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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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kleines Mädchen nahm das Kind an der Hand und riss es unsanft zurück. » Sie meint Hallo«, erklärte sie in scharfem Ton. »Anabel ist kein Junge, sondern ein Mädchen. Und sie ist auch nicht hübsch. Sie ist nämlich fast kahl, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    Die Kleine mochte vier oder fünf Jahre alt sein und schaute Henrietta finster an. Ihre pelzgefütterte Pelisse stand vorn offen und sie trug keine Handschuhe, doch das war nicht schlimm. Es war so ungewöhnlich warm für Januar, dass selbst Henrietta ihren Mantel in der Kutsche gelassen hatte. Unter der Pelisse trug das kleine Mädchen ein Kleid, das morgens vielleicht noch blassrosa gewesen sein mochte, zwischenzeitlich jedoch mit dem Straßenstaub in Berührung gekommen war. Außerdem prangte auf der Vorderseite des Kleids ein übelriechender Fleck, als wäre die junge Dame mit dem Gesicht voran in einen Misthaufen gefallen.
    Das Mädchen wandte sich ab und wollte das Kleinkind die Straße hinunterzerren. Sein rosafarbenes Kleid, mochte es auch nach Stall riechen, war aus feinem Baumwollstoff.
    Henrietta trat vor die beiden hin und lächelte entschuldigend, als hätte sie ihnen versehentlich den Weg verstellt. »Da hast du mich so richtig erwischt, hm? Und du hast natürlich vollkommen recht. Ich habe so gut wie keine Ahnung von Kindern. Eines weiß ich allerdings sicher: nämlich, dass du ein Knabe bist.«
    Die Miene des Mädchens wurde noch finsterer. »Bin ich nicht!«
    »Was du nicht sagst! Du musst dich irren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass junge Burschen von vielleicht … äh, vier Jahren … dieses Jahr Rosa mit Schleifen tragen. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher.«
    »Ich bin kein Junge, und außerdem bin ich schon fünf! Wenn Sie nun bitte Platz machen würden, Sie versperren uns den Weg.«
    Ihr zutiefst skeptischer Blick machte Henrietta stutzig, deshalb beugte sie sich herab und fragte: »Wie heißt du denn, meine Kleine? Und wo ist dein Kindermädchen?«
    Einen Moment lang schien es, als wollte das Mädchen überhaupt nicht antworten, sondern bloß rasch die Flucht antreten, mit der kleinen Schwester im Schlepptau.
    »Ich heiße Josie«, sagte sie schließlich. » Miss Josephine Darby. Und das ist meine kleine Schwester Anabel.«
    »Lo!«, rief Anabel. »Lo!« Es schien sie ungemein zu freuen, dass Henrietta sich wieder auf ihre Augenhöhe begeben hatte.
    »Aha«, machte Henrietta und zwinkerte Anabel zu. »Nun, und ich bin Lady Henrietta Maclellan. Ungemein erfreut, eure Bekanntschaft zu machen. Josie, hast du nicht vielleicht dein Kindermädchen irgendwo vergessen?«
    »Ich habe sie zurückgelassen«, gab Josie würdevoll, wenn auch etwas hastig zurück.
    »Du hast was ?«
    »Ich habe sie zurückgelassen«, wiederholte das kleine Mädchen.
    »Aha«, sagte Henrietta. »Und wo, denkst du, hast du dein Kindermädchen gelassen?«
    »Dort hinten irgendwo«, antwortete Josie und schob trotzig die Unterlippe vor. »Aber da geh ich nicht mehr hin. Ich steige nie mehr wieder in diese Kutsche, ganz bestimmt nicht!« Sie blickte zurück auf die Reihe von Schaufenstern, die die High Street säumten. »Wir sind fortgelaufen und gehen nie mehr zurück. Wir suchen ein Geschäft, das Eis verkauft, und dann gehen wir weiter!«
    »Könnte es nicht sein, dass sich euer Kindermädchen Sorgen um euch macht?«, fragte Henrietta behutsam.
    »Nein. Sie trinkt gerade ihren Morgentee.«
    »Trotzdem wird sie sich doch Sorgen machen. Hält sie sich vielleicht in der Goldenen Hirschkuh auf?«
    »Sie hat bestimmt überhaupt nichts gemerkt«, behauptete Josie. »Heute Morgen hatte sie schon wieder einen hysterischen Anfall. Sie mag das Reisen nicht.«
    »Euer Kindermädchen hat vielleicht gar nicht gemerkt, dass ihr weggelaufen seid, aber euren Eltern wird es sicherlich auffallen. Sie machen sich bestimmt schreckliche Sorgen, wenn sie dich und deine Schwester nicht finden.«
    »Meine Mutter ist tot «, verkündete Josie und bedachte Henrietta mit einem Blick, der ausdrückte, dass diese Tatsache wohl offensichtlich sein sollte.
    »Oje«, stieß Henrietta ein wenig mutlos hervor. Dann besann sie sich. »Wie wär’s, wenn ich deine Schwester auf den Arm nähme und wir langsam zurückgingen?«
    Josie gab keine Antwort, ließ aber Anabels Hand los. Henrietta streckte die Arme aus und das Kind wackelte geradewegs hinein. Anabel war rundlich und rosig und hatte ein niedliches kahles Köpfchen. Ihr Gesicht war ein einziges Strahlen. Sie

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