Ein Bodyguard zum Heiraten? (German Edition)
ihr näherten, und war meist nur zu den Mahlzeiten aufgetaucht, um etwas zu essen und dann gleich wieder zu verschwinden. Aus irgendeinem Grund hatte ihr Verhalten ihn nachhaltig verstört. Vielleicht hätte er irgendetwas getan – er wusste selbst nicht was –, wenn seine Großeltern die Kinder nicht ständig im Blick gehabt hätten.
Luc schüttelte den Gedanken ab. „Ja, ich kann mich an Madam erinnern“, sagte er. Damals hatte er gedacht, Madam wäre ein passender Name für einen Hund, aber diesen Gedanken hatte er seinerzeit wohlweislich für sich behalten. Ihr Bild trat vor sein geistiges Auge: eine elegante, geradezu aristokratische Frau mit pechschwarzem Haar, deren Blick Respekt einflößte. „Was ist mit ihr?“
„Ihre älteste Enkelin Téa braucht für ein paar Wochen deine Hilfe.“
Welche der Hexen von damals mag Téa sein, fragte er sich, aber seine böse Vorahnung vertrieb die Frage. „Welche Art von Hilfe?“, hakte er misstrauisch nach.
„Na ja …“ Nonna atmete tief durch. „Um ehrlich zu sein – sie braucht einen Leibwächter.“
Luc fuhr hoch, und sein Knie begann durch die heftige Bewegung zu schmerzen. Das kam ja gar nicht infrage! „Nein.“
„Hör mal, Luciano …“
Er humpelte zu den Fenstern des Konferenzraums und blickte auf die Stadt. An jedem anderen Tag hätte er jetzt den großartigen Anblick der San Francisco Bay und den strahlend blauen Himmel bewundert, aber nicht heute. Nicht jetzt. Denn in diesem Moment begannen ihn die Erinnerungen zu überwältigen.
„Das kann ich nicht.“ Barsch stieß er die Worte hervor, ablehnender als beabsichtigt. „Das kannst du mir nicht zumuten. Das noch einmal mitzumachen …“
„Es war nicht deine Schuld“, erwiderte Nonna leise.
So sehr er sich auch bemühte, die schrecklichen Erinnerungen zu verdrängen – es gelang ihm nicht. Der verzweifelte Versuch, den Verfolgern zu entkommen. Dann der Wagen, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Der Zusammenstoß. Das Kind. Um Himmels willen, das Kind! Der Ehemann – tot. Die Ehefrau – verzweifelt. Ihr Schluchzen, ihr verzweifeltes Flehen: Lassen Sie mich sterben! Lassen Sie mich sterben … damit ich wieder bei ihnen sein kann.
Er schloss die Augen, um die Erinnerung loszuwerden. „Nein, Nonna, das kann ich nicht. Das mache ich nicht.“
„So gefährlich ist der Job nicht“, merkte sie sanft an.
Als er sich wieder im Griff hatte, sagte er ganz ruhig: „Wenn sie einen Leibwächter braucht, ist er doch gefährlich.“
„Hör mich erst mal an, cucciolo mio . Téa erbt ein großes Vermögen, wenn sie fünfundzwanzig wird.“ Nonna hob die Augen zum Himmel. „Falls sie den Geburtstag erlebt.“
Na schön, dachte er, lass sie erst mal die Geschichte erzählen, ablehnen kann ich immer noch. „Gibt es jemanden, der das verhindern will?“
„Nein, nein, so dramatisch ist es nicht. Téa ist nur ein bisschen … geistesabwesend und zerstreut.“ Nonna schüttelte den Kopf und redete dann auf Italienisch weiter. „Weil sie immer so konzentriert ist.“
Luc hob eine Augenbraue und wechselte ebenfalls ins Italienische. „Ja, was denn nun? Ist sie geistesabwesend oder konzentriert?“
„Beides gleichzeitig irgendwie. Die Sachen, mit denen sie sich gerade beschäftigt, nehmen sie komplett in Beschlag. Sie ist dann derart konzentriert darauf, dass sie alles um sich herum vergisst. Und dadurch könnte ihr leicht etwas zustoßen.“
„Dann schließt sie doch so lange weg, sperrt sie in ein Zimmer ein, bis sie ihren Geburtstag feiern kann. Wann ist es so weit?“
„In sechs Wochen.“
„Sechs Wochen, das geht doch. Das ist die Lösung.“
„Also – erstens müsste sie damit einverstanden sein, und das wird sie nicht sein. Zweitens verdient sie das Geld, das die ganze Familie braucht. Sie kann es sich nicht leisten, sechs Wochen nicht zu arbeiten. Die de Lucas stecken in finanziellen Schwierigkeiten.“
„Und damit wird es vorbei sein, sobald diese Téa fünfundzwanzig wird?“
„Ganz genau“, antwortete seine Großmutter und nickte. „An ihrem Geburtstag erbt sie einen großen Treuhandfonds und wird Besitzerin eines Unternehmens, das ihrer gesamten Familie den Lebensunterhalt sichern wird. Sollte ihr jedoch vorher etwas zustoßen …“, Nonna zuckte mit den Schultern, „… wird nichts daraus.“
„Ich habe schon einen Job.“
Das stimmte ja auch. Eigentlich. Er war Sicherheitschef für Dantes Kurierdienst, den Zweig des Unternehmens, der für den
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