Ein bissfestes Abenteuer
sich Herr Tepes, Silvania und Helene um Frau Tepes herum und versuchten, dem Telefonhörer so nah wie möglich zu kommen. Sie hätte das Gespräch auch laut stellen können, aber Frau Tepes war zu aufgeregt, um daran zu denken.
»Wo bist du? Geht es dir gut?«, fragte Frau Tepes.
»Mir geht's prima. Nur meine Arme tun weh. Ich bin in einem Dorf. Es heißt Mörelgrim.«
»Mörelgrim?«, wiederholte Frau Tepes und sah die anderen fragend an. »Wo ist das?«
»Keine Ahnung. Irgendwo in den Bergen. Ziemlich weit weg von Bindburg. Die Leute sagen hier komische Sachen wie ,Grüezi' und ,Buongiorno'«, erklärte Daka.
»Du bist in der Schweiz!«, schlussfolgerte Frau Tepes sofort.
»Im italienischen Teil«, fügte Herr Tepes hinzu.
»Was ist mit den Gangstern?«, rief Silvania in die Sprechmuschel.
»Die ...« Der Rest folgte im Flüsterton.
»WAS?«, riefen die vier Zuhörer ins Telefon.
»Die sitzen in einem alten Bauernhaus. Bis jetzt ist keiner wieder aus dem Haus gekommen. Ich habe das Haus die ganze Zeit beobachtet. Bestimmt warten sie dort auf den Käufer für den Fächer.«
»Wo bist du jetzt?«, fragte Herr Tepes.
»In einem Gasthof. Ich wollte euch nur schnell anrufen und Bescheid sagen und fragen, was ich jetzt machen soll.«
»Du bleibst in dem Gasthof!«, rief Frau Tepes.
»Nein, du musst das Haus weiter beobachten!«, rief Herr Tepes.
»Geh zur Polizei!«, riefen Silvania und Helene.
»Sag den Gastwirten Bescheid«, schlug Frau Tepes vor.
»Gumox!«, rief Herr Tepes und zog den Hörer an sich. »Mach das nicht. Die stecken in dem Dorf garantiert alle unter einer Decke.«
»Flieg zur nächsten Polizeiwache«, riet Silvania.
»NEIN!«, schrie Frau Tepes. »Nicht fliegen!«
»Na, was denn jetzt?«, fragte Daka.
Einen Moment blieb es still am Ende der Leitung in Bindburg. Dann sagte Frau Tepes: »Du bleibst, wo du bist. Wir gehen hier zur Polizei.«
»Genau«, sagte Herr Tepes. »Wir erklären ihnen alles. Und die schicken dann ganz schnell ein paar Kollegen nach Möbelbims.«
»Mörelgrim!«, verbesserte Daka ihren Papa.
»Und denk an die sieben radikalen Regeln. Die gelten auch in der Schweiz!«, sagte Frau Tepes. »Kein Fliegen oder Flopsen mehr.«
»Nur im Notfall«, sagte Herr Tepes und fing einen warnenden Blick von seiner Frau ein.
»Silvania?«, begann Daka. »Es tut mir leid, dass ich dich allein auf der Rollbahn stehen lassen habe.«
»Ist schon okay. Ich ... äh ... bin ja gut nach Hause gekommen«, erwiderte Silvania.
»So, Schluss jetzt. Wir müssen zur Polizei«, sagte Frau Tepes. »Daka, halte durch, bald bist du wieder bei uns. Und mach keine Dummheiten, hörst du?«
»Ja, ja.«
Mit einem Seufzen legte Frau Tepes auf.
»Zur Polizei! Aber rapedadi!«, rief Herr Tepes, kippte seinen Karpovka auf ex hinunter und stürmte aus dem Wohnzimmer.
Silvania überholte ihn im Flur. Mit einer gewissen Person hatte sie noch etwas zu klären. Sie riss die Haustür auf, die sie nur angelehnt hatte. Sie sah auf die leeren Treppenstufen. Sie sah nach links. Sie sah nach rechts. Nichts. Kein Ludo Schwarzer stand mehr vor der Tür. Sie ging auf den Bürgersteig und blickte den Lindenweg entlang. Ludo Schwarzer war verschwunden.
Auf falscher
Fährte
A ls Mihai und Elvira Tepes mit Silvania und Helene im Schlepptau auf die Polizeiwache stürmten, stießen sie beinahe mit Opa Gustav zusammen. Er stand mit hochrotem Kopf vor dem Schalter und redete auf den Beamten dahinter ein.
Erfolglos. Der Beamte blickte ihn durch seine Nickelbrille mit kleinen runden Augen an und blinzelte. Geduldig wiederholte er seine Antworten. »Nein, Sie können jetzt nicht zu Ihrer Frau.« »Ja, Ihre Frau ist die Hauptverdächtige.« »Nein, wir können sie nicht einfach freilassen.« »Ja, wir sind noch ganz gescheit.« »Nein, 25 Euro reichen nicht als Kaution.« Als Opa Gustav seine Familie in der Polizeiwache sah, schlug er die Hände zusammen. »Gut, dass ihr kommt!«, rief er. »Allein wird man hier einfach nicht für voll genommen. Ich versuche seit Stunden, vernünftig mit diesem Staatsbeamten zu reden – meint ihr, er kommt mir mal ein Stück entgegen? So eine Sturheit ist mir noch bei keinem Verkaufsgespräch während meiner ganzen Berufslaufbahn vorgekommen!«
Opa Gustav hatte 42 Jahre in einem Autohaus gearbeitet und es vom Lehrling zum Geschäftsführer gebracht. Laut Opa Gustav hatte keiner, der einen Schritt in sein Autohaus gesetzt hatte, es jemals ohne Neuwagen wieder verlassen.
Frau Tepes
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