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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Rees Holland, der Earl Godwin, nahm von dem Butler ein Glas Madeira mit einer Grimasse entgegen, die bei ihm üblicherweise als Lächeln galt. Er stürzte das Glas hinunter und hustete wie verrückt. »Verdammt, woher stammt denn dieser höllische Wein?«
    »Ich würde es vorziehen, nicht über die Angelegenheiten meines Haushaltes zu sprechen.«
    Ein gewisser Ton in Darbys Stimme ließ Rees aufhorchen. »Du hast es also gehört«, stellte er fest.
    »Dass meine Tante schwanger ist? Eben hat Gerard Bunge mein Haus verlassen. Er schlug vor, ich solle doch eine reiche Wollhandelserbin heiraten, die auch als das Mutterschaf bekannt ist.«
    »Diesen klatschsüchtigen Hund soll doch der Teufel holen!«
    »Nach Bunges Beschreibung watschelt meine Tante bereits durch die Gegend. Es kann also kaum Zweifel daran bestehen, dass das Kind noch zu Lebzeiten meines Onkels empfangen wurde, wenn er es nicht sogar selbst gezeugt hat.«
    Rees musterte seinen engsten Freund. Er eignete sich nicht sonderlich zum Seelentröster, und da er Darby von Kindesbeinen an kannte, wusste er, wie sehr sein Freund jegliches Mitleid hasste.
    Darby stand am Kamin und schaute ins Feuer. Er war ein großer schlanker Mann von muskulöser Statur, der nur auserlesene feine Stoffe trug. Von seinem zerzausten braunen Haar bis zu seinen glänzenden Stiefeln sah er wie ein Lord aus und würde auch einer werden – falls er den Titel und Besitz seines Onkels erbte.
    Ohne das Vermögen des Onkels musste sich Darby mit dem behelfen, was er mit dem Import von Spitzenstoffen verdiente, und das konnte nach Rees’ Schätzung nicht sonderlich viel sein. Darby hatte zwei jüngere Schwestern zu unterhalten. Selbst sein Haus würde vermutlich an das Balg gehen, das da fröhlich in Lady Rawlings’ Bauch heranwuchs.
    Verglichen mit seinem Freund Darby war Rees eher eine unvorteilhafte Erscheinung, doch er besaß drei oder vier Herrenhäuser und dazu mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte.
    Darby wandte sich wieder dem Freund zu. Sein Gesicht ließ das weibliche Geschlecht für gewöhnlich vor Anbetung in Ohnmacht sinken: leicht hohle Wangen, von hervorstehenden Wangenknochen hervorgehoben, ausdrucksvolle Augen und ein markantes Kinn. Sein Aussehen war sowohl erlesen aristokratisch als auch gefährlich männlich. »Das Wichtige an der Sache ist, dass Esme Rawlings nicht mit dem Kind meines Onkels schwanger ist.«
    »Eine jungfräuliche Empfängnis steht wohl außer Frage. Und eine außereheliche Herkunft wird verteufelt schwer zu beweisen sein.«
    »Dann wird irgendein Dahergelaufener von niedriger Geburt den Besitz meines Onkels erben. Gott allein weiß, wer der Vater des Kindes ist. Hast du gewusst, wie sehr Miles – mein Onkel – sich einen Erben gewünscht hat?« Die Frage brach förmlich aus ihm heraus.
    Rees sah ruckartig auf. »Über Nachkommenschaft haben wir nie gesprochen.«
    »Das war das Einzige, was er wollte: einen Erben. Dennoch brachte er es nicht übers Herz, sich von seiner Frau loszusagen. Miles war einfach viel zu gutmütig. Er hat weder einem dreisten Bettler noch seiner Frau je etwas abschlagen können.«
    »Ein wunderschönes Weib, diese Lady Rawlings«, bemerkte Rees. »Allerdings ein hitziges Temperament. Ich hab nie verstanden, warum sie so eng mit meiner Frau befreundet ist. Müssen wohl Gegensätze sein, die sich anziehen.«
    »Deine Frau ist eine Heilige verglichen mit ihr.«
    »Meine Frau ist im Vergleich zu allen Frauen eine Heilige«, stellte Rees klar. »Leider ist das Zusammenleben mit einer Heiligen die Hölle. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich Rawlings riet, er solle Esme vor die Tür setzen, so wie ich es mit Helene getan habe, statt ihr zu erlauben, das Haus zu behalten.«
    »Miles hätte an dergleichen nicht einmal gedacht«, betonte Darby. »Keine Scheidung – nicht in dieser Richtung.«
    »Hast du denn einen Verdacht, wer der Vater ihres Kindes sein könnte?«
    Darby schüttelte den Kopf. »Als Miles starb, befand Esme sich auf Lady Troubridges Hausgesellschaft. Es könnte jeder der anwesenden Gentlemen sein.«
    »Troubridge? Diese Frau mit dem Herrenhaus in East Cliff, die sich für eine Kunstkennerin hält und sich mit einem Zirkel aus Schauspielern und Dilettanten umgibt? Sie hat versucht, auch mich dorthin zu locken, indem sie mir vorschwärmte, welche Opernsängerinnen dort erwartet würden.«
    »Ihre Gesellschaften sind dermaßen skandalträchtig, dass es ein Wunder ist, wenn man dort überhaupt einen Mann im

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