Ein Dämon macht noch keinen Sommer
lehnte sich ermattet an das Holz. Ihre Augen waren geschlossen, und ich konnte nicht erkennen, ob sie verletzt war.
Aahz wurde neben mir gegen die Mauer gepresst.
Kräfte, wie ich sie nie zuvor gespürt hatte, hielten mich an Ort und Stelle fest, während das Gold sich wie geplant durch den Energiestrom fraß. Bis hierher hatte unser Plan funktioniert. Ich konnte es kaum fassen.
Aber die Schaufel wurde immer noch größer, während immer mehr Gold in ihr Blatt strömte. Irgendetwas stimmte nicht. Tanda hätte das Gold des Schildes, das wir aus dem Gold der Umgebung errichtet hatten, von den übrigen Vorkommen trennen sollen, als das Schild auf den Energiestrom traf. Dennoch floss immer mehr Gold in das Schild. Es hatte den Nebenarm abgeschnitten, senkte sich nun aber langsam in Richtung Hauptstrom und fraß sich auch in jenen hinein, während es immer noch größer wurde.
Dann plötzlich schien sich der Raum auszudehnen, und der Druck meines Kopfes gegen die Steinmauer schickte mich in eine Finsternis, in der ich mich gar nicht wohl fühlte.
»Skeeve!«
»Skeeve! Kannst du mich hören?«
Die Stimme kam aus weiter Ferne, beinahe wie von der Kuppe eines Hügels, aber das war mir egal. Draußen war es noch dunkel, und ich wollte noch ein bisschen schlafen.
»Skeeve!«
Die Stimme kam näher, zumindest schien es mir so. Ich lag in Schwärze. Pechkohlrabenschwarze Schwärze. Ich versuchte, die Augen zu öffnen; trotzdem blieb alles schwarz. Jeder Muskel in meinem Leib schmerzte; ich musste irgendwie aus dem Bett gefallen sein.
»Skeeve, falls du mich hören kannst, dann zünde die Fackel an.«
Jetzt verstand ich die Schwärze, konnte mich aber nach wie vor nicht erinnern, wo ich war. Ich hörte, dass sich um mich herum etwas bewegte, aber es war so dunkel, dass ich rein gar nichts erkennen konnte. Vermutlich schlich Aahz umher und versuchte herauszufinden, was mit dem Licht passiert war.
Ich tastete den Boden ab, konnte aber keine Fackel finden. In meiner Nähe war keine Fackel. Ich weiß nicht, warum ich sie auf dem Boden erwartete, auf jeden Fall fand ich sie nicht. Der Boden, auf dem ich lag, war kalt wie Stein und hart wie Fels.
»Skeeve, Licht!«
Aahz fing an, mir auf die Nerven zu gehen. Es war dunkel. Warum konnte er mich nicht einfach schlafen lassen? Ich tastete mich zum Saum meines Hemdes vor und riss ein Stück Stoff heraus. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte ich das schon einmal getan, aber die Erinnerung war äußerst verschwommen.
Mit dem Stück Stoff in der Hand konzentrierte ich meinen Geist und versuchte, Energie aufzutreiben, um den Stoff zu entzünden. Es war schwer, aber schließlich gelang es mir, eine kleine Flamme ins Leben zu rufen.
Der Raum um mich herum wurde flackernde Realität. Aahz saß etwa zehn Schritte von mir entfernt an der Wand, Tandas Kopf auf seinem Schoß. Weiter gab es in dem Raum nichts außer einem großen Stück dünnen grauen Metalls, das den Boden in der Mitte des Raumes bedeckte.
»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Kerlchen«, sagte Aahz. »Ich bin froh, dass du noch lebst.«
»Ich habe mir auch Sorgen um mich gemacht«, entgegnete ich.
Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Wir waren hergekommen, um die Energieversorgung eines Zaubers zu unterbrechen, den ein Graf Rind vor langer Zeit geschaffen hatte, und der graue Metallpfannkuchen mitten auf dem Boden war meine Schaufel oder das, was von ihr übrig war.
Tanda stöhnte in Aahz' Schoß und versuchte, sich aufzurichten.
»Ganz ruhig«, sagte Aahz. »Du hast einen üblen Schlag auf den Kopf bekommen.«
»Das merke ich selbst«, sagte Tanda, sah sich um und lächelte mir zu. »Schön, dass du es auch überlebt hast.«
»Das werde ich morgen beurteilen«, sagte ich trocken, während immer mehr Erinnerungen sich bemerkbar machten.
Tanda lachte, nur um gleich darauf ihren schmerzenden Schädel zu umklammern.
»Ich habe dich gewarnt«, verkündete Aahz weise.
»Ja, ja«, maulte Tanda, dann: »Haben wir es geschafft?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Aahz. »Skeeve, haben wir es geschafft?«
Einen Augenblick lang saß ich nur mit dem Rücken an der Wand, das brennende Stück Stoff in der Hand, und versuchte zu verstehen, was er von mir wollte. Dann dämmerte es mir. Ich sollte nachsehen, ob der Energiefluss versiegt war, der Graf Rinds Zauber gespeist hatte.
Das konnte ich tun. Zumindest glaubte ich, dass ich das tun könnte. Ich öffnete meinen Geist und suchte nach dem blauen Energiestrom, der
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