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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Feier der Erwachsenen anwesend war, vermutlich hatte man sie zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der Kinderstube nach unten zitiert. Aber hatte sie mit eigenen Augen gesehen, wie ihre Stiefmutter den Vikar mit der Suppenterrine bewarf? Der lapidare Kommentar seines Vaters zu diesem Ereignis hatte gelautet: »Ich will verdammt sein, wenn die jetzt nicht eine Delle hat.«
    Ich könnte mir das gleiche Phlegma zulegen, redeteDarbysich ein. Da er sich inzwischen seit einigen Minuten in der Kutsche aufhielt, empfand er den Geruch als nicht mehr so schlimm. Es hatten sich einzelne Haarsträhnen aus Henriettas Frisur gelöst, und sie wirkte ungewöhnlich zerzaust, was ihn daran erinnerte, dass jede Reise einmal ein Ende hatte – und am Ende dieser Reise erwartete ihn seine Hochzeitsnacht.
    Josies Augen blickten müde, und Darby vermutete, dass sie jeden Moment einschlafen würde. Er zögerte kurz, doch dann hob er Anabel von Henriettas Schoß und legte sie in den halb leeren Korb auf dem Boden. Dieser schien wie für diesen Zweck geschaffen zu sein, denn Anabel regte sich kaum. Dann setzte Darby sich neben seine Frau und zog sie sanft an sich.
    Sie schlug kurz die Augen auf, schaute ihn benommen an und murmelte: »Ich hatte dich gewarnt!« Dann schlief sie wieder ein.
    Also drückte sich Darby in die Ecke und schaute zu, wie Josie einschlief. Als ihr die Augen zufielen, beschloss er, sich selbst eine Freude zu machen und das kleine Netz zu entfernen, mit dem Henrietta ihr Haar zusammenhielt. Unendlich behutsam entfernte er gerade so viele Haarnadeln, wie er erreichen konnte, ohne Henrietta aufzuwecken. Kein Wunder, dass ihr Haar so gezähmt aussah, denn sie trug weitaus mehr Haarnadeln, als er je bei einer Frau vermutet hätte. Endlich gelang es ihm, das Netz zu lösen. Achtlos warf er es beiseite. Seine Ehefrau sollte sich nicht wie eine Großmutter kleiden.
    Zwei Minuten später wusste Darby, warum Henrietta Maclellan ein Haarnetz und mehr Haarnadeln benutzte, als man üblicherweise beim Friseur sah. Ihr Haar bauschte sich über ihren Schultern wie eine Löwenmähne und war von goldenen und bernsteinfarbenen Strähnen durchzogen. Lockig konnte man es nicht nennen, denn bei dem Wort Locken dachte man an Ringellöckchen und kleine Mädchen. Henriettas Haar dagegen stürzte wie ein ungebändigter Lavastrom bis zu ihrer Taille hinab. Darby fuhr mit den Fingern durch diese Flut aus rauer Seide.
    Natürlich trug Henrietta ein Reisekleid, das den weiblichen Körper nicht im Geringsten betonte. Es war aus grobem Stoff gefertigt und an manchen Stellen wölbten sich die Nähte. Darby strich mit prüfender Hand über die Vorderseite des Kleides, fand jedoch nichts als jämmerlich schlechte Schneiderkunst. Sicher, dort waren Ausbeulungen, unter denen sich vermutlich ihre Brüste verbargen, aber fühlen konnte er sie nicht. Allerdings brauchte er sie auch gar nicht zu fühlen, denn Henriettas Brüste verfolgten ihn bis in seine Träume. Mit den Fingern fuhr er den Ausschnitt ihres Mieders nach. Unter den Unmengen grauer Wolle hatten ihre Brüste die Farbe reinweißer Seide, nur waren sie viel weicher. Und aus diesem reinen Weiß ragten Nippel in dem tiefen Rot einer spät blühenden Rose hervor.
    Josie schnarchte kurz im Schlaf. Darby erstarrte. Es war nicht eben gentlemanlike, die Brust seiner Frau in der Gegenwart von Kindern zu betasten, selbst wenn besagte Kinder schliefen. Er ließ seine Hand auf der warmen Ausbuchtung von Henriettas rechter Brust liegen – oder vielmehr auf dem zerknitterten schwarzen Stoff, unter dem sich mutmaßlich ihre Brust verbarg – und überdachte das Dilemma. Dann schob er alle Gedanken beiseite und widmete sich wieder Henriettas Körperformen. Es war ungefähr so, als versuchte er, im Dunkeln die Form einer Frucht zu erraten.
    Nur konnte er leider nichts anderes als ihre Kleider ertasten – jedes einzelne Stäbchen ihres Korsetts, was bedeutete, dass seine Braut immer noch die gleiche beengende und steife Unterkleidung trug wie einst seine Großmutter. Gemächlich fuhr er an jedem Stäbchen entlang, tastete sich durch Schichten zerknitterter Wolle. Kein Wunder, dass Henrietta ihren Rücken stets so gerade hielt. Es blieb ihr ja gar nichts anderes übrig!
    Henrietta ihrerseits genoss seine Berührung viel zu sehr, um die Augen zu öffnen. Es war auf seltsame Weise beruhigend, aufzuwachen und Darbys lange Finger zu spüren, die über ihre Brüste strichen und ihre Flanken streichelten. Vor Wonne hätte

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