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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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    Verzehren und vernichtigen
    Des Feuers Wut ihm Haus und Hof;
    Und stirbt er, tritt der Ruh'lose
    Ins Dasein in der Höllenwelt.
     
DAS ENDE DER RUHE
1
     
    Als Esebian in sein Haus über den Experimentalseen von Angar zurückkehrte, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Während fünfhundert Meter weiter unten zweihundertsiebenunddreißig feuchtigkeitsorientierte Spezies in einem Beschleunigten Ökologischen Experiment grunzend, quiekend und manchmal in stummer Verzweiflung um ihr Überleben kämpften, herrschte hier oben Stille. Aber es war eine Stille, die weniger friedlich geworden war; irgendwo darin verbarg sich Gefahr.
    Reiner Instinkt ließ Esebian im Eingang innehalten, ein alter Instinkt, so tief in ihm verankert, dass er selbst in seinem derzeitigen mentalen Modus, dem des gelassenen Wissenschaftlers, Alarm schlug.
    »Kommen Sie herein«, erklang die Stimme eines Fremden.
    Es war völlig unmöglich, dass sich jemand ohne Autorisierung Zugang verschafft hatte. Das Haus war mit den besten Sicherheitssystemen ausgestattet, die man für Meriten bekommen konnte. Esebian musste es wissen, denn er hatte einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, solche Systeme zu überlisten.
    Er trat einen Schritt vor und damit über die erste Sicherheitsschwelle, die ihm durch subliminale Signale mitteilte, dass sein Haus über volles Verteidigungspotenzial verfügte. Seine Erweiterungen meldeten Bereitschaft.
    »Ich verstehe Ihre Überraschung«, fuhr die Stimme aus dem Innern des Hauses fort. »Ich versichere Ihnen, dass Sie nichts zu befürchten haben. Zumindest nicht hier.«
    Esebian ging weiter und brachte auch die anderen Sicherheitsschwellen hinter sich, woraufhin das Innere des Hauses vom Stand-by- in den Standardmodus wechselte. Mehrere Zimmer entstanden, mit Möbeln aus dunklem Holz, wie er es mochte. Neben dem Tisch im Salon stand eine humanoide Gestalt vor dem hellen Hintergrund des breiten Panoramafensters, das sich zum Himmel von Angar öffnete und in der Ferne einige der fliegenden Forschungsstationen zeigte.
    »Wer sind Sie?«, fragte er und meinte eigentlich: Was sind Sie?
    »Nennen Sie mich … Tirrhel.«
    »Sie verletzen meine Privatsphäre, Tirrhel.« Esebian ging zum Tisch im Salon und stellte seine Tasche darauf ab, in der sich auch einige externe Erweiterungen befanden.
    »Niemand kann uns hören, niemand kann uns sehen«, sagte Tirrhel ungerührt. »Für den Rest der Welten findet dieses Gespräch nicht statt. Und wenn Sie gestatten: Ihre Privatsphäre spielt in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle.«
    Esebian begann zu ahnen, was es mit dem ungebetenen Gast auf sich hatte. Eine der Möglichkeiten, und derzeit die unangenehmste, bestand darin, dass es sich um einen Schatten seiner Vergangenheit handelte. Manche Brücken ließen sich nie ganz abbrechen. Aber dass sie ihn ausgerechnet hier gefunden hatten, wer auch immer »sie« waren …
    »Dieses Haus steht mit dem Magister beim Filigran über dem ersten Planeten dieses Sonnensystems in Verbindung«, sagte er.
    »Nicht mehr«, erwiderte der Fremde gelassen. »Ich finde es erstaunlich, dass Sie es noch nicht bemerkt haben. Sind Sie nachlässig geworden?«
    Esebian wandte den Blick nicht von dem Fremden ab, als er mit einem Wink das Gesteninterface aktivierte und unmittelbar darauf den Grund für die Stille erfuhr, die ihm zuvor aufgefallen war: Aus dem angeregten Dialog des Hauses mit den verschiedenen Teilen des fast dreihundert Millionen Kilometer entfernten Magisters war ein gelegentliches Flüstern geworden.
    »Haben Sie die Verbindung unterbrochen?«, fragte Esebian erstaunt.
    »Ja.«
    Das war Anlass genug für Esebian, den Besucher auf seiner persönlichen Gefährlichkeitsskala drei Stufen höher einzuordnen. Er hatte nicht nur die Sicherheitsschwellen des Hauses überwunden, unter ihnen einige sehr kreative, sondern auch den Kontakt zum Magister unterbrochen. So etwas erforderte erhebliche Ressourcen. Zum zweiten Mal innerhalb einer Minute fragte sich Esebian, wie er reagieren sollte. Er konnte seine eigenen Waffen verwenden, oder die des Hauses. Nichts deutete auf ein Neutralisierungsfeld hin, und die Verletzung der Privatsphäre galt nicht nur auf den Hohen Welten als schweres Verbrechen, sondern auch hier im Haredion-System, das zu den Tausend Tiefen gehörte. Vermutlich hätte niemand ernsthafte Vorwürfe gegen ihn erhoben.
    Erledige ihn , flüsterte Caleb in ihm. Er hatte, wie alle anderen, dem

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