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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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    Prolog
     
    Sonntag, 11. Februar 1968
     
    1.
     
    Er nannte sich zu dieser Zeit Mr Veilleur – Gaston Veilleur – und in dieser Nacht konnte er nicht schlafen. Ein nicht näher zu bestimmendes Unbehagen raubte ihm die Ruhe, ein vage an ihm nagendes Gefühl störte seine Gedanken und beschwor alte Erinnerungen und Albträume aus der Vergangenheit wieder herauf. Aber er dachte nicht daran, auf seine Nachtruhe zu verzichten. Er kontrollierte seinen Atem und fand seine flüchtige Beute bald in Sichtweite. Aber gerade als er beinahe weggeschlummert wäre, zerrte ihn etwas in den Wachzustand zurück.
    Licht. Irgendwie schien es vom Korridor herein. Er hob den Kopf, um zu sehen, was da die Dunkelheit durchbrach. Das Leuchten kam aus dem Wäscheschrank. Blauweiße Strahlen drangen zwischen den Ritzen der geschlossenen Tür hervor.
    Vorsichtig, damit seine Frau nicht geweckt wurde, schlüpfte Mr Veilleur aus dem Bett und tappte in den Flur hinaus. Seine Gelenke knackten aus Protest gegen die unerwartete Bewegung. Alte Verletzungen, alte Wunden, deren Nachlass ihm weiterhin anhaftete; kleine Echos der Vergangenheit, die sich so zu Wort meldeten. Er wusste, dass er allmählich Arthritis bekam. Das war nicht verwunderlich. Sein Körper wirkte wie der eines Sechzigjährigen und hatte beschlossen, sich auch so zu verhalten.
    Er zögerte einen Augenblick mit der Hand auf dem Türknauf, dann riss er die Tür auf. Die ganze Luft im Schrank schien zu leuchten. Sie wirbelte herum und flackerte wie brennende Flüssigkeit. Aber sie war kalt. Er spürte die Kälte, als die Luft über ihn hinwegstrich.
    Woher kam das Licht – was war die Ursache dafür? Es schien am stärksten in der hinteren Ecke des untersten Regalfachs, schien unter dem Stoff hervor zu leuchten. Er griff hinein und zog die Decken zur Seite.
    Mr Veilleur unterdrückte einen Schmerzensschrei und riss einen Unterarm schützend hoch, als der grelle Lichtstrahl sich in seine Augen bohrte.
    Dann begann das Licht schwächer zu werden.
    Als seine Augen wieder sehen konnten, als er wieder einen Blick wagte, fand er den Ursprung des Leuchtens. Versteckt unter den Handtüchern und Bettlaken und Decken lag etwas, das aussah wie ein großes eisernes Kreuz. Er lächelte. Sie hatte es behalten. All die Jahre hindurch hatte sie es aufbewahrt.
    Das Kreuz pulsierte noch mit einem kalten blauen Glühen, als er es anhob. Er ergriff den unteren Teil des Querbalkens mit beiden Händen und schwang es aus alter Gewohnheit. Es war kein Kreuz – es war das Heft eines Schwertes. Einst hatte es aus Gold und Silber bestanden. Nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte, hatte es sich verwandelt. Jetzt bestand es aus Eisen. Von innen leuchtendem Eisen.
    Warum? Was hatte das zu bedeuten?
    Plötzlich verschwand das Strahlen völlig und er starrte nur noch auf die matte graue Oberfläche des Metalls. Und dann begann das Eisen sich zu verwandeln. Er spürte, wie die Oberfläche rau wurde, sah, wie sich dünne Risse ausbreiteten, und dann begann es zu zerfallen. Nach ein paar Sekunden war nur noch ein grobkörniges Pulver übrig, das ihm wie Sandkörner durch die Finger rann.
    Etwas ist geschehen! Etwas Furchtbares ist passiert! Aber was?
    Irritiert stand Mr Veilleur mit leeren Händen im Dunkeln und bemerkte plötzlich, wie still es in der Welt geworden war. Vollkommen lautlos bis auf das Geräusch eines Flugzeugs, das weit über ihm dahinzog.
     
    2.
     
    Roderick Hanley streckte sich auf seinem Platz in dem vergeblichen Versuch, die verkrampften Muskeln und das schmerzende Kreuz zu entlasten. Es war ein langer Flug von Los Angeles und selbst die zusätzliche Beinfreiheit der ersten Klasse war für seine massige Gestalt nicht ausgelegt.
    »Wir werden in Kürze landen, Dr. Hanley«, erklärte die Stewardess und beugte sich zu ihm herüber. »Kann ich noch etwas für Sie tun, bevor wir die Bar schließen?«
    Hanley zwinkerte ihr zu. »Das könnten Sie schon, aber das hat dann nichts mit der Bar zu tun.«
    Ihr Lachen schien echt. »Nein, im Ernst jetzt …«
    »Wie wäre es mit einem weiteren Gimlet?«
    »Mal sehen.« Sie legte die Spitze ihres Zeigefingers ans Kinn. »Wodka und Limettensaft im Verhältnis vier zu eins und ein Spritzer Cointreau, richtig?«
    »Perfekt.«
    Sie legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Ich bin gleich wieder da.«
    Auch wenn ich stramm auf die Siebzig zugehe, habe ich immer noch einen Schlag bei Frauen.
    Er strich sein silbriges Haar zurück und straffte die Schultern

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