Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
wollte gerade aufstehen, als Marcus ihn zurückhielt.
„Das ist keine gute Idee“, warnte Marcus ihn.
„Ich muss ihm sagen, dass ich es nicht absichtlich getan habe. “
Marcus zog die Augenbrauen hoch. „Ich glaube nicht, dass das noch eine Rolle spielt.“
„Für mich schon.“
„Gut möglich, dass der Friedensrichter dort ist.“
„Wenn der Friedensrichter hinter mir her wäre, wäre er hier längst aufgekreuzt.“
Marcus dachte einen Moment nach, trat schließlich zur Seite und sagte: „Da hast du recht.“ Er streckte einen Arm aus, und Daniel ergriff ihn, um sich daran festzuhalten.
„Ich habe Karten gespielt“, erklärte Daniel mit hohler Stimme, „wie es sich für einen Gentleman gehört. Und als er mich einen Betrüger nannte, habe ich ihn gefordert, ebenfalls, wie es sich für einen Gentleman gehört.“
„Geh nicht so streng mit dir ins Gericht“, sagte Marcus. „Nein“, widersprach Daniel langsam. Er würde es zu Ende führen. Ein paar Dinge mussten einfach geklärt werden. Mit blitzenden Augen sah er Marcus an. „Ich habe danebengeschossen, wie es üblich ist unter Ehrenmännern“, rief er aufgebracht „Und ich habe mein Ziel verfehlt. Ich habe mein Ziel verfehlt und ihn getroffen, und jetzt mache ich das, was ein Mann tun muss, ich gehe zu ihm und sage ihm, dass es mir leidtut.“
„Ich begleite dich.“ Marcus straffte die Schultern. Mehr gab es nicht zu sagen.
Hugh war der zweite Sohn des Marquess of Ramsgate, und er war ins Haus seines Vaters in St. James gebracht worden. Daniel hatte schnell herausgefunden, dass er dort nicht willkommen war.
„Sie! “, donnerte Lord Ramsgate und deutete mit ausgestrecktem Arm auf Daniel, als stünde der Teufel höchstpersönlich in der Halle seines vornehmen Hauses. „Wie können Sie es wagen, sich hier blicken zu lassen?“
Daniel blieb vollkommen ruhig. Ramsgate hatte alles Recht der Welt, zornig zu sein. Er hatte Furchtbares durchlitten. Er trauerte. „Ich bin gekomm...“
„Um Ihr Beileid zu bekunden?“, unterbrach ihn Lord Ramsgate höhnisch. „Bestimmt ist Ihnen die Nachricht nicht willkommen, dass es dafür noch ein wenig früh ist.“
Daniel verspürte einen Funken Hoffnung. „Dann ist er noch am Leben?“
„Kaum.“
„Ich möchte mich gern entschuldigen“, sagte Daniel steif. Ramsgate riss die Augen auf. „Entschuldigen? Wahrhaftig? Sie glauben, eine Entschuldigung könnte Sie vor dem Galgen bewahren, wenn mein Sohn tot ist?“
„Deswegen habe ich nicht...“
„Ich sorge dafür, dass Sie am Galgen enden! Glauben Sie bloß nicht, dass ich dazu nicht imstande bin.“
Daniel bezweifelte es keine Sekunde.
„Hugh war derjenige, der die Forderung ausgesprochen hat“, sagte Marcus ruhig.
„Mir doch egal, wer damit angefangen hat“, herrschte Ramsgate ihn an. „Mein Sohn hat sich richtig verhalten. Er hat danebengeschossen. Aber Sie ...“ Er wirbelte zu Daniel herum und goss all sein Gift und seine Trauer über ihm aus. „Sie haben ihn angeschossen. Warum haben Sie das getan?“
„Es lag nicht in meiner Absicht.“
Einen Augenblick konnte Ramsgate ihn nur anstarren. „Es lag nicht in Ihrer Absicht. Das soll Ihre Entschuldigung sein?“ Daniel schwieg. Die Erklärung klang auch in seinen Ohren schwach. Aber es war die Wahrheit. Und es war schrecklich.
Er sah zu Marcus, hoffte auf irgendeinen stillen Rat, etwas, das ihm verriet, was er sagen oder tun sollte. Doch Marcus wirkte ebenfalls verloren. Vermutlich hätten sie sich noch einmal entschuldigt und wären dann gegangen, wenn nicht in diesem Augenblick der Butler eingetreten wäre mit der Nachricht, der Arzt habe soeben Hughs Krankenzimmer verlassen und wünsche, den Hausherrn zu sprechen.
„Wie geht es ihm?“, fragte Ramsgate scharf, nachdem der Arzt erschienen war.
„Er wird es überleben“, erklärte der Arzt, „vorausgesetzt, er holt sich keinen Wundbrand.“
„Und das Bein?“
„Er wird es behalten. Aber auch das nur, wenn sich die Wunde nicht entzündet. Aber ein Hinken wird wohl Zurückbleiben, möglich, dass er lahm sein wird. Der Knochen ist zersplittert. Ich habe ihn gerichtet, so gut ich konnte ... “ Der Arzt zuckte mit den Achseln. „Aber Wunder kann auch ich keine vollbringen.“ „Wann kann man sicher sagen, dass die Gefahr einer Entzündung vorüber ist?“, fragte Daniel. Er musste es einfach wissen. Der Arzt blickte ihn misstrauisch an. „Wer sind Sie?“
„Der Verrückte, der meinen Sohn angeschossen hat“,
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