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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wechselte dann zu G-Dur. Das war besser.
    Wobei besser ein äußerst relativer Begriff war.
    Für den Rest der Aufführung beugte sie sich tief über die Tasten. Sie sah nicht mehr auf, blickte weder ins Publikum noch zu dem Mann, der sie vom Hinterzimmer aus beobachtete. Wie die drei Smythe-Smiths arbeitete sie sich durch die Noten, so gut sie konnte, und als sie fertig waren, stand sie auf und knickste, den Blick zu Boden gerichtet. Dann flüsterte sie Harriet zu, dass sie mal verschwinden müsse, und entfloh.
    Daniel Smythe-Smith hatte nicht vorgehabt, zur alljährlichen musikalischen Soiree der Familie nach London zurückzukehren, und seine Ohren wünschten sich auch sehnlichst, er hätte es nicht getan, doch sein Herz ... nun, das war eine andere Geschichte.
    Es war schön, wieder zu Hause zu sein. Trotz der Katzenmusik.
    Vor allem wegen der Katzenmusik. Nichts gab einem männlichen Smythe-Smith ein intensiveres Gefühl von Heimat als ein schlecht gespieltes Musikstück.
    Er hatte nicht gewollt, dass ihn irgendwer vor dem Konzert zu Gesicht bekam: Er war drei Jahre weg gewesen, seine plötzliche Rückkehr hätte die musikalische Darbietung in den Schatten gestellt. Das Publikum hätte es ihm vermutlich gedankt, doch er hatte nicht die Absicht, seine Familie vor den versammelten Damen und Herren des ton zu begrüßen. Die meisten waren vermutlich ohnehin der Ansicht, er hätte im Exil bleiben sollen.
    Aber er wollte seine Familie sehen. Daher war er, sobald die Musik einsetzte, leise in den Übungsraum gehuscht. Dort war er auf Zehenspitzen zur Tür gegangen und hatte sie einen Spaltbreit geöffnet.
    Er schluckte gerührt. Dort saß Honoria und lächelte ihr strahlendes Lächeln, während sie ihre Geige mit dem Bogen bearbeitete. Die Ärmste hatte keine Ahnung, dass sie nicht spielen konnte. Bei seinen anderen Schwestern war es genauso. Aber er liebte sie dafür, dass sie es versuchten.
    An der anderen Geige saß - lieber Himmel, war das etwa Daisy? Gehörte sie nicht noch ins Schulzimmer? Nein, inzwischen war sie wohl schon sechzehn, noch nicht in die Gesellschaft eingeführt, aber auch kein kleines Mädchen mehr.
    Am Cello saß Iris und wirkte betrübt. Und am Pianoforte ...
    Er hielt inne. Wer zum Teufel war das am Klavier? Er sah genauer hin. Sie hatte den Kopf gesenkt, ihr Gesicht war kaum zu erkennen, aber eines war sicher - sie war nicht mit ihm verwandt.
    Also, das war ihm ein Rätsel. Er wusste genau (seine Mutter hatte es ihm oft genug erzählt), dass das Smythe-Smith’sche Quartett aus unverheirateten jungen Smythe-Smith’schen Damen bestand und niemandem sonst. Die Familie war ziemlich stolz darauf, dass sie so viele musikalisch interessierte (die Worte seiner Mutter, nicht seine) Sprösslinge hervorbrachte. Sobald eine heiratete, stand schon eine andere bereit, um ihren Platz einzunehmen. Bisher war es noch nie nötig gewesen, dass jemand Familienfremdes einsprang.
    Vor allem aber: Welche Familienfremde würde da einspringen wollen ?
    Eine seiner Cousinen musste krank geworden sein. Das war die einzige Erklärung. Er versuchte sich zu erinnern, wer am Pianoforte hätte sitzen sollen. Marigold? Nein, die war schon verheiratet. Viola? Er glaubte sich zu erinnern, einen Brief erhalten zu haben, in dem stand, dass sie ebenfalls geheiratet habe. Sarah? Es musste wohl Sarah gewesen sein.
    Er schüttelte den Kopf. Er hatte wirklich wahnsinnig viele Cousinen.
    Neugierig betrachtete er die Frau am Klavier. Sie strengte sich wirklich sehr an mitzukommen. Ihr Kopf nickte auf und ab, während sie auf die Noten blickte, und hin und wieder verzog sie das Gesicht. Harriet stand neben ihr und blätterte stets zur Unzeit die Seiten um.
    Daniel lachte in sich hinein. Wer das arme Mädchen auch war, er hoffte, dass seine Familie sie gut bezahlte.
    Und dann löste sie schließlich die Finger von den Tasten, als Daisy ihr schmerzvolles Geigensolo begann. Er sah, wie die Fremde den Atem ausstieß, sich die Hände rieb, und dann ...
    Sie blickte auf.
    Die Zeit blieb stehen. Blieb einfach stehen. Das war zwar ein kitschiges Klischee, aber die wenigen Momente, in denen sie sich ihm zuwandte ... sie dehnten sich und wurden immer länger, verdichteten sich zur Ewigkeit.
    Sie war wunderschön. Aber das erklärte es noch nicht. Schönen Frauen war er schon oft begegnet. Hatte sogar mit einigen geschlafen. Aber das ... Ihr ... Sie ...
    Sogar seine Gedanken gerieten ins Stocken.
    Ihr Haar war glänzend dunkel und voll, und es

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