Ein Blick genuegt
sind Gläubiger, Anwälte und die aus dem Büro des örtlichen Staatsanwaltes”, entgegnete Lucas kühl. „ Ach ja, ich glaube, ich vergaß zu erwähnen, dass First Financial eine von diversen Tochterge sellschaften von
Blackhawk Enterprises ist, die zufälligerweise mir gehört. Wir werden dieses Haus niederreißen, genauso wie das Haus am Bach. Vielleicht bauen wir eine Ferienanlage oder ein Geschäftszentrum.”
Das Haus am Bach? Julianna verkrampfte sich vor Angst der Magen.
„Das Haus am Bach gehört mir”, sagte Julianna leise. Sie kämpfte darum, nicht panisch zu klingen. „Meine Mutter hat es mir hinterlassen.”
Lucas drehte sich zu ihr herum und schaute sie gleichmütig an. „Der Name deines Vaters steht im Grundbuch. Also gehört es jetzt mir.”
Sie schaute zu ihrem Vater und trotz seines wütenden Blicks erkannte sie dahinter die bittere Wahrheit. Er hatte ihr das Haus genommen. Irgendwie hatte er es geschafft, ihr das einzige zu stehlen, was ihr je etwas bedeutet hatte.
Ein eisiger Schauer kroch ihr über die Haut, und sie umklammerte den Halsausschnitt ihres Pullovers, ohne darauf zu achten, dass noch immer Blut aus ihrer Handfläche tropfte. Sie wollte ihren Vater anschreien, wusste, dass sie es tun sollte, doch sie fühlte sich völlig taub und besiegt.
Ein Geschäftszentrum auf dem Grundstück am Bach? Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Als sie sie wieder öffnete, sah sie, dass Lucas sie beobachtete. Sein Mund bildete eine harte, dünne Linie.
Nein, sie konnte nicht zulassen, dass er sie so sah. Er durfte nicht wis sen, dass er in seinem Rachefeldzug nicht nur ihren Vater, sondern auch sie zerstört hatte.
Warum sollte es ihm auch etwas ausmachen? Ihr Vater hatte ihm seinen Vater genommen, hatte Thomas Blackhawk getötet, so sicher, als hätte er ihm das Gewehr an die Schläfe gehalten und abgedrückt. Ihr Vater hatte die Kindheit eines Jungen zerstört, seine Familie, seine Träume.
Und sie hatte nichts getan, um Lucas zu helfen.
Wie aus der Ferne hörte sie, dass ihr Vater ihn immer noch beschimpfte, aber Lucas ignorierte ihn. Stattdessen hielt er seine Augen auf sie gerichtet und blickte sie an, als wüsste er die Wahrheit.
„Tu dir etwas auf deine Hand, Julianna”, sagte er nun emotionslos, drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
Ihr Vater brüllte etwas ins Telefon, während draußen der Motor des Ferrari aufheulte und der Wagen dann aus der Auffahrt schoss.
Lucas Blackhawk war aus der Vergangenheit wie ein Dämon aus der Hölle aufgetaucht.
Voller Hass und Rachegedanken war er hergekommen, um eine alte Rechnung zu begleichen.
Er hatte jedes Recht dazu, und tief in ihrem Herzen, unabhängig davon, was es sie kosten würde, war sie froh darüber. Denn sie bewunderte und respektierte ihn.
Und sie liebte ihn.
2. KAPITEL
Ein kalter Wind trieb dunkle Wolken aus dem Süden heran. Blitze erleuchteten den schwarzen Himmel, und Donner ließ die Fenster im Four Winds Inn erzittern. Der Regen, der erst vor wenigen Minuten eingesetzt hatte, überschwemmte bereits die Straßen der Stadt und durchnässte all jene, die das Pech hatten, sich noch im Freien aufzuhalten.
Froh, aus dem Anzug heraus zu sein, den er vorhin getragen hatte, stand Lucas jetzt in ausgeblichenen Jeans und seinem Lieblingshemd auf dem überdachten Balkon seines Hotelzimmers und lauschte dem Gewitter. Solch ein Texas-Gewitter war immer eine Kraft, die man nicht unterschätzen durfte.
Es war ein passendes Ende für diesen Tag.
Lucas verzog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Er hatte den Schock auf Hadleys Gesicht und die Wut in dessen Augen noch genau vor sich. Zwanzig Jahre hatte er auf diesen Anblick gewartet. Zwanzig Jahre, um schließlich zu erleben, wie es Hadley dämmerte und ihm dann klar wurde, dass die Sünden der Vergangenheit ihn doch noch eingeholt hatten.
Dass es Zeit war, für sie zu zahlen. Und der Preis war sehr, sehr hoch.
Die Tatsache, dass Julianna dabei gewesen war, hatte seine Rache noch zusätzlich versüßt.
Überrascht hatte er festgestellt, dass sie ihre Haltung verlor. Er hatte gesehen, dass die Farbe aus ihrem schönen Gesicht gewichen war, als er ihre Hand ergriff, und dann gespürt, dass sie unter seiner Berührung erzitterte.
Und er hatte den Widerwillen in ihrer Stimme wahrgenommen, als sie ihm befahl, von ihr wegzubleiben.
Grimmig schaute er vor sich hin. Die letzten zwanzig Jahre hatten Julianna Hadley jedenfalls nicht verändert. Sie hielt sich noch immer
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