Geliebte des Feuers
1
In den Augenblicken, bevor Dean Campbell die Augen öffnete und das Feuer sah, das ihn bei lebendigem Leib verbrannte, war er in einem Traum aus Stein und Licht verloren, Knochen zerbarsten unter seinen Schritten, eine Kette legte sich fest um seinen Knöchel und hielt ihn so in der Mitte eines schmutzigen Sandkreises. Es war ein Traum aus der Tiefe, ein so uralter Traum, wie er sie nur noch selten träumte. Nur der Geruch von gebratenem Fleisch hatte ihn aus diesen geheimnisvollen Schatten gerissen, die ihn da in seinem Geist bedrängten. Dieser Geruch befreite ihn daraus, ließ ihn schweben, während das Bewusstsein allmählich zurückkehrte: mit seinem harten, die Haut abschälenden Licht, einem Licht, das nach einem verwirrten Moment zu einem Inferno wurde: Die Hitze legte sich wie eine Decke über seinen nackten Körper.
Feuer. Er brannte.
Dean schrie. Er schrie, bis ihm die Augen aus den Höhlen traten. Aber es kam kein einziger Laut aus seinem Mund. Seine Kehle war eine Geisel. Sein ganzer übriger Körper verweigerte ihm ebenso den Dienst wie seine Stimme. Er konnte sich nicht rühren, war paralysiert. Oder vielleicht auch schon tot, und das hier musste dann die Hölle sein: Er war gezwungen zuzusehen, wie er zu Asche verbrannte, wie sein Leben verging: eine Strohpuppe, an die jemand ein Streichholz gehalten hatte, ein menschliches Opfer für die weißglühende Bestie, die an seinen Augen züngelte, seine Lippen schmolz und in seine Ohren eindrang, wo sie wie Donner dröhnte. Dieses Geräusch steigerte sein Entsetzen noch, als er lautlos schrie, so lange schrie, bis etwas in seinem Kopf brach und endlich ganz zerbarst.
Er fühlte Hände auf seinem Körper, wirkliche Hände, wie er sie schon seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Klein und feminin, zierlich. Sie strichen über seine Brust, gruben sich in sein zerfetztes Fleisch. Kratzten, schnitten über seinem Herzen eine Mulde aus. Dabei fühlte er keinen Schmerz, nein, die Nervenenden schmelzen, vergehen wie alte Haut, aber er spürte diese Finger, die in seinen Körper hineinglitten, o Gott, o Gott, und sich an den Rippen vorbei um sein wie wild hämmerndes Herz schlossen. Das ist es, dachte er, ich werde sterben, ich bin schon tot, was bin ich für ein elender Versager! Was ist das für eine gottverfluchte Art abzutreten. Aber während die Hand in seiner Brust mit erbarmungslosen Fingern zupackte, drang noch eine andere Stimme in Deans Bewusstsein, eine laute und unbekannte Stimme. Nein, noch nicht, nicht schon wieder. Dies war die Stimme eines Mannes.
Und mit einem Schlag fauchte das Feuer auf, erlosch wieder, und dann ließ der Druck nach. Die Welt versank in Schwärze.
Schreie. Dean hörte schreckliche Schreie. Er glaubte, jemand anders müsse leiden, stürbe gerade, steh auf, steh auf, schnapp dir deine Pistole und kämpfe! Aber nach einem Augenblick der Benommenheit wurde ihm klar, dass er es selbst war, der da schrie, es war seine Stimme, die endlich wieder hörbar wurde. Was für ein wundervolles, schreckliches Geräusch. Er konnte den Mund nicht schließen, konnte nicht verhindern, dass sein Körper zuckte, als die Betäubung abebbte. Trotzdem, noch war er blind, alles war vollkommen dunkel... bis Dean zitternd die Hand hob und sein eigenes Gesicht berührte.
Er schlug die Augen auf. Die Welt gewann allmählich an Schärfe: die weiße Decke, cremefarbene Wände, ein verdunkeltes Fenster, vor das elfenbeinfarbene Vorhänge gezogen waren. Das Beste, was Hotels überhaupt zu bieten hatten. Sauber, perfekt gearbeitet und vor allem: nicht in Flammen.
Ich brenne nicht.
Er schnappte tief nach Luft und schloss die Augen wieder. Er krallte seine Fäuste in die zerwühlten Laken, um Kraft zu sammeln, bevor er langsam und behutsam seinen Körper abtastete. Er war nackt, schweißüberströmt, doch seine Haut war glatt, und er fühlte keinen Schmerz. Er schien unversehrt, hatte noch einen Penis — und auch alles andere, das damit zusammenhing, war vorhanden. Und es roch auch nicht schlecht, etwa nach verbranntem Fleisch oder Rauch. Nur süßlich nach Orchideen.
Also ein Traum. Ein verfluchter Traum.
Dean setzte sich auf. Kühles Metall rutschte aus der Mulde unter seiner Kehle. Das Medaillon einer Frau, das an einer dünnen Kette um seinen Hals hing. Er umfasste es, genoss, wie sich die scharfen Kanten in seine Handfläche gruben. Dann atmete er tief durch, auch wenn dies seinen Herzschlag nicht gleich verlangsamte. Er fühlte sich
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