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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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schien es jedoch nicht im Mindesten zu kümmern, dass die Ehe als das Mittel gegen Sünde und Unzucht zum Zuge kam. Überdies war Unzucht eine sehr treffende Bezeichnung: ein scharfes hässliches Wort.
    Der Vikar leierte seine Rede herunter, doch nach der Stelle, dass die Ehe zur Zeugung von Kindern bestimmt sei, hörte Henrietta nicht mehr zu. Das Folgende schien sie kaum mehr zu betreffen, da sie ihrem Mann bereits geraten hatte, sich eine Geliebte zu nehmen, und überdies nicht in der Lage war, Kinder zu gebären. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Josie, deren erregtes Flüstern immer noch zu hören war. Sie wusste nur zu gut, worum es ging. Josie wollte Esme als neue Mama und nicht Lady Henny, die sie mit Wasser übergossen hatte. Henrietta versuchte, sich einzureden, dass Josie mit der Zeit schon noch lernen würde, ihre Stiefmama zu mögen.
    Ihre kranke Hüfte sandte stechende Schmerzen bis in ihr rechtes Knie. Darby musste bemerkt haben, dass sie das Gewicht verlagerte, denn er sah mit leichtem Stirnrunzeln auf sie hinunter. Henrietta riss sich zusammen.
    Als sie sich vom Altar abwandten, nunmehr Mann und Frau, wäre die Entscheidung schwergefallen, wer verdrossener aussah: Josie oder Rees. Nur Esme strahlte von ganzem Herzen.
    »Glückwunsch, Darby«, sagte Rees und schüttelte seinem Freund die Hand.
    Vermutlich hatte Lord Godwin beschlossen, das Beste daraus zu machen, da es nun zu spät war, seinen Freund vor seinem schrecklichen Schicksal zu bewahren, dachte Henrietta bedrückt.
    »Bist du wirklich entschlossen, mit den Kindern zu reisen?«, fragte Darby erneut, nachdem sie die Glückwünsche der Anwesenden entgegengenommen hatten. »Eine enge Kutsche ist nicht gerade der geeignete Ort, um die Bekanntschaft mit ihnen zu vertiefen, ganz besonders mit Anabel nicht.«
    »Ich will es immer noch«, sagte Henrietta bestimmt. »Ich möchte nicht, dass die Kinder von Fremden versorgt werden. Deshalb sollte ich lieber gleich damit anfangen, mich um sie zu kümmern.«
    »Wenn dem so ist, steige ich zu Rees in den Landauer. Ich habe eine Reisekutsche gekauft, bevor ich London verließ. So sollten die Kinder und du es einigermaßen bequem haben.«
    »Natürlich«, erwiderte Henrietta mit aller Würde, derer sie fähig war. Sie vermutete stark, dass Rees die Reise dazu nutzen würde, Darby die Zukunft in allen schauerlichen Einzelheiten auszumalen, doch sie konnte ihn wohl kaum daran hindern.
    Mit einem beiläufigen Blick streifte sie die Reisekutsche, dann ging sie zur Deichsel vor, um die Pferde zu begutachten. Es waren robuste Zugpferde, kräftig genug, um eine Theatertruppe zu ziehen, wenn es vonnöten war.
    »Wie heißen die beiden?«, fragte sie Darby.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte er. »Ich habe sie nur für diese Reise gekauft.« Er wirkte geradezu aufgekratzt, freute sich zweifellos auf die Männergesellschaft im Landauer.
    Josie wurde zur Kutsche gebracht. Sie klammerte sich an Esmes Kinderfrau und schrie aus vollem Halse. »Ich will nicht fahren! Ich hasse London, ich hasse London.« Ihr Blick fiel auf Darby und sofort ertönte ein neuer Refrain. »Ich hasse Simon! Ich hasse Simon!« Ihr kleines Gesicht war ganz rot und fleckig und sie drohte allmählich heiser zu werden.
    »Wir werden ein bisschen schneller sein als ihr«, sagte Darby und ignorierte seine kleine Schwester. »Wenn ihr zu unserem ersten Halt beim Bär und Eule kommt, wird alles zu eurem Empfang hergerichtet sein.«
    »Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass ihr vor uns dort sein werdet.« Henrietta musterte die schnellen Pferde, die vor Rees’ Gefährt gespannt waren.
    »Ihr dürftet es bequem haben.« Josies Geheul drang mittlerweile aus der Reisekutsche. »Obwohl ihr vielleicht von Zeit zu Zeit einen Halt einlegen solltet, denn nur das scheint Anabels nervösen Magen zu beruhigen. Henrietta …«
    Doch sie fiel ihm ins Wort. »Ich fahre mit den Kindern.«
    Darby beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. »Ich freue mich wirklich sehr über das Arrangement.«
    »Meinst du mit Arrangement unsere Ehe oder unsere Reiseaufteilung?«, fragte sie ein wenig bissig.
    »Unsere Ehe natürlich!« Und mit der Gewandtheit aller Männer, die soeben knapp einem Streit entronnen sind, verbeugte er sich noch einmal. »Ich erwarte euch dann beim Bär und Eule .«
    Nachdem ihr Ehemann sie erfolgreich in die Kutsche verfrachtet hatte, sank Henrietta kraftlos in die Polster. Josie lag wie ein Häufchen Elend auf

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