sie hastig zurück.
„Ja, aber Sie haben mich schon seit Jahren nicht mehr so genannt.“
Sein Tonfall ließ ihr Herz schneller schlagen. Als sie ihn ansah, schlugen seine dunklen Augen sie ganz in ihren Bann. Sie konnte sich entsinnen, dass er sie schon einmal so angesehen und bei ihr das Gefühl ausgelöst hatte, in diesen Augen zu ertrinken. Damals hatte sie ihn auch mit seinem Vornamen angesprochen. „Sinclair“, hatte sie geflüstert, als würde sie ein Gebet sprechen, dann wurde sie von ihm so begierig geküsst wie von einem Mann, der dem Hungertod nah war. Der Gedanke an diesen Kuss ließ sengende Hitze durch ihren Körper fahren, während ihr Herz bis in ihre Kehle zu schlagen schien.
Irgendwie gelang es ihr, den Blick von ihm loszureißen, und während sie darum rang, ihre Stimme nicht zittern zu lassen, sagte sie: „Es gibt … ich hatte noch zwei weitere Frauen in Erwägung gezogen. Beide sind älter als die anderen.“
„Tatsächlich?“ Der sonderbare Tonfall war mit einem Mal verschwunden, dafür redete er nun wieder auf diese leicht amüsierte Art. „Und wer sind diese alten Damen?“
„Lady Mary Calderwood, die älteste Tochter von Lord Calderwood. Soweit ich weiß, ist sie etwa Mitte zwanzig. Und Lady Edwina de Winter, die Witwe von Lord de Winter. Sie ist noch ein wenig älter. Lady Mary ist recht intelligent, aber etwas schüchtern. Aus diesem Grund hatte ich sie auch ursprünglich nicht in die engere Wahl gezogen.“
„Ich werde mich gern mit beiden treffen“, erklärte er. „Nun sagen Sie mir, was Sie mir vorschlagen, bei welcher Gelegenheit ich mich am besten mit diesen Kandidatinnen unterhalten soll. Planen Sie ein Fest, bei dem Sie sie alle einladen, so wie Sie es bei Gideon gemacht hatten? Ich halte es für ziemlich praktisch, sie alle an einem Ort zusammenzubringen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich mich bereits nach zwei Wochen entscheiden will.“
„Nein, das halte ich nicht für nötig. Bei Lord Radbourne hatten besondere Umstände vorgelegen, was bei Ihnen wohl kaum der Fall sein dürfte. So oder so, bei Ihnen können wir darauf verzichten. Schließlich hat die Saison begonnen, und jeder ist hier in London. Ich bin mir sicher, es ist kein Problem, ein Zusammentreffen mit ihnen zu arrangieren, wenn Sie den einen oder anderen Ball besuchen. Obwohl …“ Sie verstummte und dachte kurz nach. „Wie wäre es, wenn Sie nächste Woche zu dem Fest kommen, das ich für Sir Alans Tochter veranstalte? Ihre Anwesenheit würde helfen, Harriet in die Gesellschaft einzuführen, und gleichzeitig hätten Sie die Möglichkeit, sich mit Lady Damaris und den anderen zu unterhalten.“
„Sehr tüchtig von Ihnen.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu, da sie nicht wusste, was sie von seinem leicht ironischen Ton halten sollte.
„Ich überlasse das alles ganz und gar Ihnen, da ich mir sicher bin, dass Sie die ideale Frau für mich finden werden.“
„Ich werde mein Bestes tun“, antwortete sie.
„Gut. Dann wenden wir uns amüsanteren Themen zu. Haben Sie von Sir Hugo Waldens Herausforderung gehört, die er gegenüber Lord Berrys Jüngstem ausgesprochen hatte?“
„Sie meinen die Sache mit dem Wagenrennen?“ Francesca musste lachen. „Ja, davon hatte ich gehört. Man sagte mir, Sir Hugo sei dabei in einem Hühnerstall gelandet.“
„Nein, nein“, gab Rochford amüsiert zurück. „Das war irgendein armer Pastor, der auf der Straße zwischen die beiden geraten war. Soweit ich weiß, sah sich Sir Hugo am Ende in einem Ententeich wieder.“
Den Rest der Ausfahrt verbrachten sie, indem sie den neuesten Klatsch austauschten und über politische Entwicklungen sprachen. Schließlich unterhielten sie sich über die Veränderungen, die Francescas Bruder in Redfields in Angriff genommen hatte. Die Verlegenheit zu Beginn ihres Ausflugs war mit einem Mal wie verflogen, und Francesca konnte wieder unbefangen lachen und drauflosreden.
Lange war es her, dass sie sich so mit Rochford unterhalten hatte. In früheren
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