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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Entsetzen blickte er auf die Stelle, wo Hugh eben noch gestanden hatte.
    „Oh Gott.“
    Marcus rannte schon hinüber, ebenso der Wundarzt. Überall war Blut, so viel, dass Daniel sehen konnte, wie es sich im Gras ausbreitete, sogar von der anderen Seite der Lichtung aus. Die Pistole glitt ihm aus der Hand, und wie in Trance tat er einen Schritt nach vorn.
    Lieber Himmel, hatte er gerade einen Menschen umgebracht?
    „Meine Tasche!“, schrie der Wundarzt, und Daniel machte noch einen Schritt vorwärts. Was sollte er nur tun? Helfen? Das tat Marcus schon, zusammen mit Hughs Sekundanten, und außerdem, hatte er Hugh nicht eben erschossen?
    Wurde das von einem Gentleman erwartet? Einem Mann zu helfen, nachdem er ihn mit einer Kugel durchlöchert hatte?
    „Halt durch, Prentice“, flehte jemand, und Daniel machte noch einen Schritt, und noch einen, bis ihm der metallische Geruch von Blut in die Nase stieg - er spürte, wie ihm die Knie weich wurden.
    „Binden Sie das ganz fest“, sagte jemand.
    „Er wird das Bein verlieren.“
    „Besser das Bein als das Leben.“
    „Wir müssen die Blutung stoppen.“
    „Drücken Sie fester!“
    „Nicht einschlafen, Hugh!“
    „Er blutet immer noch!“
    Daniel hörte zu. Er wusste nicht, wer was sagte, und es spielte auch keine Rolle. Hugh lag im Sterben, mitten auf dem Gras, und er, Daniel, war dafür verantwortlich.
    Es war ein Unfall gewesen. Hugh hatte ihn getroffen. Und das Gras war nass gewesen.
    Er war ausgerutscht. Lieber Gott, wussten sie überhaupt, dass er ausgerutscht war?
    „Ich ... ich ...“ Er versuchte etwas zu sagen, aber ihm fehlten die Worte, und Marcus war ohnehin der Einzige, der ihn hörte.
    „Du hältst dich besser im Hintergrund“, sagte Marcus ernst.
    „Ist er ...“ Daniel wollte die einzig bedeutsame Frage stellen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Und dann fiel er in Ohnmacht.
    Als Daniel zu sich kam, lag er in Marcus’ Bett, den schmerzenden Arm bandagiert. Marcus saß neben dem Bett auf einem Stuhl und starrte aus dem Fenster, das von der Mittagssonne hell erleuchtet war. Als er Daniel stöhnen hörte, wandte er sich zu seinem Freund um.
    „Hugh?“, fragte Daniel heiser.
    „Er lebt. Ich weiß allerdings nicht, ob ich da ganz auf dem Laufenden bin.“
    Daniel schloss die Augen. „Was habe ich getan?“, flüsterte er.
    „Sein Bein ist völlig hinüber“, sagte Marcus. „Du hast eine Arterie getroffen.“
    „Das wollte ich doch nicht.“ Es klang erbärmlich, doch es entsprach der Wahrheit.
    „Ich weiß.“ Marcus drehte sich wieder zum Fenster. „Du bist ein lausiger Schütze.“
    „Ich bin ausgerutscht. Es war nass.“ Er wusste nicht, warum er das überhaupt sagte. Es spielte keine Rolle. Nicht, wenn Hugh starb.
    Himmel, sie waren doch Freunde. Das war das Idiotische an der ganzen Sache. Sie waren Freunde, er und Hugh. Sie kannten sich schon seit Jahren, seit ihrem ersten Jahr in Eton.
    Aber er hatte getrunken, Hugh hatte getrunken, alle hatten sie getrunken, bis auf Marcus, der nach dem ersten Glas aufgehört hatte.
    „Wie geht es deinem Arm?“, erkundigte sich Marcus.
    „Er tut weh.“
    Marcus nickte.
    „Das ist gut, dass er wehtut“, sagte Daniel und senkte den Blick.
    Vermutlich nickte Marcus auch dazu.
    „Weiß es meine Familie schon?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte Marcus. „Wenn nicht, so werden sie es bald erfahren.“
    Daniel schluckte. Was auch passierte, er war nun ein Ausgestoßener, und das würde sich auch auf seine Familie auswirken. Seine älteren Schwestern waren verheiratet, doch Honoria war eben erst in die Gesellschaft eingeführt worden. Wer würde sie jetzt noch nehmen?
    Und er wollte nicht einmal darüber nachdenken, was das für seine Mutter bedeutete.
    „Ich werde das Land verlassen müssen“, sagte Daniel ausdruckslos.
    „Noch ist er nicht tot.“
    Daniel musterte den Freund erstaunt, konnte diese schlichte Direktheit gar nicht fassen.
    „Wenn er es überlebt, brauchst du das Land nicht zu verlassen“, meinte Marcus.
    Das stimmte, aber Daniel konnte sich nicht vorstellen, dass Hugh durchkam. Er hatte das Blut gesehen. Er hatte die Wunde gesehen. Verdammt, er hatte sogar den Knochen gesehen, so tief war der Schuss eingedrungen.
    Eine solche Verletzung überstand niemand. Wenn ihn der Blutverlust nicht umgebracht hatte, würde ihn der Wundbrand erledigen.
    „Ich sollte zu ihm gehen“, entschied Daniel schließlich und richtete sich auf. Er schwang die Beine über den Bettrand und

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