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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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rutschen. »Mr Darby, bitte verzeihen Sie! Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist. Ich bin über mich selbst erschrocken!«, stieß sie hervor. »Was ich eben getan habe, verstößt gegen jede Regel der Kindererziehung, die ich schätze!« Sie lockerte den Griff um Josies Handgelenk und sogleich entwand sich ihr das Mädchen und wich zu seinem Vater zurück, während es Henrietta immer noch ungläubig anstarrte.
    Darby hob sofort abwehrend die Hand. »Josie, wenn du mich nass machst, kannst du sofort noch etwas ganz anderes erleben. Du solltest dich lieber bei Lady Henrietta entschuldigen.«
    Wasser tropfte von Josies durchweichtem Kleid auf den Boden. Ihre Haar hing in kleinen Rattenschwänzen platt an ihrem Kopf. Nun sah sie wirklich aus wie der Inbegriff eines armen Waisenkindes. Henriettas Herz schmerzte ob der Vorwürfe, die sie sich selber machte. Wie hatte sie nur die Geduld verlieren können?
    »Die Dame da hat mich mit Wasser übergossen«, sagte Josie. Es klang eher erstaunt als zornig.
    »Du hast es ja auch verdient«, meinte Darby hartherzig. »Ich wünschte, ich wäre selbst auf die Idee gekommen.«
    »Mr Darby, mein Benehmen ist unverzeihlich«, stieß Henrietta hervor. Ihre Stimme zitterte vor Beschämung. »Es ist leider so, dass ich ein furchtbares Temperament habe. Sie müssen mir erlauben, für Wiedergutmachung zu sorgen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wiedergutmachung?«, wiederholte er. Seine Stimme war ein heiserer Bariton, in dem die Andeutung eines Lachens mitschwang.
    »Ich besorge Ihnen ein geeignetes Kindermädchen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Wenn Sie noch einen oder zwei Tage im Gasthof bleiben, nehme ich Verbindung mit einer Agentur in Bath auf, die mir sofort Anwärterinnen schicken wird. Ich habe mich zwar abscheulich benommen, doch ich bin sehr wohl in der Lage, ein Kindermädchen für Sie zu finden. Ich habe bereits für die Dorfschule eine Lehrerin besorgt und diese hat unsere Erwartungen noch übertroffen.«
    Josie zupfte an Darbys Hose, so wie jemand an einer Klingelschnur zerrt, und verkündete: »Ich muss mal.«
    Mr Darby beachtete sie nicht. Er schaute Henrietta immer noch mit fragend erhobener Braue an, als hätte ihn die Wiedergutmachung auf eine Idee gebracht. Eine lustige Idee, seinem Grinsen nach zu urteilen.
    »Lady Henrietta, darf ich wiederholen, wie sehr ich Sie unterschätzt habe? Überdies muss ich gestehen, dass es eine köstliche Überraschung ist, Ihre nähere Bekanntschaft zu machen.«
    Josie wiederholte sehr laut: »Ich muss jetzt sofort, sonst passiert ein Unfall.«
    Zum Glück betrat in diesem Moment Mr Gyfford den Salon. Er wirkte überrascht, als er die triefende Josie erblickte, und noch überraschter, als er Anabel auf Mr Darbys Arm sah.
    »Ich habe Bessie aus der Küche mitgebracht«, verkündete er. »Sie hat sechs jüngere Geschwister, kennt sich also mit kleinen Kindern aus.«
    Einen Augenblick später hatten Gyfford und Bessie beide Kinder aus dem Zimmer geschafft. Henrietta hörte Josies leiser werdende Stimme auf dem Korridor. Sie erzählte wieder, dass sie ein armes mutterloses Waisenkind sei, und nun auch noch ganz nass, weil …
    Henrietta erschauerte. Sie hatte immer schon zu Zornausbrüchen geneigt, aber niemals, niemals hatten diese sich gegen ein Kind gerichtet. Natürlich hatte sie auch noch nie wirklich mit Kindern zu tun gehabt, auch wenn sie Bartholomew Batts Werke auswendig kannte.
    Vielleicht war es ganz gut, dass sie niemals eigene Kinder bekommen konnte.

4
    Unbequeme Wahrheiten sind selten erfreulich
    Mit einem Gefühl großer Erleichterung schloss Darby die Tür hinter Anabel und Josie. Seit er London verlassen hatte, war sein Leben die reinste Hölle. Josie hatte wegen Anabels ständigem Erbrechen darum gebeten, in seine Kutsche umsteigen zu dürfen, und das konnte er ihr schwerlich abschlagen, denn der Gestank in der Kutsche der Kinder war unerträglich geworden. Doch Josies Gesellschaft war durchaus nicht als angenehm zu bezeichnen. Wenn sie nicht gerade jammerte, dann lag sie auf dem Kutschenboden und schrie ihre Wut gen Himmel.
    Lady Henrietta wirkte immer noch fassungslos. Sie fühlt sich schuldig , dachte er selbstgefällig. Als er sie mit Anabel auf dem Arm erblickt hatte, war er alarmiert gewesen: Ein Kindermädchen, das so hübsch war, würde nur für Unruhe unter der Dienerschaft sorgen. Doch dann verwarf er diese Vorstellung wieder. Die Frau mochte zwar ein schönes Gesicht haben, doch sie schien

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