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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Lebensmitteln. Ein Vorratsraum. Das Fenster war weit geöffnet,
die Tür zum Kellergang auch. Der war dunkel, aber nicht total. Von irgendwoher
drang ein schwaches Licht.

    Lautlos gab Tim den gewieften
Einbrecher, schlich in den Kellergang, stieß auf niemanden, hielt gleichwohl
Lampe und Karatefaust bereit.
    Die Helligkeit kam von der
Treppe. Holzstufen führten hinauf. Oben war Licht. Tim huschte hinauf, die
knarrenden Stufen ließ er aus. Er lugte in die gemütliche Diele. Leer. Aber ein
Stuhl war umgekippt.
    Kampfspuren!, dachte der TKKG-Häuptling.
Zwar kein Blut auf der Tapete und keine ausgeschlagenen Zähne auf dem Teppich —
aber hier ist was passiert. Darauf wette ich die untere Rückseite in meinen
Jeans.
    Vorsichtig begann er, die Räume
zu durchsuchen. Als er im Parterre mit Wohnraum, Küche und Gäste-Klo fertig war
— ergebnislos hörte er Stimmen von der Straße her.
    Seine Freunde kamen zurück,
aber nicht allein. Tim öffnete die Haustür und staunte.
    Martin Mcfish wurde von allen
umringt. Luna schnupperte an der Maschinenpistole, die er lässig unterm Arm
trug. Gaby blickte missbilligend, denn sie mag keine Waffen, ausgenommen
geistige. Aber Karl und Volker zeigten Interesse an der — Kalaschnikow, wie Tim
jetzt erkannte, denn er hatte schon Fotos gesehen von diesem in
Meuchelkiller-Kreisen weit verbreiteten Tatwerkzeug.
    Martin war wütend — bis hoch
ins rötliche Kraushaar. Das merkte Tim sofort. Der Service-Mann gestikulierte
wild mit der freien Hand und klopfte auf seine Waffe.
    Alle kamen zum Haus.
    „Brauchst nicht weiter zu
suchen“, sagte Martin zu Tim. „Die beiden sind weg. Leider entwischt. Gesehen
habe ich sie noch. Ich hätte ihnen eins aufbrennen können. Aber ich will ja
hier keine Schießerei anfangen. Schließlich sind wir in Deutschland und nicht
im Nordirland der letzten Jahrzehnte.“
    „So sehe ich das auch“, meinte
Tim.
    Klößchen, der als Letzter ging,
schloss die Tür.
    In der Wohndiele fand jeder
einen Sitzplatz. Martin stellte die Kalaschnikow, die förmlich baden konnte in
Karls technischem Interesse, neben seinen Sessel. Luna legte sich Gaby zu
Füßen.
    „Tja“, sagte Martin. „Ihr wollt
jetzt natürlich wissen, was los ist.“
    Tim nickte nachdrücklich. „Eher
werden Sie uns nicht los. Es sei denn, Sie erschießen uns. Aber das passt nicht
zu den Landessitten.“
    Martin grinste, „Ihr könnt mich
duzen, dann erzählt es sich leichter.“
    „Danke, Martin! Dann lass mal
die Story raus.“
    „Katja hat mich vorhin
angerufen. Um mich zu warnen. Sie hat nämlich die beiden Männer belauscht —
vorhin, als sie sich im Schuppen versteckte. Und gehört, dass die Typen beauftragt
sind, mich zu verstümmeln. Die rechte Hand sollen sie mir abtrennen — als
Strafe für Verrat.“
    „Wen hast du verraten?“, fragte
Tim.
    „Das ist der Anfang der
Geschichte, aber den würde ich lieber zum Schluss erzählen. Erst mal das, was
vorhin war. Ich habe nämlich sofort kapiert, ahnte, wer da kommt —
beziehungsweise, von wem die geschickt werden. Das war ein Schreck bis in die
Darmzoten, aber für Gänsehaut keine Zeit. Also die Waffe her! Mit der
Kalaschnikow habe ich am Einfang gewartet — auf Katja. Doch die kam nicht und
kam nicht, vorher ist allerdings noch dieser Hausmeister vom Ludwig-Gymnasium
angetanzt. Er wollte wissen, ob mit seiner Kiste alles in Ordnung gehe — und
sie nicht geworfen werde wegen zerbrechlichem Inhalt.“
    „Ist erledigt“, behauptete Tim
mit eiskalter Miene — und dachte an die Kiste draußen auf seinem Bike.
„Geworfen haben wir sie nicht. Nichts hat geklirrt. Im Übrigen konnte Katja den
Hausmeister bemerkt haben — und ist deshalb nicht gekommen. Der Hausmeister ist
nämlich kein solcher, sondern ein übler Gangster, vor dem Katja sich fürchtet.
Aber das ist unsere Geschichte und die hat Zeit. Bitte, weiter!“
    Martin überlegte einen Moment,
nickte und sagte: „Ich stamme aus Belfast. In Nordirland.“
    „Aha!“ Tim verzog das Gesicht.
„Das heißt, die Sache ist politisch. Ein politischer Verrat.“
    „So ist es. Ich war Spitzel,
war eingeschleust in eine Untergrundorganisation und habe deren Pläne verraten
an die andern. Nicht für Geld, nicht wegen politischer Überzeugung, sondern nur
aus... Abenteuerlust. Ich hätte das Ganze auch umgekehrt machen können. Nur
wegen des Nervenkitzels. Wegen der Gefahr. Das hat mich angemacht. Allerdings
hatte ich einen väterlichen Freund bei denen, für die ich spioniert

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