Ein Dämon dreht durch
und machte mich ans Werk.
Der Tarnungszauber war einer der ersten Zauber, die ich gelernt hatte, und ich vertraute ihm schon immer vollauf - allerdings auch erst nach dem ersten Gebrauch. Für jene unter euch, die sich für technische Einzelheiten interessieren, sei gesagt, daß es sich dabei um eine Mischung aus Illusion und Gedankenkontrolle handelt. Verkürzt ausgedrückt: Wenn man sich selbst davon überzeugen kann, daß man anders aussieht, werden andere einen auch so sehen. Das mag sich kompliziert anhören, ist aber tatsächlich sehr einfach und läßt sich leicht lernen. Schauspieler benutzen diese Technik schon seit Jahrhunderten. Jedenfalls ist es recht leicht, und so saß meine Tarnung schon im Handumdrehen, und ich konnte mich in Perv als Einheimischer geben.
»Nette Arbeit, Zauberschleuder«, meinte Massha mit trügerischer Gelassenheit. »Aber eine Klitzekleinigkeit hast du wohl übersehen.«
Diesmal wußte ich genau, worauf sie anspielte, beschloß aber, mich dumm zu stellen. Falls ihr euch schon deswegen Gedanken gemacht haben solltet: ja, so arbeite ich meistens. Ich stelle mich dumm, wenn ich weiß, was los ist, und wissend, wenn ich völlig im dunkeln herumtappe.
»Und das wäre, Massha?« fragte ich unschuldig.
»Wo bleibt meiner?«
Die drei Wörter hatten es in sich. Die gute Massha war echt gelassen. Aber diesmal hatte ich die Sache gründlich durchdacht und war fest entschlossen, zu meiner Entscheidung zu stehen.
»Du brauchst keine Verkleidung, Massha. Denn du bleibst nicht hier.«
»Aber, Skeeve ...«»Nein!«
»Aber...«
»Hör mal zu, Massha«, sagte ich und baute mich vor ihr auf, »ich weiß es ja zu schätzen, daß du mir helfen willst, aber das hier ist mein Problem. Aahz ist mein Partner, ganz zu schweigen davon, daß er auch mein Mentor und mein bester Freund ist. Im übrigen war es meine eigene Gedankenlosigkeit, die ihn in Rage brachte, so daß er aus der Firma austrat und davonlief. Wie man die Sache auch betrachten mag, es ist und bleibt meine Aufgabe, ihn aufzuspüren und zurückzubringen.«
Mein Lehrling musterte mich mit vor der Brust verschränkten Armen und schmalen Lippen.
»Einverstanden«, sagte sie.
». es hat also gar keinen Zweck, wenn du versuchst. Was hast du da gesagt?«
»Ich habe gesagt, einverstanden«, wiederholte sie. ». das bedeutet, daß ich auch der Meinung bin, daß es deine Aufgabe ist, Aahz zurückzuholen!«
Damit hatte sie mich auf dem linken Fuß erwischt. Irgendwie hatte ich mit mehr Widerspruch gerechnet. Doch selbst jetzt hatte ich noch nicht den Eindruck, daß sie den Kampf tatsächlich aufgegeben hatte.
»Na schön...«
». und meine Aufgabe als dein Lehrling ist es, mitzukommen und dich dabei zu unterstützen. Gemäß den Gesetzen deiner eigenen Logik, Boß, bin ich dir ebenso verpflichtet, wie du es Aahz gegenüber bist.«
Das war ein gutes Argument, und für einen Augenblick war ich tatsächlich versucht, ihr zu erlauben, dazubleiben.
»Tut mir leid«, sagte ich schließlich in echtem Bedauern, »ich kann das nicht zulassen, Massha.«
»Aber...«
». denn du mußt für mich einspringen, wenn der Rest der Mannschaft es mit Königin Schierlingsfleck aufnimmt.«
Das warf sie zurück, genau wie ich erwartet hatte, und sie biß sich auf die Lippe und starrte in die Ferne, während ich fortfuhr.
»Es ist schon schlimm genug, daß der Rest unserer Truppe meine Schlacht für mich austragen muß, aber es ist undenkbar, daß wir uns beide dort heraushalten. Sie werden soviel Hilfe brauchen, wie sie nur bekommen können. Und außerdem hat man einen Lehrling schließlich unter anderem auch deshalb, damit man an zwei Orten gleichzeitig sein kann ... nicht wahr?«
Ich glaubte, daß die Diskussion damit beendet sei, aber ich hatte Masshas Entschlossenheit unterschätzt.
»Schön, dann führe du doch den Kampf gegen Schierlingsfleck an. Ich kaufe mir das Schuppenwunder.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Komm schon, Massha. Du weißt es doch wirklich besser. Es war meine eigene Gedankenlosigkeit, die dazu führte, daß er fortging. Wenn irgendeiner dafür verantwortlich ist, ja, wenn irgendeiner überhaupt dazu fähig ist, ihn zur Rückkehr zu bewegen, dann bin das ja wohl ich.«
Halblaut murmelte sie etwas vor sich hin, und es war wohl ganz gut, daß ich es nicht verstand, da es sich vermutlich nicht um eine Beifallsäußerung handelte. Weil ich mir aber mit meiner Unaufmerksamkeit hinsichtlich der Stimmungen meiner Mitarbeiter schon
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