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Ein Blick genuegt

Ein Blick genuegt

Titel: Ein Blick genuegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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für zu gut für ihn, wahrscheinlich für jeden Mann. Warum sonst hatte sie nicht geheiratet?
    Er hatte auch nicht geheiratet, aber das war eine ganz andere Sache. Er hatte ein Ziel gehabt, ein einziges Ziel, und eine Frau hätte ihn dabei nur behindert. Zudem hätten nur wenige Frauen seinen Achtzehnstundentag und seine Siebentagewoche toleriert. In den wenigen Beziehungen, die er gehabt hatte, hatte er von vornherein klargestellt, dass es keine Hochzeit, keine Kinder und kein Happy End geben würde. Die wenigen, die gemeint hatten, seine Meinung ändern zu können, hatten ihren Irrtum schnell feststellen müssen.
    Aber vielleicht war es jetzt an der Zeit, etwas an diesem Zus tand zu ändern. Er hatte nicht vor, sich richtig niederzulassen. Aber unter Umständen wäre es ganz nett zu wissen, mit wem man nachts das Bett teilen würde.
    Er fragte sich, mit wem Julianna Hadley im Moment wohl das Bett teilte. Und ob das Bett so kalt war wie die Frau.
    Ein Klopfen an der Tür ließ ihn herumfahren. Er hatte sich das Abendessen aufs Zimmer bestellt, da er heute allein sein wollte. Um über Hadley nachdenken zu können und seinen Sieg zu genie ßen.
    Warum also hatte er über Julianna nachgedacht?
    Und warum stand sie jetzt vor ihm, als er die Tür öffnete?
    Ihr blondes Haar, zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, war feucht.
    Regentropfen glänzten auf ihren fein geschnittenen Wangen und den dunklen, dichten Wimpern. Ihr langer Trenchcoat war durchnässt. Der schwarze Rollkragenp ulli, den sie darunter trug, unterstrich ihre helle Haut und die großen blauen Augen. Es war ein Atem beraubender Anblick. Eine Frau wie sie wusste um ihre Ausstrahlung auf Männer. Doch er würde sich nicht die Blöße geben, etwas anderes als kühle Gleichgültigkeit zu zeigen.
    Mit vorgestrecktem Kinn und zusammengepressten Lippen hielt sie ihre schwarze Handtasche umklammert. „Darf ich hereinkommen?”
    Er schaute den Flur entlang. Der war leer und ruhig. Kein Aufblinken am Fahrstuhlschalter signalisierte, dass noch jemand kommen würde.

    „Ich bin allein hergekommen”, erklärte sie. „Aber wenn du Gesellschaft hast …”
    „Was machst du hier, Julianna?”
    „Ich muss mit dir reden, Lucas. Ich muss …”
    „Das kann ich mir vorstellen.”
    Er streckte die Hand aus, zog Julianna in sein Zimmer und drückte sie dann unsanft gegen die geschlossene Tür.
    „Fängst du jetzt an zu schreien?” fragte er rau. „Schlägt ein Fotograf vielleicht gleich die Tür ein? Oder kommt ,zufällig’ jemand vorbei und wird dann geflissentlich bestätigen, dass ich dich angegriffen habe?”
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin allein hergekommen”, wie derholte sie atemlos. „Und du hast mich angegriffen. Jetzt lass mich los.”
    Er lächelte langsam, stemmte seine Hände aber weiter gegen die Tür, so dass sie zwischen seinen Armen gefangen blieb. Doch trotz der Angst, die er in ihren großen blauen Augen sah, kämpfte sie nicht gegen ihn an, stieß ihn nicht von sich.
    Als er sich vorbeugte, versicherte er sich, dass er es nur tat, um sie einzuschüchtern, nicht weil es ihm gefiel. Trotzdem musste er sich beherrschen, seine Lippen nicht auf den Puls zu pressen, der heftig an ihrem Hals pochte. „Hat dein Vater dich hergeschickt, damit du mich verführst, Julianna? Damit du mich dazu bringst, meine Meinung zu ändern?”
    Er erkannte an ihrem Blick und daran, wie sie ihre verlockenden Lippen zusammenpresste, dass sie wütend wurde. „Mein Vater weiß nicht, dass ich hier bin.”
    Er lachte höhnisch. „Du bist gut, Julianna. Wirklich gut. Fast könnte ich dir das nicht glauben?”
    „Es ist die Wahrheit. Niemand außer Lily an der Rezeption weiß, dass ich hier bin. Und ihr habe ich gesagt, wir hätten eine Besprechung und dass du mich erwartest.”
    „Das Lügen ist den Hadleys schon immer leicht gefallen, nicht wahr?” Sie war einen Kopf kleiner als er, aber noch immer groß für eine Frau, und sie schaute ihm fest in die Augen. „Es würde mir nichts ausmachen, wenn du mich verführst, Jule. Ich wette, wenn die Eisprinzessin einmal von ihrem Thron herabsteigt, fängt sie schnell Feuer.”
    Sie schloss die Augen. Er hatte den Schimmer darin dennoch gesehen. Das waren doch wohl keine Tränen, oder? Nein, nicht bei Julianna Hadley.
    Ein Klopfen an der Tür ließ sie beide auffahren. Panik stand nun in ihren Augen.
    „Niemand weiß also, dass du hier bist, hm?” Er nahm ihr Kinn in die Hand. „Musst du nicht deine

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