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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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alles.
Jedenfalls sehen wir den Saukerl, wenn er antanzt.“
    „Trotzdem habe ich kalte Füße.
So früh im Jahr Schnee! Wo bleibt da der Herbst, Mann?! Alles wird schlechter:
das Klima, die Wirtschaft, Löhne, Bier und die verdammte Politik. Gib mal den
Whisky her!“
    „Edward, sauf nicht soviel!
Wenn der Saukerl kommt, ist Präzision ( Genauigkeit ) angesagt. Sonst
sägst du ihm aus Versehen die linke Flosse ab. Aber wir sollen ihm die rechte
amputieren ( wegschneiden ), die rechte!“
    „Keine Sorge, Jürgen!“ Er
lachte leise und schmatzte — offenbar mit den Lippen am Flaschenhals. „Mir
passiert kein Fehler.“
    Katja saß, steilaufgerichtet,
auf und unter den künstlichen Rasenstücken, riss im Dunkeln die Augen auf vor
Entsetzen und spürte, wie ihre Zähne aufeinander klackerten. Das war zu hören!
Das war laut! Sie schob den Daumen zwischen die Kiefer. Die Hand — alles an
Katja zitterte.

    Jürgen sagte: „Ist Mcfish
eigentlich Links- oder Rechtshänder?“
    „Keine Ahnung.“ Edward rülpste
und nahm noch einen Schluck, begleitet mit einem ekligen haaaaaaa-Laut.
    „Wieso weißt du das nicht? Du
bist doch auch Ire?“
    „Ich kenne ihn so wenig wie du.
Ire bin ich nur durch Geburt. Seit 18 Jahren in Deutschland. Und natürlich
immer mal auf Reisen. Dort, wo man mich hin schickt. Haaaaaaaa!“
    „Gib die Flasche her, Ed! Du
musst nüchtern bleiben. Mcfish ist ein kräftiger Typ.“
    „Sind wir auch. Aber wir sind
keine Verräter. Der Saukerl verdient seine Strafe. Kann froh sein, dass er mit
dem Leben davonkommt.“
    „Interessiert mich nicht“,
meinte Jürgen. „Ich mache den Job für Geld, nicht für die Gerechtigkeit.“
    Es waren zwei, offenbar nur
zwei. Aber ob zwei oder hundert —Katjas Entsetzen ließ sich nicht steigern. Sie
standen draußen, offenbar hinter der vorderen Ecke des Schuppens, dicht beim
Feuer. Und sie warteten zweifellos auf Martin Mcfish, um ihm — konnte das sein?
— die rechte Hand abzutrennen. Katja biss auf ihren Daumen. Was für Menschen
waren das? Mörder? Strafe — wofür? Draußen ging die Flasche hin und her. Leises
Klirren von Glas. Katjas Zittern hörte nicht auf.
    Ich muss weg hier, dachte sie.
Nein, Martin warnen. Nein, unmöglich! Wie denn? Die töten mich. Das ist Krieg.
Unterwelt. Verbrechen. Ich will nicht dabei sein. Weg! Weg!
    „Der blöde Hund lässt sich
Zeit“, sagte Jürgen direkt unter dem Fenster. „Ich glaube, der macht irgendwo
einen drauf und wir stehen hier noch um Mitternacht wie die Schneemänner. Zeit
hat er ja jetzt, seit sein dämlicher Köter krepiert ist.“
    „Vielleicht isses im Schuppen
komoder. Von dort können wir genauso zuschlagen.“
    „Gute Idee. Sehen wir mal
nach.“
    Wieder Minusgrade im Blut.
Angst! Angst! Angst! Wenn die mich finden... O Gott! Wer Menschen verstümmelt,
ist auch fähig zu töten.
    Sie glitt aus der Lagerstatt,
fast lautlos. Die Stiefel! Rucksack! Die Jacke! Zurück zu dem Fenster, wo sie
eingestiegen war. Sie hastete, zitterte, wagte nicht, die Lampe zu benutzen.
Als sie an der Tür vorbeikam, wurde draußen gerüttelt. Das Vorhängeschloss
klirrte und — hielt.
    „Der hat zugeriegelt“, sagte
Jürgen. „Ungastlicher Typ, dieser Saukerl! Denkt der denn gar nicht an uns?“
    Edward lachte. Es klang kalt
und freudlos, war kein Beifall für den zynischen Witz, sondern nur eine
Reaktion. Ebenso gut hätte er in den Schnee spucken können.
    Blieben sie dort stehen? Nein.
Dann würde Martin sie sehen, wenn er auf sein Grundstück fuhr. Sicherlich
gingen sie hinter die Ecke zurück. Aber Katja hörte keine Schritte. Trotzdem —
hier konnte sie nicht bleiben. Sie wäre gestorben vor Angst und vor Aufregung.
    Das Mädchen gelangte zum
Fenster. Wegen eventueller Zugluft hatte sie’s verriegelt. Lautlos ließ es sich
öffnen. Erst schob sie den Rucksack hinaus und legte ihn ab auf den Boden. Dann
schickte sie sich an, durch das schmale Fenster zu klettern.
    An den Gartenbesen dachte sie
nicht. Im Dunkeln war er nicht zu sehen. Mit dem linken Ellbogen stieß sie ihn
um. Diesmal klang der Aufschlag, als bereite ein Schlagzeuger mit dem Jazzbesen
einen Tusch vor — so laut er nur konnte, um den Auftritt des Stars anzukündigen:
Katjas Kletternummer durch ein zu enges Schuppenfenster.
    Ihr Herzschlag setzte aus.
    Entfernt, aber deutlich wegen
seiner stählernen Stimme hörte sie Edward: „Mensch, was war das?“
    „Das war im Schuppen. Hinten.
Los!“

2. Probleme, selbst gemacht
     
    Das letzte

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