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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schlank,
vielleicht dreißig. Schwarze Haare, kalte dunkle Augen. Hat nie viel gesagt.«
    »Und
das Mädchen?« bohrte ich weiter.
    »Fay
Nichols. Etwa fünfundzwanzig. Kurzgeschnittenes, braunes Haar, grüne Augen, gute
Figur. Die zieht bestimmt die Männer an wie ein Magnet, ohne sich Mühe zu
geben. Ich nehme an, daß ihr das, was sie mit mir machten, um mich zum Reden zu
bringen, nicht gefiel, aber sie hat nichts gesagt.«
    »Haben
sie außer den drei Orten, die Sie schon genannt haben, noch eine andere Stadt
erwähnt?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Keine. Also haben Sie jetzt die Auswahl, Boyd. Wo wollen
Sie anfangen?«
    »In
Santo Bahia«, sagte ich. »Ich kenne mich da ein bißchen aus.«
    »Der
Strand dort soll sehr gut sein, habe ich mir sagen lassen.« Ihr Lächeln wurde
starr. »Wenn ich Sie tiefgebräunt erwische, Boyd, werde ich unangenehme Fragen
stellen.«
    »Nehmen
wir mal an, das Wunder geschieht, und ich finde sie?« sagte ich. »Wo kann ich
Sie dann ereichen?«
    »Auf
der Ranch. Die nächste Stadt ist Laramie , und das
liegt ziemlich weit. Primel Hill. Die Ranch heißt Trockener Schlund. Okay?«
    »Trockener
Schlund?« Ich blinzelte ungläubig, »Was ist denn das für ein Name?«
    »Mein
Vater hat sie so genannt«, sagte sie. »Mein Vater hatte Sinn für Humor. Ich
frage mich manchmal, ob er lachend gestorben ist.«
     
     
     

2
     
    Ich
verbrachte das Wochenende in Reno und die nächsten drei Tage in Las Vegas,
hoffte auf ein bißchen Glück und ließ ein paar Silberdollars über den grünen
Tisch rollen. Wenn wirklich einer der vielen Leute, die ich nach Joe Hill oder
seinen drei Geschäftsfreunden fragte, etwas von ihnen gehört hatte, dann wollte
er mir jedenfalls nichts sagen. So fuhr ich den Mietwagen nach Santo Bahia und
nahm mir um drei Uhr nachmittags ein Zimmer im Starlight Hotel. Seit ich zum letztenmal hier gewesen war,
hatte sich nichts verändert. Es war immer noch ein protziger Badeort, und die
auf Alte Welt getrimmten Läden verkauften immer noch lausige Antiquitäten zu
unverschämten Preisen.
    Ich
hatte einen Freund in Santo Bahia. Freund? Das war ein lausiger Witz! Ein
Bursche namens Lieutenant Schell, der mich mit jener leidenschaftlichen
Verachtung haßte, die nur ein Polizist aufbringen kann. Unsere Wege hatten sich
schon einige Male gekreuzt, und aus mir unerfindlichen Gründen schien er davon
überzeugt zu sein, daß die Straßen der Stadt mit Leichen verunstaltet wurden,
sobald Boyd in der Gegend war. Na und? Ich nahm an, daß die Spur, die Primels Vater hinter sich gelassen hatte, von Stunde zu
Stunde kälter wurde. So drückte ich mir im Geist die Daumen und rief bei der
Polizei an, bat darum, mit Lieutenant Schell verbunden zu werden. Eine eisige
Stimme sagte mir, daß Captain Schell nicht in seinem Büro sei.
    Die
eisige Stimme war deutlich unbeindruckt , als ich
meinen Namen angab und vorschlug, der Captain könnte sich ja so um fünf in der
Bar des Hotels mit mir treffen.
    Das
Mädchen in der Telefonzentrale des Hotels gab mir die Nummer des Lokalblatts,
und ich rief dort an. Im Sommer erschien es nur dreimal die Woche, sagte eine mißmutige weibliche Stimme, und jetzt seien sie gerade
damit beschäftigt, die morgige Ausgabe druckfertig zu machen. Ich gab folgende
Privatanzeige auf:
     
    Freunde
und Bekannte des verstorbenen Joe Hill
    aus Laramie möchten sich bitte dringend mit D. Boyd,
    Starlight Hotel, in Verbindung setzen.
     
    Wie
mal einer gesagt hat, man schießt einen Pfeil in die Luft und schaut dann
angestrengt nach hinten, für den Fall, daß einem plötzlich ein gefiederter
Schwanz wachsen sollte. Ich packte meine Reisetasche aus, versteckte den .38er
und das Halfter hinten in der Nachttischschublade und ging dann unter die
Dusche. Als ich wieder angezogen war, wurde es Zeit für meine Verabredung.
    Seit
meinem letzten Besuch hatte sich die Luau Bar nicht verändert. Spezialität war noch immer ein magerer Cocktail auf
Rumbasis, serviert in einer imitierten Kokosnußschale ,
und das zum doppelten Preis eines anständigen Whisky. Ich entschloß mich zu
einem Martini, ohne Obst und Gemüse, dachte dann lange und angestrengt nach,
ehe ich mir die fünfte Zigarette des Tages ansteckte. In diesem Augenblick war
ich mir nicht so sicher, was mich letzten Endes umbringen würde — das Rauchen
oder der Versuch, es aufzugeben.
    Ich
war gerade bei der Hälfte meines zweiten Martinis angelangt, als Schell kam. Er
sah noch schlimmer aus. Die verhangenen, grauen

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