Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
sein Bett nehmen würde.
„Ich hoffe, die Party gefällt Ihnen, Ginevra“, begann er das Gespräch. „Sind Sie ein Fan von Powerboot-Rennen?“
„Nein. Den Reiz gefährlicher Sportarten habe ich nie verstanden“, antwortete sie knapp.
In ihrem Bemühen, sich die Wirkung, die Lanzos Nähe auf sie ausübte, nicht anmerken zu lassen, musste sie wohl schnippischer geklungen haben als beabsichtigt, denn Alex schaltete sich hastig ein: „Der Tischschmuck heute Abend lag in Ginas Verantwortungsbereich. Ist die Dekoration nicht äußerst geschmackvoll?“
„In der Tat.“ Lanzo begutachtete das Gesteck aus roten und weißen Rosen, abgesetzt mit dunklem Efeu, auf dem nächstliegenden Tisch. „Sind Sie Floristin, Gina?“ Diese Abkürzung kam ihm so vertraut vor … Er runzelte die Stirn.
„Nein, es ist nur ein Hobby“, antwortete sie.
Simon hatte sie ermutigt, einen kostspieligen Kurs in Blumenbinden zu belegen, so wie sie auf sein Drängen hin auch einen noch kostspieligeren Kochkurs mitgemacht hatte. Damit sie die perfekte Gastgeberin für die Dinnerpartys mit seinen Geschäftspartnern sein konnte. Ihre Kochkünste nutzte sie heute nicht mehr, doch es hatte ihr Spaß gemacht, die Gestecke für die Party im Restaurant zu arrangieren.
„Das Blumengeschäft, das ich beauftragt hatte, konnte den Termin aufgrund eines Krankheitsfalles nicht halten“, führte Alex aus. „Glücklicherweise ist Gina eingesprungen.“ Er machte eine Pause, als ein Kellner vom anderen Ende des Raumes ihm ein Zeichen machte. „Würden Sie mich bitte entschuldigen? Es scheint, dass ich mich um etwas in der Küche kümmern muss.“
Gina sah Alex nach, wie er sich einen Weg durch die Gäste bahnte. Jetzt war sie allein mit Lanzo. Natürlich stimmt das nicht, wie sie sich gereizt in Gedanken ermahnte, das Restaurant ist schließlich voll. Dennoch schien es ihr, als befände sie sich mit Lanzo in einer Art Kokon, der den Partytrubel nur schwach zu ihnen durchdringen ließ.
Nun, vermutlich war ihre Reaktion auf ihn völlig normal. Allerdings ahnte sie, dass er für sie mehr war als nur ein Gesicht aus der Vergangenheit. Vor der Heirat mit Simon war sie mehrere Beziehungen eingegangen, doch kein anderer Mann, nicht einmal Simon, als ihre Ehe noch intakt gewesen war, hatte dieses ungezähmte Verlangen in ihr erweckt, über das sie selbst schockiert gewesen war.
Auch wenn die Affäre mit Lanzo nicht von Dauer gewesen war, so hatte ihr Selbstwertgefühl einen enormen Schub erhalten. Dass ein Mann wie er, ein reicher internationaler Jet-Setter, der jede Frau besitzen konnte, ausgerechnet sie begehrt hatte … Aus dem schüchternen Teenager war schlagartig eine selbstbewusste Frau geworden, die sich eine erfolgreiche Karriere aufgebaut und einen ebenso erfolgreichen Banker geheiratet hatte.
Hatte Lanzo ihr Selbstbewusstsein gefördert, so hatte Simon es wieder zerstört. Nach der katastrophalen Ehe vertraute sie ihrer Menschenkenntnis nicht mehr. Sie kam sich dumm vor, weil sie nicht erkannt hatte, wie Simon hinter seiner charmanten Fassade in Wirklichkeit war. Und jetzt, im Wirkungskreis von Lanzos überwältigender Männlichkeit, fühlte sie sich enorm verletzlich.
Ein Kellner trat zu ihnen, um die Gläser aufzufüllen. Obwohl Gina nie mehr als ein Glas trank, war sie so erleichtert über die Ablenkung, dass sie sich Champagner nachschenken ließ.
„So, Sie halten also nicht viel von Powerbooten?“, fragte Lanzo, nachdem der Kellner sich wieder entfernt hatte. „Gibt es denn eine Wassersportart, die Ihnen zusagt?“
„Als Kind habe ich hier in der Bucht Segeln gelernt. Das Segeln ist wesentlich entspannender, als mit einem Schnellboot über die Wellen zu jagen.“
„Und wesentlich weniger adrenalintreibend“, erwiderte er, wobei seine Augen amüsiert glitzerten.
Gina merkte, dass ihre Wangen zu brennen begannen. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass er genau wusste, wie hoch ihr Adrenalinspiegel im Moment stand.
„Sind Sie hier ansässig, Gina?“ Die Art, wie er ihren Namen aussprach, jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken.
„Ich wurde hier geboren. In der vierten Generation der Baileys in Poole, leider wahrscheinlich auch in der letzten. Ich habe keine Brüder, die den Familiennamen weitertragen könnten.“ Ihr war klar, dass sie geistloses Zeug plapperte, doch das war immer noch besser, als Schweigen entstehen zu lassen. Vielleicht würde er dann in der verlegenen Stille ihr lautes Herzklopfen
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