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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wochenende der viel
zu kurzen Herbstferien stand bevor. Tim, der früher Tarzan genannt wurde, war
nicht nach Hause gefahren, sondern Dauergast im Internat. Wegen familiärer
Sehnsucht hatte ihn seine Mutter für zwei Tage besucht. Dann war Susanne
Carsten mit ihrem Chef und einer Arbeitsgruppe nach Jerusalem geflogen.
Immerhin — nach zwei Tagen mit ihrem Sohn und seinen Freunden ernannte sie
lachend — und gleichwohl außer Atem — die anstehende Dienstreise zum
Erholungsurlaub. Verglichen mit der action bei TKKG konnte alles nur besser
werden.
    „Übertreib nicht, Susanne!“,
hatte ihr großer Sohn beim Umarmen am Flughafen gesagt. „Uns hältst du doch
locker aus — egal wie umtriebig wir sind. Ausruhen können wir uns, wenn wir
neunzig sind. Aber ein Leben lang vorher“, erklärte er flüsternd, „wirst du
Gaby als Schwiegertochter in deiner Nähe haben. Und auch unter uns Jungs ist
das ‘ne Freundschaft fürs Leben. Also tschüs! Bussi! Und guten Flug!“
    Jetzt war also Freitagabend.
Gabys telefonischer Alarm scheuchte die Jungs auf. Anfahrt aus drei Richtungen:
Karl und Klößchen von zu Hause, Tim aus der Internatsschule. Alle auf Bikes —
trotz des Wetters. In den Straßen und Gassen des Altstadtviertels waberte
Dunst. Die Lichter der Laternen und Schaufenster zerflossen gelblich zu
unscharfen Konturen.
    Tim hatte es doppelt so weit
wie die anderen und kam mit einer Minute Abstand als Letzter, was eine
hervorragende Zeit war. Karl und Klößchen standen in der geöffneten Eingangstür
des Glocknerschen Altstadthauses, das über weitläufige Etagenwohnungen verfügt.
Im Parterre betreibt Frau Glockner ihr kleines Feinkostgeschäft.
    Im Treppenhaus war Licht.
Hinter den Jungs sah Tim seine Freundin. Gaby sprach mit einem schlanken Typ,
den Tim als Volker Merzal erkannte. Der TKKG-Häuptling stellte fest: Gaby war
ausgehfertig — nämlich in Stiefeln und gefüttertem Kapuzen-Anorak. Karl
polierte seine Brille, war also im Moment nicht der Ruhigste. Klößchen warf
sich gerade beidhändig Schokolade ein und schloss den Mund wie ein Fangeisen.
    Dass sie sich hier und nicht
bei Glockners in der Wohnung versammelten, war begründet. Gabys Vater — der
Kommissar und väterliche Freund der Jungs — hatte Grippe und Kopfweh —
niederstreckend bis zum Denkpausemachen. Obwohl Tim sicher war, dass Kommissar
Glockner auch jetzt seine grauen Zellen auf Trab hielt.
    „Hallo!“
    Gaby wurde umarmt und Tims
Bussis landeten auf Goldpony und Nasenspitze.
    „Mensch, Tim!“, sagte Volker.
„Irre nett, dass du kommst. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.“
    „Wenn ich ihn rufe“, sagte
Gaby, „kommt er immer.“
    Tim grinste. Aber auf den
Gesichtern der anderen blieb die Beerdigungs-Stimmung. Volkers schmaler
Unterkiefer zitterte. Der 15jährige war noch blasser als sonst.
    Tim mochte ihn. Volker besuchte
das Weststadt-Gymnasium, das zu einem Schulzentrum gehörte, von dem man zu oft
in der Zeitung las. Meistens kritisch. Zum Schu-Ze gehörten nämlich außer der
abgehobenen Penne noch eine Haupt-, eine Real- und eine Berufsschule. Das war
ein Zuviel an sozialer Mixtur, die offenbar im Schulalltag nicht
zusammenpasste. 1400 Schüler, die dort zur Pause Hof und ,Arena‘, die riesige
Halle zwischen den Gebäuden, bevölkerten. Prolls und Überflieger, wie es hieß,
Kids ohne Perspektive, die ihren Frust abließen, und geistige Hoffnungsträger
mit dem Blick in die Zukunft. Es werde verdammt viel geprügelt, hieß es. Die
Verwaltung habe nichts mehr im Griff. Alles laufe aus dem Ruder. Volker hatte
zwar erwogen, wie Tim wusste, samt seiner Freundin Katja Beck zur
Internatsschule überzuwechseln. Aber bislang war das nur ein Vorhaben — teils
aus Bequemlichkeit, teils wegen der angebotenen Fächer. Volker und Katja waren
ins Hebräische vernarrt — in die tollste Sprache der Welt, wie sie meinten —
lernten außerdem Iwrit, das moderne Hebräisch, die Staatssprache Israels. An
der Internatsschule werden nur Latein und Alt-Griechisch gelehrt.
    „Was ist also los?“ Der
TKKG-Häuptling lehnte sich an das 100 Jahre alte, aus massivem Holz geschnitzte
Treppengeländer.
    „Katja ist abgehauen“, sagte
Gaby.
    Volker nickte und biss sich auf
die Lippen.
    Tim war verblüfft, blieb aber
äußerlich cool. „Abgehauen? Deine zarte Freundin? Das passt nicht zu ihr.
Weshalb?“
    Volker wühlte mit fünf Fingern
in seinen dunklen Haaren. „Ihr wisst ja, dass sie ein Hasenfuß ist. Ein ganz
lieber Hasenfuß. Aber

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