Ein cooler Typ aus der Hölle
sich an dir
rächen“, sagte Tim, „und du hast also was Ähnliches vor. Scheint ein In-Sport
zu sein. Wem gilt deine Rache?“
„Diesem Wienerfeld.“
„Weshalb?“
„Er hat meinen Hund vergiftet.“
Die Kids waren entsetzt.
„Einfach so?“, fragte Karl.
„Oder hat der Mistkerl dafür einen Grund?“
„Den hatte er.“ Für einen
Moment wirkte Martin verlegen, und er druckste herum. Aber dann erzählte er die
ganze Geschichte.
„Nach meinem Empfinden hast du
richtig gehandelt“, urteilte Gaby sofort. „Dass dieser Tierkiller Hunde
abschießt, empört mich.“
Die Jungs nickten. Luna, deren
Artgenossen Grausiges erlitten hatten, wurde von Gaby gestreichelt — eine
Geste, die besagt: ich kann zwar das Leid anderer Tiere nicht verhindern, aber
mein Hund soll es gut haben. Oskar sowieso. Und alle, die mir anvertraut
werden.
„Wie“, fragte Tim, „wolltest du
dich an Wienerfeld rächen?“
„Das war nur so ein Gedanke“,
wich Martin aus. „Ob ich’s wirklich gemacht hätte, weiß ich nicht. Jedenfalls
dachte ich, dass ich mich an diesen Vandalo hänge — als Trittbrettfahrer. Als
Nachahme-Täter, Wienerfeld liebt seine klassizistische Villa über alles. Er ist
besessen von dem Haus. Wenn dort Zerstörung stattfindet, geht’s bei ihm ans
Eingemachte.“
„Hm.“ Tim verzichtete auf einen
Kommentar. Denn jedem sollte eigentlich klar sein, dass man Unrecht nicht mit
Unrecht bekämpfen kann.
Martin wurde sich offenbar
dessen bewusst, fügte nämlich hinzu: „Nein, ich weiß jetzt: getan hätte ich das
nicht. Aber der Kerl hat meine Drohung begriffen und das hat ihm eingeheizt.“
Glauben wir’s mal, dachte Tim.
„Was war denn nun die Ursache
für das rieselnde Geräusch“, fragte Klößchen, „das die beiden verraten hat?“
Martin grinste, wollte spontan
antworten, blickte dann zu Gaby hin und zögerte.
„Äh... der eine...“
Offenbar wusste er nicht, wie
er’s ausdrücken sollte.
Tims Freundin schien zu
checken, weshalb er sich genierte.
„Kannst es rauslassen, Martin.
Ich bin nicht aus Zucker.“
„Sie ist aber trotzdem eine
ganz Süße“, murmelte Tim.
„Hör dir die Typen an“, sagte
Gaby zu Luna. „Dem einen verschlägt es die Sprache. Der andere baggert mich an
im unpassenden Moment. Verdammt! Bei den stinkigen Tennissocken von des Teufels
Großmutter — ich will jetzt wissen, was da getropft und gerieselt hat!“
„Äh... also“, Martin tat immer
noch verklemmt. „Der eine konnte nicht an sich halten....
„Wie bitte?“, fragte Gaby
verdutzt.
„Ich nehme an, er hatte nasse
und kalte Füße, vielleicht einen Blasenkatarr und vorher viel getrunken. Weg
konnte er hier auch nicht. Zum einen, weil die Treppe sehr knarrt, zum andern
weil er ja seinen Job machen wollte. Also hat er... er hat an die Wand
gepieselt.“
„Igitt!“ Gaby verzog das
Gesicht. „So ein Ferkel.“
„Maschtim behir!“, sagte
Volker.
Alle sahen ihn an.
„Ist das Hebräisch?“, fragte
Tim. „Deine Lieblingssprache, wie wir wissen. Und was heißt es?“
„Pinkelnd an die Wand“,
erklärte Volker genüsslich. „Ist die wörtliche Übersetzung. Aber der Sinn ist
ein anderer. Maschtim behir ist der hebräische Ausdruck für — männlich.“
Gelächter. Gaby machte den
Jungs das Schämt-euch-Zeichen — mit ausgestrecktem Zeigefinger, an dem der
andere entlang putzt.
Tim erklärte grinsend, auch bei
den männlichsten Typen sei das nicht unbedingt üblich.
„Jedenfalls“, sagte Karl zu
Volker, „hat dir seine schwache Blase viel Unheil erspart. Und deinen
Nachmieter hier wirst du vermutlich nicht aufmerksam machen — auf diese
Unappetitlichkeit.“
„Wen interessiert das?!“ Martin
hob die Schultern.
„Aber heute Nacht bleibst du
noch hier?“, fragte Tim.
„Klar. Ich muss ja noch packen
und so Hals über Kopf geht’s nun mal nicht. Außerdem: wohin? Vielleicht haue
ich erst mal ab nach Österreich.“
„Du bist also hier — falls
Katja Mut fasst und doch noch herkommt?“
Martin bestätigte das. Karl
hinterließ seine Handy-Nummer. Der Ire versprach, sofort anzurufen, falls Katja
auftauche.
Mehr, dachte Tim, können wir im
Moment hier nicht tun. Und draußen ist ja immer noch die Kiste für Wienerfeld.
16. Blick durchs Fenster
Am liebsten hätte Jürgen Körber
seinen Komplizen erwürgt. Dieser Blödmann! Statt sich zu beherrschen, hatte er
auf der Kellertreppe seinem Bedürfnis freien Lauf gelassen. Um ein Haar hätte
sie das Kopf und Kragen
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