Ein cooler Typ aus der Hölle
nichts. Sie
stöbert nicht in meiner Bude rum. Ich könnte die Knarre unters Kopfkissen
legen. Naja, mit dem Ding habe ich mir ja auch ein Problem rangezogen.“
„Nämlich?“
„Der Ballermann hat 1500
gekostet, einschließlich 50 Schuss Munition. Aber ich hatte nur 920 Mark.“
„Musst du nun auch in den
Spielclub?“ Klößchen grinste. „Als Kellner — oder was?“
„Mir hat Dowara ein anderes
Angebot gemacht. Ich kann meine Schulden mit heißer Waren abstottern. Ich soll
also stehlen. Erstklassiges technisches Gerät ist gefragt. Bikes, Handys,
tragbare TV-Geräte, Ski-Ausrüstung, Snowboards, Sonnenbrillen und dergleichen.
Aber alles wird natürlich nur minimalst berechnet. Denn das Geschäft wollen
Dowara machen und sein Boss.“
Für einen Moment herrschte
Stille.
Dann sagte Gaby: „Ihr beide
seid wirklich unglaublich dämlich. Tut mir leid. Aber es ist so.“
Volker grinste matt. „Hast
Recht.“
„Wann ist Katja abgehauen?“,
wollte Tim wissen. „Vorhin.“ Volker berichtete von dem kurzen Anruf und setzte
hinzu: „Dass sie sich ihren Eltern nicht anvertrauen kann, ist klar. Das checkt
jeder. Aber warum ist sie zu mir nicht gleich ganz offen gewesen? Heute Mittag,
meine ich. Da hat sie mir nämlich ihren Hund gebracht, die Luna. Angeblich wollte
sie die abends wieder abholen. Jetzt weiß ich natürlich, dass ich mich um Luna
kümmern soll. Mache ich furchtbar gern. Luna ist ein phantastisches Tier. Aber
was ist mit Katja? Sie irrt jetzt irgendwo durch die Stadt. Und heute Nacht
kriegen wir drei Grad Kälte.“
„Da stellt sich doch überhaupt
die Frage“, meinte Klößchen: „Warum ist deine Freundin nicht zu dir gekommen?
Gibt’s bei dir kein Versteck?“
„Katja kann sich doch
ausrechnen, wie das läuft, Willi. Sobald Dowara nach ihr sucht, wird er auch
bei mir vor der Tür stehen. Der Dreckskerl muss hart durchgreifen. Sonst würde
sich rumsprechen, dass man die Konnäktschen um 3000 Mark prellen kann. Dann
hätten die Typen ausgespielt. Deshalb werden sie entweder die Schulden
eintreiben oder Katja zum Arbeiten zwingen.“
„Man fasst es nicht“, murmelte
Karl, „was da unter aller Augen geschieht — und keiner tut was.“
„Weil alle Angst haben“,
erwiderte Volker. „Angst verschließt den Mund. Kein Zeuge würde sich finden
lassen gegen Dowara und den Geier.“
„Abwarten!“ Tims Wolfgrinsen
entblößte die Zähne. „Aber Dowara und der Geier sind Punkt zwei unserer
Tagesordnung. Erst mal geht es um Katja. Hat sie irgendeine Andeutung gemacht,
wo sie sich verstecken will?“
„Nichts. Kein Hinweis. Keine
Silbe.“
„Was fällt dir ein?“
„Ich habe alle ihre Freundinnen
angerufen. Bei denen ist sie nicht. Zuletzt Gaby. Aber das war schon ein
Ersuchen um Hilfe.“
„Die erste Schneenacht in
unserer Millionenstadt“, sagte Gaby. „Katja voller Angst irrt umher. Ihr Vater
hat keine Ahnung und ihre Mutter wird nicht mal was merken. Wo sollen wir
suchen?“
„Ich glaube“, sagte Tim, „es
kommt darauf an: Wie (!) sollen wir suchen? Und dazu habe ich ‘ne Idee.“
3. Tiermord mit Gift
Martin Mcfish fuhr einen großen
Kombi mit viel Stauraum für seine Geräte und hatte auch heute — trotz des
plötzlichen Wintereinbruchs — den ganzen Tag gearbeitet, hatte die Gärten
seiner Kunden winterfest gemacht. Das hieß: Büsche zusammenbinden, damit die
Zweige unter der Schneelast nicht knicken, Hecken oben möglichst spitz
zuschneiden, damit sich von der weißen Pracht nur wenig darauf türmt.
Martin hatte keine Mittagspause
gehabt. Jetzt fuhr er heim und stellte unterwegs fest: Seine Armbanduhr war
weg.
Kurz vor der Einbiegung zur
Prestel Straße, wo er wohnte, lenkte er den Wagen an den rechten Fahrbahnrand
und hielt.
Martin war 32, hoch gewachsen
und stabil. Ein frisches Gesicht voller Sommersprossen, kurz geschnittenes
Kraushaar in irischem Rot, graue Augen mit eindringlichem Blick. Manchmal —
aber nur nach getaner Arbeit — roch Martin nach irischem Whisky. Zur Zeit gab
es keine Lebensgefährtin, eine Ehefrau ohnehin nicht. Und Duke, der vierjährige
Goldenretriever, war auf grauenvolle Weise gestorben, er war vergiftet worden.
Dukes Foto steckte in Martins
Brieftasche.
Irgendwann, dachte er, wird es
mich zu dem hinführen, der das getan hat.
Jetzt, am Straßenrand, war
Martin so müde, dass er seine Gedanken kaum ordnen konnte. Wo, zum Teufel,
hatte er seine wertvolle Uhr gelassen? Leider gehörte es zu seinen Gewohnheiten,
dass er
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